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Wuestenmond

Wuestenmond

Titel: Wuestenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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vor. Ich zuckte zusammen.
    »Ach! Ich glaube, daß wir uns von früher kennen…«
    Er musterte mich genauer.
    »Sind Sie vielleicht…«
    »Ja, ich bin Chenanis Tochter.«
    Er sah mir offen ins Gesicht. Sein Blick war neugierig und erfreut.
    »Tamara«, sagte er.
    Ich starrte ihn an.
    »Wie kommt es, daß Sie meinen Namen wissen?«
    Er lächelte.
    »Wie sollte ich nicht? Allem Anschein nach sind wir verwandt. Auf 111
    eine ziemlich komplizierte Art allerdings. Mein Vater war Chenanis Halbbruder.«
    Ich erinnerte mich an Zaras ersten Mann, den »Taugenichts«, und nickte.
    »Ja, ich weiß.«
    Wir tauschten einen langen Blick, bevor er sich den anderen zuwandte, die sich ebenfalls vorstellten.
    »Was ist geschehen?«
    Elias sah von einem zum anderen. Rocco hatte ein schlechtes Gewissen. Er runzelte die Stirn, und seine kleinen Augen blickten verschlagen.
    »Da war eine Düne, wo sie nicht sein sollte. Wir haben einen Verletzten.«
    »Schlimm?«
    Seine Antwort erhielt er von Serge.
    »Ein paar Prellungen. Und eine Gehirnerschütterung.«
    Elias ging zu Adil, der ihn verstört ansah und sich mühsam aufrichtete. Elias reichte ihm die Hand; mir fiel auf, daß Adil diese Hand kurz an seine verschleierten Lippen führte. Dann ließ er sich müde zurückfallen, berührte seinen Kopf und stammelte ein paar Sätze; seine Stimme klang erschöpft und tonlos. Elias hörte zu, wobei er – in der typischen Art der Nomaden – mit den Händen auf dem Rücken die Falten der Gandura zusammenhielt. Dann wandte er sich an uns.
    »Er sagt, er fühlt sich nicht wohl als Gepäckstück. Er tut alles, um wieder auf die Beine zu kommen.«
    »Er soll sich nicht aufregen«, sagte ich. »Er soll liegenbleiben.«
    Man sah Rocco an, daß ihm hundeelend zumute war. »Das verdammte Durcheinander ist meine Schuld«, gab er unbehaglich zu.
    Elias zuckte kurz mit den Schultern.
    »In der Wüste macht man nur einmal einen Fehler.«
    Rocco starrte ihn argwöhnisch an.
    »Warum keinen zweiten?«
    »Weil man nicht mehr dazu kommt«, erwiderte Elias.
    Er hatte leichthin gesprochen, aber ich verstand den Ernst in seinen Worten. Es gab in der Sahara keinen Kompromiß, er gab nur Gelingen oder Untergehen. Der Tod stand immer bereit und wartete darauf, daß man einen Fehler machte. Er wartete vor allem auf jene, die Tollkühnheit beweisen mußten und sich für unschlagbar hielten.
    Rocco hatte seine Lektion gelernt.
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    Inzwischen trat Elias näher an die Wagen heran, prüfte aufmerksam die Reifen.
    »Sie haben den Sand gut abgetragen. Jetzt müssen wir sie rückwärts auf die richtige Spur bringen.«
    Er wies auf eine Stelle, an der die dunkle Oberfläche der Piste in ein helles Gelb überging.
    »Das ist Fech-Fech, Pulversand, und sehr gefährlich. Die Stelle muß umfahren werden. Versuchen wir es einmal!«
    Er stieg in den hinteren Wagen, setzte sich ans Steuer und ließ den Motor an. Interessiert beobachteten wir, wie Elias den Wagen durch Wechseln des Vor- und Rückwärtsganges ein paarmal hin und her, dann zwei oder drei Meter rückwärts und fast ebensoviel vorwärts bewegte. Nach fünf solchen Manövern fuhr er bis knapp an die Stelle, an der wir eingesackt waren, schlug die Vorderräder etwa fünfzehn Grad ein und gab kräftig Gas. Die starke Steuerdrehung bewirkte eine Schrägstellung der Räder, so daß der Wagen aus dem Sandloch sprang und wieder auf festem Grund stand. Wir jubelten.
    Elias stieg aus und lachte hell und kindlich, wie ein Junge, dem soeben ein guter Streich gelungen ist.
    »Den nächsten«, sagte er, »schleppen wir am besten aus der Düne.«
    Wir hatten ein gutes Abschleppseil aus Nylon, mit dem wir beide Autos verknoteten. Thuy übernahm das Steuer des bereits freigefahrenen Wagens, während Elias den eingesandeten Landrover untersuchte und feststellte, daß der Anlasser rechts unten am Motorblock vom Sand befreit war. Er nickte zufrieden, setzte sich in den Wagen, gab Gas und manövrierte den Wagen aus dem weichen Sand heraus. Thuy fuhr inzwischen rückwärts. Es dauerte keine fünf Minuten, und wir hatten den Wagen befreit. Die Freude war groß, wir spendeten kräftig Beifall. Inzwischen hatte Rocco den Gaskocher angezündet und Wasser heiß gemacht.
    »Kaffee?« fragte ich Elias. »Wie willst du ihn haben? Mit Milch und Zucker?«
    »Gerne.«
    Wir setzten uns in den Schatten. Ich rührte Pulverkaffee in das heiße Wasser, fügte Kondensmilch und Würfelzucker hinzu.
    »Ich habe Zara gesehen. Wir haben von dir

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