Wyoming 2 - Wildes Herz
wollen sic auch etwas dafür kassieren, daß wir ihr Land durchqueren«, erwiderte sie erleichtert. »Ja, das wäre doch einleuchtend, oder nicht? Welchen anderen Grund könnten sie... haben...? «
Ihre Aufmerksamkeit wandte sich augenblicklich Colt zu, der jetzt den drei Indianern direkt gegenüberstand. Einige Worte wurden gewechselt, aber die Entfernung war zu groß, daß Jocelyn nichts hören konnte, und sie konnte sich nur über den Einsatz von lebhaften Gesten wundern, mit denen Colt und der Indianerhäuptling ihre Worte unterstrichen.
Zum Glück dauerte es nicht lange. Colt riß sein Pferd herum, und Jocelyn hatte sich bereits beim Absteigen helfen lassen und stand auf dem Boden, als er sie erreichte. Leider war sein Ausdruck schon wieder so grimmig, daß sie den Atem anhielt, zumindest solange, bis er abgestiegen war, ihren Arm nahm und sie ein paar Meter weit von den anderen fortführte.
»Sie wollen Ihren Hengst haben«, sagte er ohne Umschweife.
Ebenso deutlich erwiderte Jocelyn: »Sir George ist nicht verkäuflich, ganz gleich, zu welchem Preis. «
»Ich habe nicht gesagt, daß sie ihn kaufen wollen, Gräfin. «
»Aber... Sie meinen doch nicht, daß sie Sir George als Preis dafür verlangen, uns weiterziehen zu lassen? «
»Nein, auch das nicht. Sie haben hier selbst nichts zu sagen. Es sind abtrünnige Apachen. «
»Sowas wie die, die auf der anderen Seite der Grenze ihre Überfälle machen, aber diesmal auf dieser Seite? «
Ihre zögernde Formulierung hätte ihn fast dazu gebracht, breit zu grinsen. »Jetzt sind Sie auf der richtigen Fährte. «
Sie bemerkte seine Herablassung und reckte ihr Kinn in die Luft. »Und wenn ich mich entschließe, ihnen Sir George nicht zu überlassen? «
»Im allgemeinen fragen sie nicht, ehe sie sich nehmen, was sie haben wollen«, erwiderte er geduldig. »Sie haben uns gestern entdeckt und hätten letzte Nacht schon versuchen können, den Hengst zu rauben. Ich glaube, sie haben Ihr Gefolge für Leute von der Ostküste gehalten, und das ist der Grund für ihre Dreistigkeit. Sie verlassen sich darauf, daß Sie sich im Moment schrecklich fürchten und ihnen das Pferd freiwillig überlassen. «
»Ach, wirklich? « schnaubte sie.
Diesmal grinste er. »Und was wird jetzt? «
»Das ist ja absurd«, sagte sie und funkelte die wartenden Indianer über seine Schulter böse an. »Was können die uns schon anhaben? Wir sind ihnen zahlenmäßig um ein Dreifaches überlegen. Und muß ich Sie noch daran erinnern, daß ich selbst ein guter Schütze bin? «
Er bewunderte ihren Schneid, aber sie wußte nicht wirklich, worauf sie sich einließ. »Haben Sie je einen Menschen getötet? «
»Natürlich nicht«, erwiderte sie. »Und ich brauche auch niemanden zu töten, um ihn zu entwaffnen. «
Sie sagte es mit einer solchen Zuversicht, daß er nicht daran zweifelte und nichts mehr dazu zu sagen hatte. »Lassen Sie es sich erklären, Herzogin. Sie können die Indianer mit leeren Händen wegschicken, und sie werden gehen, aber Sie können wetten, daß sie Verstärkung holen und wiederkommen. In ein paar Tagen, in einer Woche, man weiß nicht wann, und es ist auch unwahrscheinlich, daß sie uns vorher eine Warnung geben, denn für sie ist es vorteilhaft, uns nachts anzugreifen, wenn die meisten Männer schlafen. Und dann werden sie nicht nur hinter Ihrem Hengst her sein, sondern Ihnen alles nehmen, was Sie haben, insbesondere das Leben. «
»Ich gebe meinen Hengst nicht her, ganz gleich, weshalb«, sagte sie mit hartnäckiger Entschlossenheit. »Er ist die Zukunft meines Gestüts. «
»Es verhält sich doch nicht so, als müßten Sie sich Ihren Lebensunterhalt selbst verdienen? Oder täusche ich mich in dem Glauben, Sie seien so reich, daß Geld Ihnen wenig bedeutet? «
Sein Tonfall schien darauf hinzuweisen, daß sie sich auf gefährlichem Boden befanden. »Wenn ich auch noch so große Reichtümer zur Verfügung habe, braucht das Leben doch einen Sinn, Colt, und ich finde meine Erfüllung darin, die edelsten Vollblüter zu züchten. « Deshalb hatte sie auch endlich zugelassen, daß Sir George die drei Stuten deckte, nachdem sie einundzwanzig geworden war, denn sie hatte geglaubt, ihre Wanderjahre seien endlich vorüber. Wie hatte sie nur so dumm sein können!
Plötzlich fiel ihr eine andere Lösung ein. »Was ist, wenn ich ihnen eine meiner Stuten anbiete? «
Er zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Das täten Sie? «
»Ich tue es ungern, aber wenn es sie davon abhält,
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