Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
Täler von Trockenflüssen, also Flüsse, die nicht ganzjährig Wasser führen und von denen viele selbst einige Jahre hintereinander nicht fließen. Die drei größten sind Hoarusib, Hoanib und Ugab. Als spektakulär gilt der Hoanib. An ihm halten sich regelmäßig Wüstenelefanten auf. Am Oberlauf des Hoanib liegt die Khowaribschlucht, die sich 25 km weit durch die Landschaft windet. Ihre hohen Wände lassen eine Gefahr ahnen, die zwar selten, aber wenn, dann plötzlich auftritt: Nach starken Regenfällen füllen sich die Täler von Trockenflüssen in einer rasanten Geschwindigkeit. Tiere und Menschen, die sich dann in einer Schlucht aufhalten, haben keine Chance und ertrinken in den heranströmenden Wassermassen.
Die Sandlandschaften und Dünen des Südens
In welchen Zeiträumen sich das »Leben« von Trockenflüssen abspielt, kann beim Kuiseb beobachtet werden, an dessen Südufer die von Sand beherrschte Südnamib beginnt. Zwar fließt in ihm alle paar Jahre Wasser, die Mündung am Atlantischen Ozean konnten die Fluten jedoch das letzte Mal im Jahr 1933 erreichen. Der Süden der Namib wird von weiten Sandflächen eingenommen. Anders als im Norden können bei diesem lockeren Untergrund die Trockenflüsse keine Schluchten ausbilden. Stattdessen enden ihre Unterläufe oft im Sand, wo sie verlehmte Niederungen bilden, die sog. vleis. Zu den bekanntesten zählt das Deadvlei, in dem zahlreiche tote Kameldornbäume von einer besseren Zeit vor rd. 500 Jahren künden.
Entlang des Tsauchab gedeihen hingegen nach wie vor zahlreiche Kameldornbäume. Selbst wenn der Fluss monatelang kein Wasser führt, markieren sie seinen Verlauf, der im Sossusvlei endet. 1994 war der Tsauchab nur 5 km vor seinem Ziel versiegt, aber 1997/98 war es dann das bislang letzte Mal wieder soweit: Das Sossusvlei füllte sich mit Wasser und bot damit für kurze Zeit auch Lebensraum für Enten und Säbelschnäbler. Bekannt ist die Wüstenregion jedoch nicht für ihre Tierwelt, sondern für die rot gefärbten Dünen, die mit deutlich über 300 m als höchste der Welt gelten.
Was über Jahrzehntausende das Geheimnis einer abgelegenen Natur war, ist heute für jedermann zugänglich. Der Namib-Naukluft-Nationalpark, in dem Sossusvlei liegt, ist einer der Hauptanziehungspunkte für Namibias Fremdenverkehr. Genau 45 km hinter dem Parkeingang wartet auf dem Weg nach Sossusvlei Düne 45 darauf, von Besuchern erklommen zu werden. Von dort oben bietet sich der beste Panoramaausblick auf eine Landschaft, die für ihre vom Eisenoxid rot gefärbten Sterndünen berühmt ist.
Von Sandschwimmern und Sonnenschirmen
Wer sich durch die riesigen Dünen zum Sossusvlei, einer gelegentlich mit Wasser gefüllten Senke, begibt, mag zunächst kaum mehr sehen als vertrocknete Grashalme und einige verdorrte Büsche. Doch selbst in diesem unwirtlich wirkenden Teil der Namib lassen vielfältige Spuren – Trittsiegel von Vögeln und Paarhufern sowie unzählige Fährten von Insekten und Reptilien – ahnen, dass sogar hier zahlreiche Spezialisten mit Erfolg ihren täglichen Überlebenskampf bestreiten. Allein über 60 Säugetierarten haben sich durch ihre Anpassungsstrategien die Namib als Lebensraum erschlossen.
© shutterstock.com/Four Oaks
Warzenschwein an einer Wasserstelle
Leben im Meer aus Sand
Über Jahrmillionen wehende Südwestwinde haben das riesige Dünenmeer entlang der namibischen Küste aufgeschichtet – einen einzigartigen Lebensraum aus feinst geriebenem Siliziumoxid. Nur wenige Pflanzen gedeihen hier in kleinen Nischen, in denen sich geringe Mengen herbeigewehter Humus angesammelt haben. Auch für Tiere ist es nicht leicht, im Sand Halt zu finden. Der Wüstengecko (
Palmatogecko rangei
) trägt zwischen seinen Zehen Schwimmhäute, die ihm helfen, nicht im Fließsand einzusinken. Auf ihn lauern Fressfeinde wie die Zwergpuffotter (
Bitis peringueyi
). Wenn sie sichim Sand eingegraben hat, lugen nur noch die Augen und die gerade sandkorngroßen Gesichtsschuppen bis hin zur Mundöffnung hervor. Bei dieser perfekten Tarnung bleibt einem über den Sand huschenden Wüstengecko so gut wie keine Chance, der aus ihrem Versteck hervorschnellenden Schlange zu entkommen.
Sandschwimmer in den Dünen
Unter dem Einfluss der Schwerkraft fließen die feinen, vom Wind glatt polierten und getrockneten Sandkörner fast wie Wasser. Grabende Tiere haben in diesem Sandmeer keine Möglichkeiten, dauerhafte Gänge oder Tunnel anzulegen. Stattdessen »schwimmen« hier
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