Wyoming 2 - Wildes Herz
gerechnet. Natürlich war sie diesmal nicht allein mit ihm. Sie war von ihrer Wache umgeben. Aber irgendwie glaubte sie nicht, daß ihn das zurückhalten würde, wenn er sie anschreien wollte.
Das Schweigen zog sich in die Länge, und er starrte sie weiterhin an, bis ihre Nerven am Ende waren. Sie hätte sich entschuldigen sollen. Das war es, was er wahrscheinlich von ihr erwartete. Aber die Worte wollten nicht herauskommen, und dann kam er zu Wort.
»Fünfzigtausend Dollar, Herzogin. Nehmen Sie das Angebot an, oder lassen Sie es bleiben. «
Es war ihr Glück, daß Jocelyn die Gesichter der Männer nicht sehen konnte, die hinter ihr standen, oder sie hätte geglaubt, es käme zu einem Blutvergießen. Sie hörte jedoch, wie Vanessa nach Luft schnappte, und sie merkte, daß die Gräfin Parker eine Hand auf den Arm gelegt hatte, um ihn zurückzuhalten, damit er nicht auf die Beleidigung reagierte, die Jocelyn zugefügt worden war. Und ihr wurde auch klar, daß sie beleidigt worden war, und zwar nicht nur mit Worten, die besagten, daß nur ein Vermögen ihn dazu bringen könnte, für sie zu arbeiten, und daß es ihm so oder so egal sei, sondern auch der Tonfall, in dem diese Worte vorgebracht worden waren, stellte eine Beleidigung dar.
Ja, er war geschickt, dieser Colt Thunder. Er rechnete fest damit, daß ein solches Honorar sie empören würde. Er verließ sich darauf. Er war vollkommen sicher, daß sie nicht dar-auf eingehen würde; er hatte eine so hohe Summe genannt, daß sie gezwungen war, abzulehnen; andernfalls hätte er das Angebot nicht gemacht. Sie mußte ihr Lächeln mühsam zurückhalten. Für den Preis konnte sie hundert Reiseführer engagieren, und das wußten sie beide, aber was er nicht wußte, war, daß sie ihn gar nicht als Reiseführer haben wollte. Höchstwahrscheinlich war er der teuerste Liebhaber, den sich je eine Frau gekauft hatte, aber wofür hätte sie ihr Vermögen sonst ausgeben sollen?
»Abgemacht, Mr. Thunder«, sagte Jocelyn vergnügt. »Sie arbeiten ab jetzt für mich. « Sie mußte sich eilig abwenden, da sie andernfalls laut über den Ausdruck ungläubigen Staunens gelacht hätte, der auf sein schön geschnittenes Gesicht trat.
Kapitel12
»Das hat er aus reiner Bosheit getan, verstehst du«, klagte Vanessa aufgebracht, als sie sich mit einem feuchten Tuch den Staub aus dem Gesicht wischte. »Diese Stadt, durch die wir gekommen sind, liegt keine drei bis vier Meilen hinter uns, und als wir dort waren, war es schon fast Abend. Es gab keinen ersichtlichen Grund für uns weiterzureisen und jetzt hier unter freiem Himmel unser Lager aufzuschlagen. Er wollte dir lediglich heimzahlen, daß du ihn heute beim Wort genommen hast. Denk' an meine Worte, Jocelyn! Dieser Mann hat vor, dich dafür büßen zu lassen, daß du ihn reingelegt hast. «
»Ich habe ihn nicht reingelegt. Ich bin nur auf seine Bedingungen eingegangen. «
»Sei nicht einfältig, meine Liebe. Diese lachhaften Bedingungen waren nicht dazu gedacht, daß du auf sie eingehst, und das weißt du selbst. Du hättest sein Gesicht sehen sollen... «
»Ich habe es gesehen. « Jocelyn grinste so schelmisch, daß Vanessa gegen ihren Willen auch belustigt war. »Ich glaube
nicht, daß Edwards Geld mir je zuvor so viel Freude gemacht hat. Er hat nach den Sternen gegriffen, und ich konnte sie ihm geben. Mein Gott, war das wohltuend. «
»Ich hoffe, der Meinung bist du immer noch, wenn wir die nächsten Wochen in diesem Zelt verbringen. «
»Ach, hör doch auf, dich so anzustellen, Vana. Eigentlich kann von einem Zelt keine Rede sein. « Das Ding war riesig, sie hatten viel Platz über den Köpfen, ein weicher Perserteppich lag auf dem Boden, und sie hatten Seidenkissen, auf denen sie lehnen konnten, und dicke Felle, auf denen sie schliefen.
»Wir haben alle erdenklichen Annehmlichkeiten. «
»Bis auf ein Bad«, gab die Gräfin zurück und enthüllte somit den Quell ihres Verdrusses.
»Du kannst ein Bad nehmen, das weißt du selbst. «
»Nachdem Sidney und Pearson vor nicht allzu vielen Stunden die Wagen beladen haben, käme ich im Traum nicht darauf, sie jetzt zu bitten, mir Wasser vom Fluß herzuschleppen. Ich denke doch, daß ich nicht ganz so rücksichtslos bin. «
»Die Lakaien sind nicht die einzigen, die Wasser holen könnten, Vana. Du willst einfach schwierig sein, und ich wüßte gern, warum. «
»Ich bin hier nicht diejenige, die schwierig ist. Ich sehe nur einfach nicht ein, warum wir im Freien übernachten
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