Wyoming 2 - Wildes Herz
geholfen, ihr gesagt, was sie tun sollte, ihr deutliche Hinweise gegeben. Und ein glühendes und überschwengliches Verlangen hatte sie beherrscht. Sich spontan zusammenzutun, war ganz etwas anderes. Es war auch etwas anderes, in seinen Armen aufzuwachen. Sogar die Gedanken, die sie sich darüber machte, mit ihm ins Bett zu gehen, waren etwas ganz anderes, als es zu tun.
Sie verspürte im Moment kein Verlangen, sondern sie war außerordentlich nervös, sogar so nervös, daß sie herausplatzte, als Colt seine Jacke ausziehen wollte: »Solltest du die nicht anlassen... wegen der Kälte? «
»Ich werde sie nicht brauchen. «
»Ach so. «
So ging es einfach nicht. Sie brauchte Zeit, um ihre Nerven beruhigen. Wie konnte er es bloß so lässig handhaben? Wie konnte er sich einfach vor sie hinstellen und sie ausziehen, als täte er das jeden Tag?Als er sein Pistolenhalfter abschnallte, durchforstete sie Ihr Gehirn eilig nach einem Thema, mit dem sie ihn ablenken könnte, und sie entschied sich für Angel. »Erzähl mir etwas über deinen Freund Angel. «
Er hielt in seinen Bewegungen inne. Dann legte er die Stirn in Falten. »Was ist mit ihm? «
»Ich habe mich gefragt, warum er für dich getan hat, was du von ihm wolltest, schlicht und einfach auf deine Bitte hin. Weshalb hat er sich mit einer Horde von gefährlichen Halunken zusammengetan, bloß um da zu sein und mir helfen zu können, falls sie mich gefangen nähmen? Das war doch ziemlich viel verlangt. Und doch hat er es für dich getan. «
Colt starrte sie einen Moment lang an und beschloß dann, es sei kein wirkliches Interesse an Angel, was sie zu dieser Frage veranlaßt hatte. Er zuckte die Achseln. »Ich nehme an, er glaubte mir etwas schuldig zu sein. «
»Warum? «
»Ich habe ihm vor ein paar Jahren aus einer üblen Klemme geholfen. Er hat sich auf der Ranch meiner Schwester einstellen lassen und war erst ein oder zwei Wochen da, als er auf eine kleine Bande von Viehdieben stieß, die gerade dabei waren, Jessie zu bestehlen. Sie waren nur zu viert, oder zumindest glaubte er das. Er glaubte außerdem, er könnte mit allen vieren allein fertig werden. Wahrscheinlich hätte er es sogar geschafft, aber in Wirklichkeit waren sie zu fünft. Der fünfte hat von hinten auf ihn geschossen. «
»War das die Kugel, von der du gesprochen hast? Die deine Schwester ihm rausoperiert hat? «
»Ja. «
»Und dann hast du ihn gefunden und ihn auf ihre Ranch zurückgebracht? War das schon alles? «
»Nein, nicht ganz. Als ich dazukam, war schon der Hahn gespannt, und dieser Schuß hätte ihn erledigt. Es war alles eine Frage von Sekunden. «
»Dann hast du ihm also das Leben gerettet«, schloß sie. »Ich denke, das ist es schon wert, jemandem ab und zu einen Gefallen zu tun. Und die Viehdiebe, was ist aus denen geworden? «
»Ich habe sie davor bewahrt, erhängt zu werden. «
»Du... ja, schon gut, das brauchst du mir jetzt nicht in allen Einzelheiten zu erzählen. «
»Ich hatte nicht die Absicht«, sagte er mit einem vielsagenden Grinsen, denn er hatte zugesehen, wie ihre Augen jeder seiner Handbewegungen folgten. »Was ist jetzt, ziehst du dich nicht aus? «
»Die Kälte... «
»Du wirst sie nicht zu spüren bekommen, Herzogin, das verspreche ich dir. «
»Aber... «
»Ja? «
»Es ist mir so... so peinlich«, sagte sie schließlich. »Du hast mich noch nicht einmal geküßt oder sonst was. «
»Das kommt daher, daß ich mir dachte, wir könnten ein wenig Schlaf gebrauchen, oder hast du vergessen, daß wir letzte Nacht gar nicht geschlafen haben? Wenn ich dich jetzt küssen würde, kämen wir heute nacht auch nicht dazu, endlich zu schlafen. «
Sie fing an zu lachen. »Deshalb gibst du dich so verdammt ungezwungen. «
»Falls du etwas anderes im Sinne hattest... «
»Nein, nein, schlafen klingt ganz prima«, sagte sie eilig und stand auf, um ihre Tasche zu holen. »Ich ziehe nur schnell mein Nachthemd an. «
»Es wird uns wärmer sein, wenn wir beide nackt sind«, sagte er, als sie auf den nächsten Busch zulief.
»Aber werden wir dann zu unserem Schlaf kommen? « wagte sie zu fragen.
»Los, zieh dich schon um. «
Kapitel 40
Nachdem sie drei Jahre lang durch die Gegend gereist war und sich die Welt angesehen hatte, fühlte sich Jocelyn endlich so, als hätte sie Urlaub. Sie hatte gewaltigen Spaß und kam sich wie eine Touristin vor. Alles, was sie sah, war schön und denkwürdig, von den Bergen, in die sie immer wieder zwischendurch hineinritten, bis
Weitere Kostenlose Bücher