Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Moritz.
»10 oder 12«, lautete Igors Antwort.
»Und Sie kennen jeden Einzelnen davon?«
Igor nickte.
Olivia zog das bearbeitete Bild des Toten aus der Tasche, das ihn mit offenen Augen zeigte.
»Gestern Vormittag haben wir die Leiche eines Mannes Mitte vierzig aus dem Rhein gezogen, der den Schriftzug âºDie Outsidersâ¹ auf seiner Haut trägt.«
Igor erschrak.
Olivia hielt ihm das Foto vor die Nase.
»Kennen Sie diesen Mann?«
Igor starrte lange auf das Bild. Aus seinem Schrecken wurde Wut.
»ScheiÃe, Mann! Ja!«, brüllte er, »ja, ich kenn ihn.«
»Sie kennen ihn also«, merkte Moritz eiskalt an.
»Und wie heiÃt er?«, wollte Olivia wissen.
Igor musste sich setzen. Kaum saà er auf dem Schreibtischstuhl, kickte er einen Mülleimer weg. Der gesamte Inhalt an Büroabfall verteilte sich über den FuÃboden.
»Ja, ich kenne ihn«, sagte er zittrig, »er heiÃt Andreas Steiner.«
Steffi Groà war um den freien Tag sehr froh gewesen. Sie hatte ausschlafen und sich ein bisschen erholen wollen. Am Ende der Woche war sie zur Nachtschicht eingeteilt, was immer viel Kraft kostete. Nach dem Vorfall am vergangenen Abend war es allerdings nicht weit hergewesen mit dem Schlafen und der Erholung. Sie hatte erst nach langem Wachliegen in einen unruhigen Schlaf gefunden, und mit dem Ausschlafen klappte es auch nicht. Als sie zu Bett gegangen war, hatte sie vergessen, die Rollos zu schlieÃen, jetzt schien die rot aufgehende Sonne durch die Wolken hindurch in ihr Schlafzimmer und weckte sie. Sie tastete mit ihrer Hand über die rechte Bettseite, griff jedoch ins Leere. Von Andreas keine Spur. Sie hatte gehofft, dass er irgendwann in der Nacht noch auftauchen würde, aber das war offensichtlich nicht geschehen. Am Abend zuvor hatte sie seine Anweisungen befolgt und war, obwohl sie müde und ausgelaugt war, noch einmal zu
ihm
gegangen. Ihr war es sehr unangenehm gewesen, doch sie hatte es Andreas fest versprochen. Zurück in ihrer Wohnung, war sie sofort ins Bett gegangen und hatte sich unter die Decke gekuschelt. Am Morgen, so sagte sie sich, würde Andreas sicher da sein.
Nun war es Morgen, und Andreas war immer noch nicht da. Der Idiot! Er würde sie doch wohl nicht im Stich lassen? Bei dem Gedanken, dass er sie hängenlassen könnte, war sie endgültig hellwach. Es war nicht ungewöhnlich, dass er für einige Zeit verschwand oder sich irgendwo die ganze Nacht lang durchsoff. Häufig versackte er in irgendwelchen Eckkneipen oder saà trinkend bei seinen Kumpeln. So war er nun mal. Sie hatte ihm das nie übel genommen, immerhin hatte das Leben ihm bislang nicht gerade die schönsten Seiten der Welt gezeigt. Im Gegenteil, Andreas geriet von einem Schlamassel ins nächste.
Aber wo war er? Allmählich könnte er sich bei ihr melden! Nach dem Vorfall gestern Abend war sie heute besonders unruhig. Hoffentlich war ihm nichts passiert.
Ihr Blick fiel auf den alten Radiowecker am Bett, und sie erinnerte sich daran, dass sie hatte ausschlafen wollen. Es war viel zu früh, um mit dem Tag zu beginnen, und statt erholt zu sein, fühlte sie sich völlig zerschlagen. Wo sollte sie am Ende der Woche bloà die Kraft für die Nachtschicht hernehmen, wenn sie selbst an ihrem freien Tag nicht genug Schlaf bekam? In eine Quizsendung müsste man gehen. Eine Million müsste man gewinnen.
»Quatsch, mir würde schon wesentlich weniger reichen«, dachte Steffi.
Nur ein wenig mehr Geld, damit sie sich neue Kleidung kaufen konnte. Und einmal, wenigstens einmal wollte sie zu IKEA im Mannheimer Norden und einfach kaufen, was ihr gefiel. Schränke, Bettwäsche, einen neuen Teppich. Einmal so schön wohnen, wie im IKEA-Katalog. Das wäre es!
Steffi stand auf, schlüpfte in ihre Flipflops und schlurfte in die fünf Quadratmeter groÃe Küche. IKEA-Möbel gab es hier nicht, ein Herd und ein Kühlschrank, die bei ihrem Einzug bereits in der Wohnung waren, sowie ein altes Regal von ihr mussten es tun. Sie füllte den Wasserkocher, schaltete ihn ein und kramte aus dem Regal einen Beutel Pfefferminztee heraus. Während sie darauf wartete, dass das Wasser heià wurde, schnitt sie sich zwei Scheiben Brot ab und beschmierte sie mit Nutella. Als der Pfefferminztee gezogen hatte, nahm sie ihr Frühstück und machte es sich vor den Fernseher gemütlich.
Wie immer, wenn sie nichts zu tun hatte,
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