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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verschwommen oder unklar gewesen, sondern so real wie seine Schuhe oder seine Armbanduhr.
    Die Gedanken schossen nun kreuz und quer durch sein Hirn, während er mit beiden Händen versuchte, sich in der rissigen Wand einzukrallen. Seine Stichverletzung quittierte das mit heftigen Schmerzen, die aber kaum bis zu seinem Bewusstsein vordrangen.
    Das wäre nur der Fall gewesen, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre. Aber das tat es nicht. Definitiv nicht.
    Einverleiben und ausschalten. Ausschalten und einverleiben. Auf die Reihenfolge kommt es an.
    Er fand einfach keinen richtigen Halt. Die Wand, die trotz aller Beschädigung eben noch massiv gewesen war, gab nun nach und kippte von ihm weg ins scheinbare Nichts. Hinter der Wand hätte es aller Baulogik folgend nichts anderes geben dürfen außer einem massiven festgestampften Untergrund, aber auch das traf nicht zu. Tom segelte ein gutes Stück in die Tiefe, prallte dort hart auf und rollte anschließend noch ein Stück weiter, bis er wie ausgespuckt liegen blieb. Sein Kopf dröhnte, und die Verletzung in seiner Hand sandte jetzt Schmerzwelle auf Schmerzwelle aus, sodass ihm die Sinne zu schwinden drohten. Bunte Sterne tanzten vor seinen Augen.
    Er lag eine ganze Weile einfach nur so da, vielleicht Stunden, vielleicht auch nur wenige Sekunden. Er keuchte, rang um Atem, versuchte in der ätzenden Luft genug Sauerstoff einzuatmen, um wieder einigermaßen zu sich zu kommen.
    Doch schon bei seinem nächsten Atemzug begann er qualvoll zu husten, dann spuckte er Staub und Dreck aus. Gleichzeitig begriff er, dass er nicht alleine war.
    Â»Wo kommst du denn her?«, drang eine Stimme wie aus weiter Ferne zu ihm durch.
    Tom versuchte sich aufzuraffen, schaffte es aber vorerst nur auf die Knie. Das Flimmern vor seinen Augen war immer noch nicht verschwunden, aber er erkannte jetzt zumindest, dass da jemand auf ihn zukam – und dann auch, wer auf ihn zukam. Er fühlte sich so erbärmlich. Er hätte es wissen müssen, die ganze Zeit über: Aber er hatte die Augen vor allen Anzeichen verschlossen.
    Â»Mensch, Tom, was machst du denn für Sachen?«
    Â»Ich …«, stammelte Tom. »Ich …« Er biss die Zähne aufeinander und drückte sich so weit hoch, bis er sich ganz aufrichten konnte, wenn auch nur zitternd und mit unsicheren Bewegungen. Ihm drohte erneut schwarz vor Augen zu werden, aber er ließ nicht zu, dass ihn der barmherzige Mantel einer Ohnmacht einhüllte.
    Â»Ich … Ich hätte es mir denken können«, flüsterte er dann. »Aber warum, Angy?«
    *
    Natürlich hatte Alinas Taschenlampe nicht mehr funktioniert, wie hätte es auch anders sein sollen. Während sie verzweifelt Schubladen aufriss und Schränke durchstöberte, sahen sich die drei andern in ihrem schwarz gestrichenen und von speziellen Gaslampen in blutrotes Licht getauchten Zimmer um. Schwarze Rosen, scharfkantige Spiegelscherben und kleine Gefäße mit allerlei merkwürdigen Flüssigkeiten und toten Tieren waren so geschickt platziert, als wäre das Zimmer speziell für einen Hollywood-Gruselschocker eingerichtet worden.
    Â»Bist du dir wirklich sicher, dass du selbst hier wohnst, und nicht irgendein abgedrehter Psycho?«, fragte Maya ungläubig.
    Alina würdigte sie keiner Antwort. »Nix«, stellte sie stattdessen fest und tauchte wieder aus der Kiste auf, in der sie kopfüber gesteckt hatte. »Ich kann keine Batterien finden!«
    Â»Dann«, sagte Nico und wedelte mit seiner kleinen Taschenlampe, »werden wir wohl damit auskommen müssen.«
    Â»Und du«, Alina fuhr zu Maya um, »musst nicht glauben, ich sei bekloppt, nur weil ich so ein Zeugs sammle. Es ist nur mein persönlicher Gegenentwurf zu der Müllhalde, die meine liebe Stiefmama Wohnung nennt.«
    *
    David spürte, dass sich der kleine Junge in seiner Armbeuge regte. Er stieß einen zittrigen Laut aus und starrte dann zu David hoch.
    Â»Was ist da los?«, fragte Robbie heiser und auf eine so jämmerliche Art, dass es David die Tränen in die Augen trieb. »Kommt jetzt meine Mama?«
    David wollte schon den Kopf schütteln. Doch im letzten Moment besann er sich eines Besseren. »Ja, Robbie«, flüsterte er. »Da kommt deine Mama. Sie will dich nach Hause holen.«
    Der kleine Junge sah ihn dankbar an, und dann fielen ihm auch schon wieder die Augen zu. David hatte

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