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Wyoming 2 - Wildes Herz

Titel: Wyoming 2 - Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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anderen.
    Im nächsten Moment ächzte die Kutsche, als ihr Retter daraufstieg, und dann wurde die Tür hochgehoben und mit einem Knall fallengelassen. Die Sonne hatte von oben durch das Fenster geschienen, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was jetzt an Licht durch die offene Tür strömte. Jocelyn war im ersten Moment geblendet, als sie aufsah, aber sobald die Silhouette eines Mannes auftauchte und einen Teil der strahlenden Helligkeit verdeckte, fiel es ihr leichter, wieder etwas zu sehen, aber sie konnte nicht gleich erkennen, wer er war.
    »Parker? «
»Nein, Ma'am«, ertönte träge eine tiefe, gedehnte Stimme.
    Wenn er in dem Moment mehr gesagt hätte, hätte sich Jocelyn nach ihrem Retikül umgesehen, in dem sie den kleinen Derringer aufbewahrte und den sie in New Orleans gekauft hatte. Aber in der Zwischenzeit hätte er sie erschießen können, ehe sie die Tasche unter den am frühen Morgen abgelegten Hüten und Jacken gefunden hätte.
    Als er wieder etwas sagte, klang es ungeduldig. »Wollen Sie nun raus oder nicht? «
    »Ich bin mir nicht ganz sicher«, sagte Jocelyn ehrlich und sah wieder zu ihm auf; sie wünschte, sie hätte mehr als die schwarze Silhouette sehen können, die von der Türöffnung umrahmt wurde.
    Wie fragt man einen Mann, ob er gekommen ist, um einen zu töten? Aber hätte er sich anerboten, sie rauszuholen, wenn er vorgehabt hätte, sie zu erschießen? Das konnte er auch so tun. Aber andererseits konnte er von John Longnose die Anweisung bekommen haben, sie zu ihm zu bringen. Die Hoffnung, daß er nichts weiter als ein Fremder war, der gerade zufällig vorbeikam, war zu kühn.
    »Es könnte uns vielleicht weiterhelfen, Sir«, brach Vanessa das ausgedehnte Schweigen, »wenn Sie uns sagen würden, wer Sie sind - und was Sie hier zu suchen haben. «
    »Ich habe Ihr Pferdegespann gesehen, als es auf den Fluß zugerast ist, und ich habe mir ausgerechnet, daß sie wohl irgendwo eine Postkutsche abgehängt haben, obwohl ich noch nie solche Pferde vor einer Postkutsche gesehen habe. «
    »Und Sie wollten einfach nur nachsehen? Sie haben nichts mit... dem Engländer zu tun? «
    »Ich habe mit niemandem etwas zu tun, wenn Sie es so wollen. Himmel, was sollen all diese Fragen? Entweder Sie wollen raus, oder Sie wollen nicht raus. Ich kann zwar Ihre Furcht verstehen, sich Ihre Hand schmutzig zu machen, wenn ich Sie hochziehen würde« - hier wurde aus der Ungeduld eindeutig Verbitterung - »aber ich sehe im Moment kaum eine Alternative - es sei denn, Sie wollen warten, bis wieder einmal jemand vorbeikommt. «
    »Keineswegs«, sagte Jocelyn erleichtert und war jetzt sicher, daß er ihnen nichts Böses antun wollte. »Ein wenig Schmutz läßt sich leicht abwaschen«, fügte sie lächelnd hinzu, da sie den Sinn seiner Worte mißverstanden hatte.
    Mit dieser Antwort überraschte sie ihn ganz schön, sogar so sehr, daß er die Hände, die sie ihm entgegenstreckte, nicht gleich nahm. Und dann dämmerte ihm, daß sie ihn nicht richtig sehen konnte. Wenn sie ihn erst sähe, würde sie andere Saiten aufziehen, und zwar im Handumdrehen. Er konnte von Glück sagen, wenn sie sich für seine Hilfe auch nur bedankte.
    Jocelyn schnappte nach Luft, als ihre Hände gepackt wurden und sie schnell hochgezogen wurde. Dann saß sie auf der Kutsche, und ihre Beine baumelten noch durch die offene Tür. Jetzt lachte sie darüber, wie leicht sich das machen ließ, und sie warf einen Blick auf Vanessa, die sich bisher noch nicht gerührt hatte.
    »Kommst du nicht, Vana? Es ging wirklich ganz leicht. «
    »Ich bleibe hier, wenn du nichts dagegen hast, meine Liebe. Ich würde lieber warten, bis die Kutsche wiederaufgerichtet werden kann - falls sich das sanft machen läßt. Vielleicht lassen diese Kopfschmerzen bis dahin ein wenig nach. «
    »Gut, von mir aus«, willigte Jocelyn ein. »Es sollte nicht allzu lange dauern, bis Sir Parker uns findet. « Sie sah sich um, aber ihr Retter stand direkt hinter ihr. Sie wollte aufstehen, drehte sich um und sagte zu ihm: »Sie brauchen sie nicht hochzuheben. Sie hat sich den Kopf angestoßen, verstehen Sie, und sie fühlt sich nicht... ganz... «
    Die Worte entschwanden ihr einfach und waren vergessen. Jocelyn hatte sich keine solche Ehrfurcht mehr einflößen lassen, seit sie zum ersten Mal die Pyramiden in Ägypten ge-sehen hatte. Aber das hier war etwas ganz anderes, denn nicht nur ihre Augen, sondern auch andere Sinne wurden angesprochen. Ihre gesamten Körperfunktionen

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