Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!
für den Frieden (PfP, Partnership for Peace)? Am Ende noch in die NATO? «Frei von Vorbehalten war und bin ich nicht, weil ich das Gefühl habe, die grossen Nationen ziehen die Kleinen zu sich», sagt Jean Abt heute, «nicht im Interesse des Friedens, sondern in ihrem.» Eines darf für Abt nie geschehen: «Dass die Grossen einfach rufen und unsere Flugzeuge verlangen können für den Krieg in Libyen oder anderswo auf der Welt.»
Der Korpskommandant und Freund ist auf der anderen Seite völlig einverstanden mit dem Aufbau der drei internationalen Zentren für Sicherheit, die in Ogis Bundesratszeit in Genf eröffnet werden. Herausragend ist dabei vor allem das Internationale Zentrum für Humanitäre Minenräumung. Es ist heute ein weltweit führendes Wissenszentrum zur Räumung von Personenminen. Eine gute Sache sei das. Abt unterstützt seinen Freund.
Und auch Jean Abt geht über die Grenze. Er organisiert zusammen mit der französischen Armee eine gemeinsame, gross angelegte Katastrophenübung auf der Rhone zwischen Genf und Lyon. Ein Jahr später wird in der Schweiz geübt. Französische Offiziere in Schweizer Stäben, Jean Abt macht es möglich. Obwohl die französischen Offiziere nichts von der Schweizer Milizarmee verstanden hätten. Wenn der Korpskommandant etwas braucht, wenn er auf unüberwindbar scheinende Hindernisse stösst, ruft er einfach den Departementschef an. Über Nacht wird die Sache meistens geregelt, sonst dauert es halt etwas länger. Beseitigt wird das Hindernis immer.
Während eines Jahresrapports der Panzerbrigade 2 fällt Korpskommandant Jean Abt ein junger Panzergrenadierleutnant auf. Er strahlt bei der Begegnung mit dem alten Abt übers ganze Gesicht. Mathias Ogi! «Ich habe sofort seinen Vater wieder vor mir gesehen, als Major in der kleinen Kaserne Bernrain – genauso übers ganze Gesicht strahlend. Ein Déjà-vu!»
Einige Jahre später sieht Abt den jungen Ogi noch einmal während eines privaten Treffens mit der ganzen Familie in Montreux.
Es ist seine letzte Begegnung mit ihm.
2003 Skilegende Vreni Schneider überrascht Hauptmann Mathias Ogi im Glarner Wiederholungskurs mit einer Glarner Pastete.
2002 Ein seltenes Bild: Bundesrat Johann Schneider-Ammann als Oberst in Uniform. Früher war er Hauptmann in Ogis Gebirgsfüsilierbataillon.
1979 Ogi als Hauptmann.
2007 Bernhard Russi hält bei den Swiss Sport Awards die Laudatio für Ehrenpreisträger Ogi.
Unser Ziel Sapporo
Der Olympiasieger von Sapporo lernt Adolf Ogi im Winter 1967 kennen. «Richtig kennen», betont Bernhard Russi heute noch. Offenbar gibt es da bleibende Erlebnisse.
In der Tat: Adolf Ogi ist in diesem Jahr im schweizerischen Skiverband Chef des CKaders, also des Nachwuchses, geworden und geht gleich gnadenlos zur Sache. Die Namen des Nachwuchses von damals sind immer noch gegenwärtig: Bernhard Russi, Walter Tresch, René Berthod, Roland Collombin, Philippe Roux. Sie purzeln Adolf Ogi auch heute aus dem Mund, als hätten diese grossen Skifahrer erst gestern ihre Spitzenplätze erreicht.
Während des Trainingslagers in Pontresina ist das Wetter denkbar schlecht. Schon wieder ist kein Training auf der Lagalp möglich: Starker Schneefall, heftiger Wind, miserable Sicht. Der Trupp muss zurück ins Hotel. Aber nicht lange, denn plötzlich heisst es: «Ausrücken! Mir nach, marsch!» Konditionstraining mit dem Chef im Dorf. Die Hälfte ist bei diesem garstigen Wetter nicht passend gekleidet. Der eine trägt eine Windjacke über dem Trainingsanzug, der andere nicht. Einige haben Handschuhe an, andere nicht.
Der Altersunterschied zwischen dem Chef und der undisziplinierten Truppe beträgt lediglich etwa fünf Jahre. Ogi ist immerhin bernischer und schweizerischer Skilehrer und hat einen Trainerlehrgang beim Schweizer Skiverband und beim damaligen Landesverband für Sport, heute Swiss Olympic, absolviert. Er ist legitimiert dafür, die Burschen auf Vordermann zu bringen. Ogi läuft voraus Richtung Bahnhof Pontresina. Nach einem Kilometer schaut er zurück. Der Vorderste folgt in einem Abstand von mindestens 250 Meter. Die Hinteren sieht er gar nicht mehr richtig. Die schlechte Stimmung der unmotivierten Mannschaft liegt zum Greifen nah in der Luft.
Ogi muss die Lage neu überdenken und sagt sich: «Entweder du setzt dich jetzt durch oder es herrscht nur noch Larifari und deine Autorität ist dahin.» Jetzt muss er zeigen, wo es langgeht.
Also bekommen die verwöhnten Bürschchen auf dem Bahnhofsplatz von
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