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Wunder wie diese

Wunder wie diese

Titel: Wunder wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Buzo
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Freund?«
    »Jonno? Nee, er war es mal, eine Zeit lang, aber… nee.«
    »Oh.«
    »Ich hab ein Auge auf diesen Typen geworfen, der zwei Häuser weiter wohnt. Hoffe, dass ich heute Abend ein Stück weiter komme bei ihm.«
    Wir setzen uns auf ihr Bett. Es riecht genauso wie ihr Bett zu Hause. Eau de Lizey. Vielleicht ist das merkwürdig, dass mir so was auffällt. Ich mag den Geruch. Er bedeutet, dass meine Schwester in der Nähe ist.
    »Erzähl mal, wie geht’s den Eltern?«, fragt sie mich.
    »Alles beim Alten. Mum geht es meist schlecht. Jess ist niedlich. Dad ist… Dad.«
    Lizey hat in all ihrem Überschwang immer wieder die Stimmung zu Hause aufgehellt – sie schaffte es sogar manchmal, Mum zum Lachen zu bringen. Seit sie weg ist, gibt es nicht mehr viel zu lachen. Ich jedenfalls steuere nichts dergleichen bei.
    »Ich glaube, seine neue Aufführung in der Brooke Street läuft ziemlich gut.«
    Lizey sagt nichts dazu.
    »Hey, ich hab mit einem Jungen rumgeknutscht.«
    »Du hast was?«
    »Ich hab mit einem Jungen rumgeknutscht.«
    »Wann?«
    »Vor ein paar Monaten.«
    »Wo?«
    »Auf einer Party.«
    »Wow, toll. Wer war denn der Glückliche?«
    »Ach, nur so ein Typ von der Arbeit.«
    »Ein Typ von der Arbeit. Das ist großartig. Und was ist daraus geworden?«
    »Nichts. Er hat seitdem nicht mehr mit mir gesprochen.«
    »Depp!«
    »Ja, oder?«
    »Soll ich mal versuchen, heute Abend was für dich klarzumachen?«, neckt sie mich.
    »Nein! Bloß nicht!«
    Ich lasse mich ins Kissen sinken.
    »Also, wegen der Party heute Abend…«
    »Ja?«
    »Ich werd mich so gut wie möglich um dich kümmern, aber wenn es Gelegenheit geben sollte, Zeit mit Ben zu verbringen, müsstest du vielleicht alleine klarkommen.«
    »Wer ist denn Ben?«
    »Der Junge zwei Häuser weiter.«
    »Oh«.
    »Du schläfst auf jeden Fall hier, aber flipp nicht aus, wenn ich nicht hier penne.«
    Ich muss wohl etwas enttäuscht ausgesehen haben, was Lizey dazu veranlasst, mich in den Arm zu kneifen.
    »Na komm schon, du bist doch schon ein großes Mädchen.«
    Mir stellen sich die Nackenhaare auf. Ein großes Mädchen, das heute Morgen im Dunkeln aufgestanden ist und viereinhalb Stunden im Zug gesessen hat, um Zeit mit dir zu verbringen, denke ich bockig. Mach dich ruhig lustig darüber, dass ich keine Nacht allein mit seltsamen Leuten in einem eiskalten Haus verbringen will. Ich hasse es, wenn sie solche Bemerkungen loslässt. Sie sind die erwachsene Form ihrer Sticheleien von früher: Sei doch nicht so ein Baby.
    Sie schaut unter dem Sarong hindurch nach draußen in den Garten.
    »Lass uns draußen eine Tasse Tee trinken«, sagt sie plötzlich.
    »Es ist aber kalt draußen«, protestiere ich, aber sie ist schon halb zur Tür hinaus.
    Es gibt nur ein Bad und man muss zur Hintertür raus, um dorthin zu gelangen. Nachdem ich die Temperatur darin gefühlt und die Duschkabine inspiziert habe, habe ich beschlossen, mir das Duschen bis morgen Abend zu Hause verkneifen. Es ist etwa 18 Uhr. Ich sitze auf dem Bett und sehe Lizey dabei zu, wie sie sich vor dem Spiegel schminkt. Ich fühle mich plötzlich fürchterlich einsam. Ich werde nervös. Ich kenne niemanden auf der Party. Die geht bestimmt ewig. Ich will Lizey. Ich will meine Mummy.
    »Du fehlst mir«, sage ich und fange an zu heulen.
    Lizey dreht sich zu mir um.
    Sie schraubt die Wimperntusche zu und setzt sich neben mich.
    »Was ist los? Was hast du denn?«
    Aber das weiß ich selbst nicht genau. »Ich bin einfach traurig«, krieg ich nur heraus und schluchze weiter.
    »Weshalb denn?«, fragt sie. »Weshalb?«
    »Ich weiß auch nicht. Wegen allem. Ich wünschte, du würdest wieder nach Hause kommen. Du fehlst mir. Und ich will nicht, dass du mich allein lässt, weil ich keinen hier kenne. Und ich wollte den Abend mit dir verbringen und nicht auf einer Party.«
    »Partys machen Spaß, Amelia. Ich wollte, dass du Spaß hast.« Sie schüttelt den Kopf über mich. »Worüber wolltest du denn mit mir reden?«
    Mein Schluchzen hat sich gelegt und ist in ruhigeres Schniefen und Seufzen übergegangen.
    »Nichts«, sage ich.
    »Nichts?«, wiederholt sie.
    Sie wendet sich wieder dem Spiegel zu und schraubt die Wimperntusche auf. »Wenn dein Gesicht wieder trocken ist, tusche ich dir die Wimpern.«
    Der Abend vergeht mehr oder minder ereignislos. Die Party findet in erster Linie in dem Gemeinschaftsgarten statt, obwohl es bitterkalt ist. Ich leihe mir einen von Lizeys schicken Beanies aus. Überall unterhalten sich

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