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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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Weg zu Martin?«, frage ich, um irgendetwas zu sagen.
    »Ja, äh, bin ich.«
    »Hab ich mir gedacht. Jetzt geht’s wohl bald los, oder?«
    Tim nickt. »In drei Wochen wollen wir mit der Band ins Studio gehen, das Showcase am Samstag hat uns alle davon überzeugt, dass wir möglichst bald aufnehmen sollten, damit das Album noch im Herbst rauskommen kann.«
    »Dann drück ich euch die Daumen. Wird bestimmt eine tolle CD !«
    »Danke«, sagt er und schaut dabei abwechselnd auf seine Schuhspitzen und die Wand hinter mir.
    »Dafür musst du dich nicht bedanken, davon bin ich überzeugt.«
    »Äh, ja …«
    Wir zögern beide einen Moment, dann räuspert Tim sich, und ich vermute, dass er mir jetzt tschüss sagen und dann zu Martin gehen will.
    »Tim?«, sage ich schnell. Vielleicht hat Miriam recht, vielleicht sollte ich noch ein allerletztes Mal versuchen, mit ihm zu sprechen und ihm zu erklären, wie und warum die Dinge so gelaufen sind, wie sie nun einmal sind. Dann hätte ich wenigstens alles versucht und müsste mir später keine Vorwürfe machen, dass ich mit meiner verstockten und manchmal total bescheuerten Art nicht den Mut hatte, diese Chance zu ergreifen. Und ich sollte ihm sagen, dass ich gehört habe, worüber er mit Martin gesprochen hat. Ihn fragen, ob er das wirklich so gemeint hat, oder was ich sonst davon halten soll.
    »Was ist denn?« Er kommt einen unmerklichen Schritt näher, sofort steigt mir sein Duft in die Nase, der angenehm nach ihm selbst und nicht nach irgendeinem Parfüm riecht. Kommt mir sogar so vor, als könnte ich seine Körperwärme spüren, aber das wird vermutlich reine Einbildung sein. »Was wolltest du noch sagen?« Seine braunen Knopfaugen mustern mich fragend, und ich komme nicht umhin, mal wieder zu denken, wie unglaublich schön sie sind.
    »Die Sache in der Heide«, setze ich an, »das … das tut mir … also, das war so …« Ich gerate ins Stocken, und mit einem Mal verlässt mich wieder der Mut. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich weiß es einfach nicht! »Ach«, stelle ich schließlich einigermaßen resigniert fest, »es ist eigentlich gar nichts.« Tim betrachtet mich nachdenklich, dann tritt ein zaghaftes Lächeln auf sein Gesicht.
    »Weißt du, wie oft du das sagst?«
    »Was meinst du?«
    »Na ja, dass gar nichts ist.«
    »Tue ich das?« Er nickt.
    »Ja, ziemlich oft sogar. Und irgendwie glaube ich, dass doch etwas ist. Also sag es mir einfach.« Er lächelt noch immer und sieht irgendwie gar nicht mehr so wütend aus wie in der Heide. Gleichzeitig funkt mir mein Bauch, dass es nicht sein kann, dass er nur den Vertrag wollte und niemals mich. So, wie er mich gerade ansieht, ist das nicht möglich.
    »Okay«, versuche ich es zum zweiten Mal. »Also, was ich sagen wollte, ist Folgendes …«
    Pling!
Ich werde vom Klingeln des Aufzuges unterbrochen, eine Sekunde später öffnet sich die Tür des Fahrstuhls – und herausgestolpert kommt ein Mädchen, das ich schon einmal gesehen habe: hübsch, klein, zierlich, große blaue Kulleraugen und blonde Kurzhaarfrisur. Daisy-Dee … nein, Lucy-Lou, die junge Frau, die Tim im Atlantic bei
Kino meets Pop
auf die Bühne geholt hat.
    »Tim!«, ruft sie fröhlich, fällt ihm um den Hals … und küsst ihn! Direkt auf den Mund!
    »Sorry, dass ich mich verspätet habe«, plappert sie quirlig drauflos, »aber diese bescheuerte U-Bahn ist zwischen St. Pauli und Landungsbrücken mal wieder nicht gefahren. Also musste ich den Bus-Ersatzverkehr nehmen, aber das hat auch ewig gedauert.« Mittlerweile hat sie einen Arm um seine Taille gelegt, während sie beschwingt von ihrer Odyssee mit Hamburgs öffentlichen Verkehrsmitteln berichtet. Mich ignoriert sie dabei komplett, als wäre ich Luft. Ich hingegen starre sie und Tim nur fassungslos an. Und habe dabei nur einen einzigen Gedanken: Na, das ging ja schnell!
    Und: Vielleicht war es dann
doch
nur der Vertrag.
    »Jedenfalls habe ich es gerade eben noch geschafft«, höre ich sie weiterquasseln.
    »Ist ja schon gut«, wird sie von Tim unterbrochen, »wir sind noch super in der Zeit.«
    »Dann ist ja gut«, seufzt sie. »Ich bin ja schon so aufgeregt und gespannt darauf, wie dein A&R-Manager ist.« Sie kichert. »Und ich darf bei den Aufnahmen echt im Background singen, ja?«
    Tim nickt. »Spricht nichts dagegen.« Dann wendet er sich an mich, wenigstens einer, der hier noch höflich ist. »Erinnerst du dich noch an Lucy-Lou, Stella?«
    Ich nicke wie in Zeitlupe, jetzt endlich würdigt

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