Wyoming 2 - Wildes Herz
sich grinsend um, als sie Vanessas trockenen Tonfall hörte. »Er hat seine Sache als Reiseführer doch sehr gut gemacht, oder nicht, vor allem, wenn man bedenkt, daß er sich nie als Reiseführer ausgegeben hat? Wir sind ohne Zwischenfälle hier angelangt. Und muß ich noch hinzufügen, daß er nicht eingestellt worden ist, um uns die Gegend zu zeigen? «
»Wenn wir schon davon sprechen, weshalb er eingestellt worden ist - ich glaube, du solltest dir unseren Aufenthalt hier zunutze machen und die Sache hinter dich bringen. Ein Zimmer für dich allein sollte dir dabei helfen, und du kannst alle möglichen Vorwände finden, um ihn allein in dein Zimmer zu locken. Anschließend sollte dann eines zum anderen führen... «
»Du vergißt dabei eine winzige Kleinigkeit«, warf Jocelyn ein, der das Grinsen vergangen war. »Er mag mich nicht. «
»Soweit würde ich nicht gehen, meine Liebe. «
»Ich schon. Er gibt sich alle Mühe, es zu beweisen. Und er findet mich auch nicht die Spur von anziehend. «
Vanessa hätte fast verächtlich geschnaubt. Statt dessen begnügte sie sich mit einem: »Pah. Ist dir schon einmal aufgegangen, meine Kleine, daß er vielleicht versucht wäre, es aber nicht wagt, jemandem von deiner Bedeutung seine amouröse Aufmerksamkeit zuzuwenden? «
»Er ist kein Engländer und noch nicht einmal ein Europäer, dem Klassenunterschiede etwas bedeuten würden, Vana. Hat sein Bruder Sir Dudley nicht allzu deutlich erklärt, welchen Wert die Amerikaner auf Gleichheit legen? «
»Das hat er allerdings getan, aber wir reden hier von einem Amerikaner einer ganz anderen Sorte, von einem, der dich öffentlich brüskiert hat, um deinen Ruf zu wahren, oder hast du das ganz vergessen? Und ich gebe zu, daß >Bedeutung< ein unglücklich gewähltes Wort war. Was ich meinte, war, jemand von deiner... Hautfarbe. «
»Weil ich das bin, was er eine weiße Frau nennt? « brachte Jocelyn, der das jetzt erst dämmerte, atemlos heraus. »Mein Gott, glaubst du wirklich, daß das alles ist? «
»Es würde mich nicht wundern. Zumindest könnte es erklären, warum er sich solche Mühe macht, dir Angst einzujagen, damit du ihm nicht zu nahe kommst. «
»Aber... was kann ich dagegen tun? «
»Eine gute Frage. Ihm ist bereits deutlich mitgeteilt worden, daß sein Status als Halbblut dir nichts bedeutet, und das heißt, daß er entweder selbst diese Vorurteile hat, aber im umgekehrten Sinne, aber das bezweifle ich ernsthaft. Oder er hat sämtliche Zeichen, die du ihm gegeben hast, aus dem ganz einfachen Grund falsch ausgelegt: Er kann einfach nicht glauben, du könntest tatsächlich jemanden wie ihn begehren. «
»Keine dieser beiden Möglichkeiten behagt mir, Vana«, sagte Jocelyn steif zu Colts Verteidigung.
»Aber die zweite scheint doch recht wahrscheinlich zu
sein. «
»Ich kann einfach nicht glauben, daß er eine so schlechte Meinung von sich selbst hat. «
»Meine Liebe, du machst dir keine Vorstellung davon, wie sein bisheriges Leben ausgesehen hat, oder welche Umstände dieses Leben geformt und ihn zu dem gemacht haben, was er heute ist. Laß uns also einfach einen Moment lang davon ausgehen, daß ich recht habe. Falls er immer noch nicht gemerkt hat, daß du ihn begehrst, dann geht es darum, ihn das spüren zu lassen. «
»Ich werde es ihm ganz einfach sagen. «
»Nein - das - wirst - du - nicht - tun! « erwiderte Vanessa entgeistert, aber nachdrücklich. »Was auf Erden bringt dich auf den Gedanken, daß meine Ahnungen untrüglich sind? Ich werde nicht zulassen, daß du dich in die gräßlichste Verlegenheit bringst, falls ich mich doch täuschen sollte. Andererseits... es könnte nichts schaden, wenn du ein kleines bißchen plumper dahingingest, ihn zu verführen. «
»Ein kleines bißchen? «
Vanessa lächelte verschwörerisch. »Vielleicht eins deiner französischen Negligees, wenn du ihn allein in deinem Zimmer empfängst? Das sollte die Sache doch einigermaßen beschleunigen. «
»Damit ich auf gemeinste Art vergewaltigt werde«, gab Jocelyn zurück.
»Tja, wenn du dich auf diesen Standpunkt stellst... «
»Sei nicht gleich so brummig. « Jocelyn grinste. »Das ist eine gute Idee. Ich bin mir nur nicht sicher, ob sie zu den gewünschten Ergebnissen führt. Er hat mich ernstlich davor gewarnt, noch einmal mit ihm allein zu sein, und er reagiert schrecklich böse, wenn ich mich nicht an seine Warnungen halte. «
»Aber darum geht es doch gerade, Liebes. Warum sollte er dich vor sich warnen, wenn
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