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Wurzeln

Wurzeln

Titel: Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Haley
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sie von neuem aufeinander los, begierig, die lebenswichtigen Organe des Gegners zu treffen. Das Schnabelhacken, Sporrenklirren und wilde Flattern spielte sich in rasender Geschwindigkeit ab; die Mordlust der beiden Tiere war furchtbarer, als George es je zuvor bei einem Hahnenkampf erlebt hatte. Plötzlich wurde der silberblaue Hahn des Engländers getroffen; der lederfarbene hatte ihm mit einem Sporn tief in den Flügelknochen geschnitten; beide verloren das Gleichgewicht, suchten sich voneinander zu lösen und hackten sich dabei wütend auf die Köpfe.
    »Behandlung! Dreißig Sekunden!« Kaum hatte der Schiedsrichter diese Worte gerufen, sprangen der Engländer und Masser Lea auf den Kampfplatz, befreiten den Sporn, leckten ihren verstruppten Vögeln das Gefieder wieder glänzend, setzten sie auf ihre Startlinien zurück, doch hielten sie sie diesmal bei den Schwänzen.
    »Fertig – – – Pit! «
    Wieder trafen sich die Vögel halb in der Luft und versuchten, mit ihren Sporen dem Gegner einen tödlichen Schlag zu versetzen, fielen jedoch zu Boden zurück, bevor es einem von ihnen gelungen war. Der lederfarbene wollte seinen Gegner erneut aus dem Gleichgewicht bringen, aber der Engländer wich ihm geschickt seitwärts aus, während der Hahn des Masser mit aller Wucht an ihm vorübersauste, ohne ihn zu berühren. Die Menge folgte dem Spiel in atemloser Spannung. Nun hatte sich der Engländer auf ihn gestürzt, bevor er herumwirbeln konnte; sie wälzten sich wütend kämpfend am Boden, kamen wieder auf die Füße, hackten aufeinander ein, wichen zurück und schlugen mit den Flügeln, während sie mit den Beinen ihre Sporen zu benutzen versuchten. Wieder flogen sie auf, wieder fielen sie, kämpften mit neuerlicher Wut.
    Ein Schrei erhob sich! Der Lederfarbene hatte eine klaffende Wunde auf der Brust. Dennoch setzte er seinem Feind weiterhin mit Flügelschlägen zu, bis er ihn zu Fall gebracht hatte, und stürzte dann auf ihn, ihm den Todesstoß zu versetzen. Doch kam der Engländer ihm abermals mit einer geschickten Finte davon. Hühner-George hatte noch nie im Leben so unglaublich schnelle Reflexe gesehen. Jetzt wirbelte der Lederfarbene mit aller Kraft herum und warf sich dem Engländer auf den Rücken. Er versetzte ihm zwei Sporenschläge in die Brust, brachte ihn zum Bluten, aber noch einmal gelang es dem Engländer, in die Höhe zu flattern und dem Lederfarbenen im Sturz einen Schlag in den Hals zu versetzen.
    Hühner-George stand der Atem still, als sich die blutüberströmten Tiere, wütend schnarrend und mit gesenkten Köpfen lauernd, gegenüberstanden und beim Gegner eine Blöße suchten. Plötzlich flatterte der Engländer nochmals in die Höhe, schien den Lederfarbenen zu überwältigen, denn mit seinem blitzenden Sporn brachte er ihn immer heftiger zum Bluten, aber der Lederfarbene – es schien fast unglaublich – flatterte jetzt seinerseits noch einmal auf, kam herunter und versetzte dem Engländer einen Sporenstoß ins Herz; der Silberblaue brach zusammen, nur noch ein Haufen von Federn, und aus seinem Schnabel schoß das Blut hervor.
    Das war so schnell gegangen, daß eine Sekunde oder mehr verging, bevor das große Geschrei sich löste. Brüllende, rotgesichtige Männer trampelten und johlten: »To-ho-hom! To-ho-hom! Er hat’s geschafft!« Hühner-George war außer sich vor Freude und sah, wie sie den Masser umarmten, ihm auf die Schultern schlugen und ihm die Hände schüttelten. »To-ho-hom Lea! To-ho-hom Lea! To-ho-hom Lea!«
    Wir werden frei sein , war Georges einziger Gedanke. Es schien ihm unglaublich, einfach unvorstellbar, daß er jetzt seiner Familie diese Worte würde sagen können. Er sah zu dem Engländer hin, der mit seinen zusammengebissenen Zähnen nun tatsächlich an eine Bulldogge erinnerte.
    »Mister Lea!« Nichts hätte die Menge schneller wieder zum Verstummen bringen können.
    Der Engländer machte ein paar Schritte und blieb etwa drei Meter vor dem Masser stehen. »Euer Hahn hat sich prächtig geschlagen. Jeder der beiden hätte den Kampf gewinnen können. Sie waren das am besten aufeinander abgestimmte Kampfpaar, das ich je gesehen hab. Wie ich höre, seid Ihr ein rechter Sportsmann, und da seid Ihr doch sicher bereit, Euren Gewinn bei einem weiteren Kampf zwischen Euren und meinen Tieren einzusetzen.«
    Masser Lea stand da, und sein Gesicht wurde bleich.
    Sekundenlang war das Glucksen und Krähen der wartenden Kampfhähne das einzige vernehmbare Geräusch, während die

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