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Wuestenmond

Wuestenmond

Titel: Wuestenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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warme Woge brach es an meinen Knien und Hüften, stieg langsam empor, wurde immer mächtiger und erregender, bis ich darin zu versinken glaubte.
    »Laß mich nachdenken…«, murmelte ich. »Es geht vielleicht doch nicht…«
    Er bewegte die Lippen meinen Hals entlang. Ich spürte seine Gegenwart so stark, und unsere Konfrontation war so schwindelerregend, daß ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Elias’ Zungenspitze drang in meine Ohrmuschel, folgte den Windungen, als könne sie die Vibrationen auffangen, die aus meinem Gehirn drangen. Ich stieß ihn weg.
    »Ich verspreche dir nichts, Elias. Ich habe in Paris viel zu tun.«
    Er gab keine Antwort. Seine Hände bewegten sich über meinen Körper, drangen zwischen Haut und Stoff vor. Ich zog meinen Pullover über den Kopf, öffnete den Reißverschluß meiner Jeans. Er zog mein T-Shirt über die Schultern, half mir, aus meiner Hose zu steigen, schob behutsam meinen Slip über die Schenkel. Die Kälte 216
    machte mir nichts aus, ich spürte sie kaum. Musselinweiche Schauer, warm und pulsierend, strahlten von unterhalb des Nabels aus. Was konnte ich tun oder nur sagen, wenn er die Wucht meiner Begierde weckte? Meine Empfindungen waren vollkommen neu; sie erinnerten an nichts, was mir je widerfahren war. Was mich am stärksten zu Elias hinzog, war seine mühelose Sicherheit und Kraft, die fast spielerische Ausgeglichenheit aller seiner Bewegungen. Die gleiche selbstverständliche Leichtigkeit, mit der er sich bewegte und mit den Dingen umging, prägte in kaum veränderter Form seine Beziehungen zu den Menschen. Als er sich entkleidete, rauschte das Blut in meinen Ohren. Er tat es mit unauffälliger Geschicklichkeit, plötzlich fiel das Mondlicht mit einem Schlag auf den langgestreckten Körper. Wir lagen Mund an Mund; er öffnete die Lippen. Meine Zunge tauchte in ihn ein, fand seinen Geschmack, seine Wärme. Es war jedesmal eine andere Lust, immer stärker, kaum auszuhalten. Ich drückte mit verschlungenen Händen seinen Nacken zu mir herunter. Seine Schultern waren kräftig, aber unter dem lockigen Haar war der Nacken hoch und für einen Mann erstaunlich schmal. Er preßte sein Gesicht an meines, bevor er sich auf mich rollte, mich mit lähmender Kraft in seine Arme schloß. Ich spürte, wie tief er in mich eindrang, mich ausfüllte, mit langsamen, harten Stößen. Mein Körper bäumte sich auf, öffnete sich ganz. Ich wollte den Lebenssaft aus ihm ziehen, er sollte mich verhexen. Das Gefühl, das Elias in mir hervorrief, war wie das Gleiten durch Wellentäler, wie ein Schweben im Wind. Es befreite und berauschte mich, es ging mir durch und durch. Ich zog mich zusammen, ganz eng, schmerzhaft beharrlich, um ihn aufzusaugen, ihn festzuhalten.
    Ich stöhnte leise an seinem Mund, hinweggetragen von einem Meer blinder Verzückung, einer alles verschlingenden Spannkraft, heiß und zügellos.
    Trommelwirbel gingen durch unsere Herzen, der Mond zog uns in seine Bahn, in meinem Bauch öffneten sich Seerosen. Die Kraft wuchs unausweichlich, machte uns zu einem einzigen, pulsierenden Organismus, und zusammen hielten wir es so lange an, wie es uns möglich war. Wir waren die ersten und letzten Liebenden, wir starben und erwachten zu neuem, verwundbarem Leben. Ich ließ meine Gedanken ziehen und wirbeln, wie sie wollten. Erst nach einer Weile wandte ich ihm den Kopf zu, sah seine Augen mit den kaum gewölbten Lidern, die sein Gesicht vergrößerten, wenn er sie, wie im Augenblick, geschlossen hielt. Behutsam machte ich mich aus seinen 217
    Armen frei. Da bewegte auch er sich, zugleich nach unseren Kleidern tastend.
    »Du frierst«, sagte er besorgt. »Erkälte dich nicht.«
    Seine Stimme brachte mich in die Wirklichkeit zurück.
    Unsere Haut war heiß, aber der Wind schnitt wie ein Messer; es tat weh, besonders auf der Brust, wo ich ein wenig geschwitzt hatte. Wir zogen uns rasch an. Dann zwängten wir uns in den Schlafsack, kuschelten uns in die weiche Hülle aus Baumwolle und Daunen, wo die Wärme einen schützenden Kokon bildete. Wir konnten uns nicht viel bewegen, und das war gut. Ich legte meine Hand auf Elias’
    warme Hüfte, liebkoste ihn mit den Fingerspitzen. Dabei schloß ich die Augen, lag ganz entspannt – plötzlich war das Lager in Abalessa wieder da. Die Erinnerungen zogen vorbei wie ein Film, Szene für Szene, bis ich alles wieder ganz genau vor Augen hatte. Ich sah den sandigen Uferhang des ausgetrockneten Wadi Tit, die von Büschen bewachsene Ebene,

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