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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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konnte ihren Gegner nicht abschütteln.
    »Wenn du mich tötest, vereitelst du Numairs sämtliche Pläne«, stieß sie verzweifelt hervor.
    »Was weißt du denn davon?«, schnarrte er, aber sie hatte ihn erneut  überrumpelt. Khalidah entwand sich seinem Griff und kroch davon. Er bekam den Saum ihres Kleides zu fassen. Sie riss sich los, und als er sich vom Boden aufrappelte, versetzte sie ihm einen so kräftigen Stoß, dass er sich nicht auf den Füßen halten konnte, rammte ihr Knie auf seine Messerhand und hörte die Knochen mit einem Ekel erregenden Knirschen brechen. Der Mann brüllte vor Schmerz so laut auf, dass sie fürchtete, er würde das ganze Lager aufwecken, doch die betäubten Gestalten ringsum rührten sich nicht. Sie packte das Messer, und als er versuchte, sie abzuschütteln, stieß sie es ihm tief in den Rücken. Der Mann stöhnte auf, unternahm einen erfolglosen Versuch, mit seiner nutzlosen Hand nach der Waffe zu greifen, dann kippte er vorneüber und blieb regungslos liegen.
    Khalidah sank zitternd auf die Knie. Aus irgendeinem Grund konnte sie nur daran denken, dass ihr Schal ihr während des Kampfes vom Kopf gerutscht war. Ohne ihn fühlte sich ihr Haupt seltsam leicht an. Nach einem Moment fiel ihr Bilal wieder ein. Sie drehte sich um und sah sich Sulayman gegenüber, der den Schal in den Händen hielt. In seinen Augen las sie vorsichtigen Respekt.
    »Wie lange bist du schon …«, begann sie.
    »Lange genug.«
    »Bilal! Er …«
    »… wird sich wieder erholen, allerdings ein paar Tage lang unter Kopfschmerzen leiden. Ich habe ihn schon untersucht. Er war sehr tapfer. Du übrigens auch.« Er betrachtete den Toten einen Moment lang nachdenklich, dann sagte er: »Ich kann nicht behaupten, dass es mir um ihn leidtut, aber seinetwegen haben wir jetzt noch mehr Arbeit. Wir müssen uns beeilen.«
    »Was sollen wir denn mit ihm machen?« Khalidah band sich den Schal um den Kopf.
    Sulayman lächelte. Er zog einen zusammengefalteten Pergamentbogen mit einem erbrochenen roten Siegel aus seinem Wams und  reichte ihn Khalidah. Sie faltete ihn auseinander und stellte fest, dass er eng beschrieben war. Wie der Rest ihres Stammes konnte auch sie nicht lesen, aber sie erkannte trotzdem, dass es sich nicht um arabische Schriftzeichen handelte.
    »Ist das die Schrift der Franken?«
    »Ja.« Sulayman nahm das Pergament wieder an sich.
    »Kannst du sie lesen?«, fragte sie, gegen ihren Willen beeindruckt.
    »Ich habe diesen Brief selbst geschrieben«, erwiderte er. Als er ihren verwirrten Blick bemerkte, faltete er den Bogen wieder zusammen, sodass die beiden Hälften des Siegels ein Bild ergaben. Es zeigte zwei gemeinsam auf einem Pferd sitzende Ritter.
    »Das Templersiegel?« Khalidahs Verwirrung wuchs.
    Sulayman nickte. »Dein Alibi - hoffentlich verschafft es uns einen ausreichenden Vorsprung. Viel steht nicht darin - es handelt sich angeblich um den Brief eines niederrangigen Bruders, der sich in Kerak aufhält, an den Großmeister. Er schreibt von Schwierigkeiten mit den hiesigen Stämmen und bittet um Hilfe, um sie unterwerfen zu können. Du wirst darin nicht erwähnt, aber es reicht aus - vorausgesetzt, es findet sich jemand im Lager, der den Brief lesen kann.«
    »Beduinen brauchen keine geschriebene Sprache«, gab Khalidah gereizt zurück.
    »Nun ja, ich wollte mich noch vergewissern, dass hier jemand des Lesens kundig ist, aber das ist jetzt nicht weiter wichtig. Wenn dein Vater das Siegel sieht, wird er annehmen, die Templer hätten ihn getötet«, er stieß den Toten mit dem Zeh an, »und dich als Geisel genommen. Mit etwas Glück bricht er dann gleich nach Kerak auf.« Wieder musterte er den Toten einen Moment lang, dann fügte er hinzu: »Leider wird er dann als Held gelten.« Er überlegte kurz, dann spielte ein Lächeln um seine Lippen. »Es sei denn, ich lasse ihn als Verschwörer erscheinen.« Er zog einen kleinen Beutel aus seiner Schärpe und schob ihn zwischen die Hände des toten Mannes.
    »Was war das?«, erkundigte sich Khalidah neugierig.
    »Der Rest des Opiums«, erwiderte er, zog das Messer aus dem Rücken des Toten, breitete den Brief über die Wunde und stieß das Messer durch das Pergament hindurch in das Fleisch zurück. Khalidah zuckte nicht zusammen. »Du hast anscheinend schon öfter einen Menschen getötet«, stellte er aufgrund ihrer Gelassenheit fest.
    Das hatte sie zwar nicht, aber Khalidah zog es vor, ihm trotzdem nicht zu viel über ihre ungewöhnliche Erziehung zu

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