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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dem er sein Geheimnis enthüllte, jemand anderer zu werden - in Davids Augen und seinen eigenen. Er würde einer
von ihnen werden, einer der Männer im Stripclub, ein Mann wie David, der seinen niederen Instinkten nachgab.
    Als sich Coetzee an den schweigsamen Rechnungsprüfer wandte, nutzte Richard die Gelegenheit und versuchte, seinen Freund in ein Gespräch zu zweit zu ziehen.
    »Hast du dich je gefragt«, begann er und lehnte sich zu David, »ob die … die Erkenntnis, auf die du dein ganzes Leben über gewartet und von der du angenommen hast, dass sie irgendwo da draußen sein würde, in Wirklichkeit gar nicht existiert?«
    David blickte ihn verständnislos an, so dass Richard noch einmal ansetzte. »Ich meine … Du weißt schon … die furchtbare Erkenntnis, dass du immer knapp davor stehen, immer das Gefühl haben wirst, als würde dir gleich die wesentliche Erleuchtung deines Lebens kommen, aber dass sie in Wahrheit nie eintreffen wird?«
    Obwohl Richard bemüht leise gesprochen hatte, herrschte am Tisch auf einmal Schweigen. »Wovon redest du, Richard?«, fragte David, der peinlich berührt die Blicke der anderen suchte.
    »Er redet vom Warten auf seine religiöse Erleuchtung … Und dass sie nie kommen wird«, erklärte Coetzee, der bereits leicht angeheitert war. »Wie wenn man auf einen Orgasmus wartet, von dem man weiß, dass man ihn nie erreichen wird. Sehr frustrierend … Kann ich mir jedenfalls vorstellen«, fügte er anzüglich grinsend hinzu.
    »Nun, wir können nicht alle die ganze Zeit über befriedigt sein«, meinte Amanda leichthin und berührte Kristi am Arm. Charmaine lachte etwas zu laut auf, wie Richard fand. Trotz der scherzhaften Erwiderung starrte ihn Amanda zornig an. Seine Frage war unpassend ernst gewesen und drohte, den festgelegten Fluss des Abends zu stören.
    »Autsch«, sagte David und verpasste ihm einen freundschaftlichen Stoß mit dem Ellenbogen.

    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Richard, der merkte, wie seine Kopfhaut zu prickeln begann und es heiß seinen Rücken hochkroch. »Das ist mir gerade so eingefallen. Wartet nur, bis ich mehr Wein intus habe, dann werdet ihr erst die richtig komplizierten Fragen hören.« Er versuchte, locker zu klingen. Nur Cynthia sah ihn einen Augenblick lang mitfühlend an, ehe sie sich wieder ihrer Suppe widmete.
    In seiner Verzweiflung wandte sich Richard an Coetzee: »Und? Sind Sie geschäftlich auch viel in Afrika unterwegs, Ryno?«
    »In Afrika?« Coetzee legte seinen Löffel beiseite und tupfte sich den Mund mit der Serviette ab, als plante er, eine wichtige Rede zu halten. »Wissen Sie, diese kleinen asiatischen Kerle kennen noch die Bedeutung von Arbeit. Verstehen Sie?« Er sprach laut, um auch den Rest der Tischgesellschaft mit einzubeziehen. »Diese Leute hören überhaupt nicht auf zu arbeiten. Die ganze Zeit über tut sich da was. Wenn man einen Asiaten nimmt und irgendwohin verfrachtet, dann arbeitet der immer noch wie ein Generator - man schaltet ihn einfach ein, und er legt los. Es ist unglaublich, aber so ist deren Kultur nun mal. Was aber Afrika betrifft … Man muss ja heutzutage verdammt aufpassen, was und wie man was sagt, aber ich will es mal so formulieren: Dort findet man nicht unbedingt dieselbe Arbeitsethik wie in Asien, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Coetzee nahm wieder seinen Löffel zur Hand, ehe er hinzufügte: »Das sind echt nette Menschen und so. Verstehen Sie mich nicht falsch. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sie nicht verpflanzen kann. Wenn man einen von denen aus ihrer gewohnten Umgebung reißt, funktioniert er einfach nicht mehr.«
    Er blickte sich am Tisch um und versuchte offenbar, die politische Einstellung der Anwesenden abzuschätzen. Cynthia öffnete den Mund, um etwas zu sagen, senkte dann aber wieder
den Blick und trank stattdessen einen Schluck Wasser. Rale Garver nickte zustimmend, und Kristi kicherte. Solchermaßen ermutigt fuhr Coetzee fort: »Wissen Sie, als ich in Australien war, wurde ich von der Handelskammer in Melbourne eingeladen. Man wollte mir zeigen, wie sie dort ihre Geschäfte machen, und man wollte von mir auch ein paar Ratschläge hören. Das Übliche eben. Sie haben mir ein Zimmer in einem wahnsinnig tollen Fünf-Sterne-Hotel besorgt, in jedem Bad ein Whirlpool, phantastisches Essen … na ja, egal. Jedenfalls habe ich da Immigranten aus Thailand und Vietnam gesehen. Sie sind das Rückgrat der australischen Wirtschaft. Haben sich im Mittelstand häuslich

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