Wut
abgenommen«, teilte Solanka Sergius mit. »Das spielt jetzt keine Rolle, Sir«, antwortete der Offizier. »Ich kann nicht ohne Neela abreisen«, wandte Solanka ein. »Darüber bin ich nicht informiert, Sir«, sagte Sergius. »Ich habe lediglich Befehl, Sie schnellstmöglich an Bord dieser Maschine zu bringen.«
Sämtliche Sitze in der britischen Maschine waren zum Heck ausgerichtet. Nachdem Solanka den ihm zugeteilten Platz eingenommen hatte, erkannte er in den Männern auf der anderen Seite des Mittelgangs Neelas Kameramann und Toningenieur. Als sie aufstanden und ihn umarmten, wußte er, daß sie schlechte Nachrichten brachten. »Unglaublich, mein Freund«, sagte der Toningenieur. »Sie hat also auch Sie gerettet. Erstaunliche Frau.« Wo ist sie. Von all dem hier ist nichts so wichtig, dachte er, dein Leben, meines. Wird sie bald hier sein. »Sie hat das Ganze geplant«, sagte der Kameramann. »Die Fremen organisiert, die Babur satt hatten, über Kurzwelle die Armee informiert, das freie Geleit arrangiert, und alles. Der Präsident ist draußen. Bolgolam auch. Dieses Schwein hat versucht, sich bei ihr zu bedanken, hat sie als Nationalheldin bezeichnet. Sie ist ihm einfach ins Wort gefallen. In ihren eigenen Augen war sie eine Verräterin und hat die einzige Sache verraten, an die sie glaubte. Sie verhalf den bösen Buben zum Sieg, und das hat sie umgebracht. Aber sie konnte sehen, was aus Babur geworden war.« Malik Solanka war sehr still und ruhig geworden. »Die Armee hatte die Scherze satt«, sagte der Toningenieur. »Sie haben alle Reservisten alarmiert und eine Menge alte, aber immer noch funktionierende schwere Artillerie abgestaubt. Kampfhubschrauber aus der Vietnam-Ära, vor Jahren aus zweiter Hand den Vereinigten Staaten abgekauft, bodengestützte Mörser, ein paar kleine Panzer. Gestern abend haben sie die Kontrolle über das Parlamentsgelände zurückerobert. Aber Babur machte sich noch immer keine Sorgen.« Der Kameramann zeigte auf einen silberfarbenen Koffer. »Wir haben alles«, sagte er. »Sie hat uns unglaublich viel Zugang verschafft. Einfach unglaublich. Er hatte niemals geglaubt, daß sie das schwere Zeug gegen das Parlamentsgebäude einsetzen würden, und ganz bestimmt nicht, solange er seine Geiseln hatte. Bei dem Gebäude hat er sich getäuscht. Ihre Entschlossenheit unterschätzt. Aber die Geiseln waren der Schlüssel, und Neela hat das Schloß geknackt. Wir sind alle vier zusammen freigekommen. Und dann gab es diese ganze zweite Variante, die sie nur für Sie organisiert hat.« Danach fiel kein Wort mehr. Das Schreckliche hing zwischen ihnen wie ein grelles Licht, das zu hell war, um hineinzusehen. Der Toningenieur begann zu weinen. Was ist geschehen, erkundigte sich Solanka schließlich. Wie konntet ihr sie verlassen. Warum ist sie nicht mit euch in die Sicherheit geflohen. Zu mir. Der Kameramann schüttelte den Kopf. »Das, was sie getan hat«, sagte er, »das hat sie umgebracht. Sie hat ihn verraten, aber fliehen konnte sie nicht. Das wäre Fahnenflucht unter Feuer gewesen.« Aber sie war doch gar kein Soldat! O Gott. Gott. Sie war Journalistin. Hat sie das nicht gewußt? Warum mußte sie diese gottverdammte Grenze überschreiten? Der Toningenieur legte Solanka den Arm um die Schultern. »Es gab noch etwas, das sie tun mußte«, erklärte er. »Wenn sie nicht zurückgeblieben wäre, hätte der Plan nicht funktioniert.« »Um Babur abzulenken«, sagte der Kameramann mit dumpfer Stimme, und da war es, das Allerschlimmste auf dieser Welt. Ihn abzulenken - wie? Was bedeutete das? Warum mußte sie es sein? »Sie wissen, wie«, sagte der Toningenieur. »Und Sie wissen, wozu. Und Sie wissen, warum sie es sein mußte.« Solanka schloß die Augen. »Sie schickt Ihnen das hier«, sagte der Kameramann. Kampfhubschrauber und schwere Mörser, befehligt von dem befreiten Präsidenten Golbasto Gue, schossen Löcher ins Lilliputanische Parlament. Ein Bomber warf seine Ladung ab. Das Gebäude explodierte, stürzte ein, brannte aus. Schwarzer Rauch und Gesteinsstaubwolken stiegen hoch in den Himmel. Dreitausend Reservisten und Fronttruppen griffen den Komplex an, machten keine Gefangenen. Morgen würde die Welt diese grausame Tat verurteilen, heute aber mußte sie verübt werden. Irgendwo in den Trümmern lag ein Mann, der Solankas Gesicht trug, und eine Frau, die ihr eigenes trug. Nicht einmal Neela Mahendras Schönheit konnte die Flugbahn der Mörsergranaten beeinflussen, die Bomben, die wie tödliche
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