Würfelwelt (German Edition)
Antwort kenne: ja.
Kennst du das Böse? Ich bin mir nicht sicher. Nach einigem Zögern klappe ich den Schalter nach oben.
Siehst du die Wahrheit? Ich blicke mich um. Ist die Frage wörtlich gemeint? Diese Würfelwelt kann auf keinen Fall wahr sein. Ich lege den Hebel auf Nein.
Die Tür öffnet sich nicht.
Verdammt! Ich schalte wahllos an den Hebeln herum, bei denen ich mir nicht sicher war, doch das bringt nichts. Ich bin in meinem eigenen offenbar schwer angeschlagenen Kopf gefangen.
Ich grübele eine Weile, bis mir klar wird, dass ich das Problem möglicherweise falsch angegangen bin. Als ich den ersten Hebel auf „Nein“ geschaltet habe, war ich plötzlich für einen Moment in der Wirklichkeit. Als ich Hebel 3 umlegte, ist Gronkh verschwunden.
Vielleicht geht es gar nicht darum, die richtige Schalterkombination zu finden. Vielleicht muss ich die Hebel nutzen, um meine Wahrnehmung der Würfelwelt zu verändern. Könnte es nicht sein, dass dieser Raum der Ausgang ist, den ich die ganze Zeit suche? Könnte die Tür dort direkt zurück in die Realität führen?
Die ersten drei Hebel habe ich bereits in der richtigen Weise genutzt, da bin ich sicher. Bei Hebel 4 weiß ich es nicht genau, aber es wäre möglich, dass dadurch, dass er auf „Ja“ steht, dieser Raum zum Ausgang aus der Würfelwelt geworden ist.
Ich betrachte das fünfte Schild. Hast du Angst vor dem Enderman? Diese schwarzen Gestalten mit den leuchtenden Augen sind unheimlich. Aber habe ich wirklich Angst vor ihnen? Ja, schon. Vor allem jetzt, wo Gronkh nicht bei mir ist, möchte ich keinem von denen begegnen.
Vielleicht kann ich diese Angst abschalten, indem ich den Hebel nach unten lege.
Ich konzentriere mich auf das unangenehme Gefühl in meinem Bauch, das mich befiel, als ich zum ersten Mal einen Enderman sah. Nein, ich habe keine Angst, sage ich zu mir selbst. Ich lege den Hebel um.
Das Erste, was ich spüre, ist eine Art kalter Windhauch in meinem Nacken. Schweiß bricht aus meinen Poren. Ich spüre es, obwohl mein Kastenkörper gar keine Poren hat.
Er ist hier!
Ich drehe mich langsam um.
Die Gestalt ähnelt den anderen Endermen – sie ist sehr groß, sehr schlank, mit langen, tentakelartigen Armen. Doch im Unterschied zu ihren Artgenossen trägt sie einen weißen Kittel.
Panik erfüllt mich. Ich hätte den Hebel nicht nach unten legen dürfen! Es war eine glatte Lüge, mit fürchterlichen Konsequenzen.
Ich will wegrennen, doch der Enderman blockiert den einzigen Fluchtweg.
Sieh ihm nicht in die Augen, raunt Gronkhs Stimme in meinem Kopf. Doch sein glühender Blick zieht mich magisch an. Mein Kopf bewegt sich, als drehe ihn jemand mit Gewalt dorthin.
Er ist hier!
Er beugt sich über mich. Seine Hand umfasst mein Kinn, dreht meinen Kopf, so dass ich in seine Augen sehen muss. Sein Gesicht ist verschwommen, doch ich kann seine Augen deutlich erkennen. Sie bohren sich in mein Gehirn, saugen mir die Willenskraft aus.
„Marko? Kannst du mich hören, Marko?“
Ich wünschte, ich könnte es nicht. Ich will meine Lider schließen, damit diese schrecklichen Augen verschwinden, doch selbst das gelingt mir nicht.
Er starrt mich an. Schweiß durchtränkt das Laken unter mir.
Er lächelt. Dann wendet er sich endlich ab. „Apallisches Syndrom“, sagt er. „Man nennt es auch Wachkoma. Ausgelöst vermutlich durch einen toxischen Schock.“
„Ja, das hat Dr. Berkholm auch gesagt.“ Die Stimme meiner Mutter. Sie sitzt rechts von mir, außerhalb meines starren Blickfelds.
„Ich fürchte, da kann ich nicht viel tun. Aber es besteht immerhin eine realistische Chance, dass er von selbst wieder daraus erwacht.“
„Danke, dass Sie gekommen sind, Doktor.“
„Selbstverständlich. Irgendwie fühle ich mich mitverantwortlich für seinen Zustand. Wenn ich eher erkannt hätte, wie schlecht es ihm ging, als er in meine Praxis kam ... Aber er wirkte so normal ...“
„Machen Sie sich bitte keine Vorwürfe. Sie haben getan, was Sie konnten. Das hat Dr. Berkholm bestätigt.“
„Trotzdem würde ich gern hin und wieder nach ihm sehen, wenn Sie einverstanden sind.“
„Ja, das wäre schön. Bitte sagen Sie es uns sofort, wenn sich an seinem Zustand etwas ändern sollte.“
„Selbstverständlich.“ Seine Stimme ist samtweich, beruhigend. Ein Arzt, der Sicherheit und Kompetenz ausstrahlt. Bestimmt ist er bei seinen Patienten sehr beliebt.
Glaubt ihm nicht, schreie ich. Er ist der Enderman! Lasst mich nicht mit ihm allein! Doch niemand
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