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Wunder wie diese

Wunder wie diese

Titel: Wunder wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Buzo
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Schreibtisch ohne Schulbücher.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragt sie noch einmal.
    »Ja doch!« Für eine Sekunde bin ich kurz davor, in Tränen auszubrechen. »Ich seh dich morgen früh, Mum.«
    21.45.
    21.50.
    21.55.
    Als plötzlich das Telefon klingelt, schrecke ich hoch und nehme schnell ab.
    »Ich bin’s«, sagt er tonlos.
    »Hi.« Ich beiße die Zähne zusammen und kämpfe gegen den aufsteigenden Aufruhr in meinem zentralen Nervensystem an.
    »Ich bin ansonsten kein Freund von Klischees«, fängt er an, »aber ich muss mit: ›Was gestern Abend betrifft …‹ beginnen.«
    Ich unterdrücke ein leichtes Kichern und warte, dass er fortfährt.
    »Wie du sicherlich mitgekriegt hast, habe ich gestern Abend ziemlich viel getrunken, was dazu geführt hat, dass ich völlig enthemmt war und die Kontrolle über mich verloren habe.« Es hört sich so an, als würde er das ablesen. Einen Moment später wird mir klar, dass er genau das tut.
    »Ich entschuldige mich dafür, wie ich mich dir gegenüber benommen habe«, fährt er fort.
    »Du hast gar nichts –«
    »Aber ich bin mir sicher, du weißt, dass eine Beziehung zwischen uns absolut ausgeschlossen ist.«
    Nun ist es passiert. Die Tränen schießen mir in die Augen und ich traue mich nicht, irgendwas zu sagen, aus Angst, er könnte es an meiner Stimme merken.
    »Warum?«, kriege ich gerade noch so heraus.
    »Weil du fünfzehn bist und ich zweiundzwanzig. Wir bewegen uns in völlig anderen Kreisen und befinden uns in völlig verschiedenen Lebensabschnitten.«
    Ich weiß, dass er weiß, dass ich weine. Er hört mit Sicherheit, wie ich versuche, es zu unterdrücken.
    »Du kannst nicht an meinem Leben teilhaben und ich nicht an deinem. Es würde einfach nicht funktionieren. Ich brauche jemanden, der mit mir und meinen Kumpels in den Pub gehen kann, der mit mir übers Wochenende wegfahren, den ich meiner Familie vorstellen kann, und um ganz ehrlich zu sein – jemanden, mit dem ich Sex haben kann.«
    »Ich würde mit dir Sex haben!«
    »Nicht!«, sagt er schroff. »Sag so was nicht.«
    Die Tränen rinnen mir über die Wangen.
    »Es tut mir leid, was passiert ist. Du warst ja auch betrunken. Es war einfach eines dieser Dinge.« Er muss doch selbst merken, wie lahm das klingt. »Ich seh dich auf der Arbeit. Mach’s gut.«
    Er legt auf.
    Ich lege den Kopf aufs Kissen und all die Schluchzer, die noch in meiner Kehle steckten, kommen heraus.
    Schlimm
    Als der Wecker am nächsten Morgen klingelt, bleibe ich liegen. Meine Augen sind wund und verkrustet. Ich mach mich besser mal auf zur Schule, denke ich. Mum, Jess und Dad sind schon aus dem Haus. Mum hat Dad heute schon ganz früh zum Flughafen gebracht. Er hält diese Woche ein paar Vorträge an der University of New England. Modernes Drama oder so was.
    Ich bügle meine Bluse in der Küche und trinke dabei ein paar Schluck Tee. Ich gehe später los als sonst. Die Busse sind überfüllt und bewegen sich nur schleichend vorwärts. Ich komme zu spät zur Anwesenheitsabfrage. Mrs Chambers hakt mich kommentarlos ab. Ich bin sonst nie zu spät.
    Kurz nach der ersten Pause treffe ich Penny bei den Spinden.
    »Was ist los?«, fragt sie.
    »Chris.«
    »Was ist jetzt schon wieder?«
    »Er sagt, es ist vorbei. Er sagt, er war nur besoffen. Er sagt, es würde niemals… Wir würden nie… Er würde nie… Er hat mir all die Gründe, die dagegensprechen, vorgelesen.«
    »Ach Süße, was für ein Scheißkerl.«
    Ich knalle die Spindtür zu. »Genau!«
    Wir gehen raus und setzen uns zu den anderen auf den Rasen in die Sonne.
    »Bleibt’s bei Samstag?«, frage ich sie. »Ich brauch dringend die Schokoladentherapie. Du könntest mir vielleicht beim Haarefärben helfen.« Unser übliches Abschaltritual am Samstag besteht aus Kinobesuch, einem großen Becher Popcorn, gegenseitigem Übernachten bei mir oder Penny, Filmegucken bis spät in die Nacht und Schokolade.
    »Ich kann dieses Wochenende nicht.«
    »Was? Wieso?«
    »Ich hab was vor.«
    »Mit deiner Familie?«
    »Nein.«
    »Was denn?«
    »Ich gehe zur Saisonende-Party«, sagt sie und versucht, locker zu klingen.
    An dem Samstag, an dem das First-VX-Rugbyteam der Jungenschule das letzte Spiel der Saison austrägt, gibt es anschließend alljährlich eine Riesenparty in einem der luxuriösen Häuser eines der Spieler. Man kommt nur mit persönlicher Einladung rein und nur, wenn man zu den coolsten und sportlichsten Typen und den bestaussehenden und angesagtesten Mädchen gehört. Ich bin

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