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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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furchtbare Angst, dass der Junge sie nie wieder öffnen würde.
    Er presste seine Hände so fest zu Fäusten zusammen, bis er den Schmerz spürte. Er fühlte sich erbärmlich.
    Es kam näher.
    *
    Nico hatte seine Taschenlampe so weit wie möglich runtergeregelt, um Strom zu sparen. Dadurch spendete sie allerdings auch so wenig Licht, dass sie selbst mit einer altertümlichen Grubenlampe besser dran gewesen wären. Die nackten Betonwände sahen in dem schwachen Schein ganz merkwürdig aus, so als wären sie fleckig, uneben und rissig.
    Â»Sind wir hier wirklich richtig?«, hakte Maya bei Alina nach.
    Die Frage war berechtigt. Alina hatte sie durch ein Gewirr von Kellergängen geführt und ihnen dabei erklärt, dass etliche der alten Mietshäuser unterirdisch miteinander verbunden waren, wovon die wenigsten Bewohner jedoch etwas wussten.
    Aber Alina wusste davon. Sie wusste auch, wie man über einen alten Gewölbekeller unter einem Ärztehaus noch tiefer in die geheime unterirdische Welt eindringen konnte. Gewölbe folgte auf Gang, Gang auf Keller – und so immer weiter, bis sie schließlich in einen Bereich nackter Betonwände eintauchten. Hier bremste Alina ihren forschen Schritt ab und sagte: »Irgendwo über uns beginnt das Sperrgebiet. Jetzt kann es nicht mehr weit sein.«
    Â»Ich meine, bist du sicher, dass wir uns nicht verlaufen haben?«, setzte Maya nach.
    Ihre Stimme klang ungewöhnlich ängstlich, und niemand der anderen konnte es ihr verdenken. Es war unheimlich hier unten. Irgendwo in der Ferne war das Geräusch von Wassertropfen zu hören, die von der Decke auf den feuchten, rutschigen Boden fielen und in kleinen Explosionen zerstoben. Ihre Schuhe quatschten durch Pfützen und schrammten über aufgeplatzte Betongeschwülste, die den Fußboden zunehmend verunstalteten.
    Â»Ich finde es ja toll, dass du uns hilfst«, wagte nun auch Jana zu bekennen, während sie Alina einen misstrauischen Blick zuwarf. »Aber wieso tust du das? Wenn ich es richtig verstanden habe, kennst du doch David gar nicht!«
    Alina nickte zögerlich. Ja, es stimmte natürlich, dass sie ihn nicht kannte – jedenfalls nicht so, wie es Jana gemeint hatte. Doch die Bilder der Höhle, ihre Vision des Sees, der Gestalt, die ihm entstiegen war, das Gesicht, das sie geglaubt hatte zu erkennen – all das entfachte in ihr eine unendliche Traurigkeit und Sehnsucht.
    Vielleicht hatte dieser David etwas damit zu tun. Vielleicht auch nicht. Aber das machte keinen Unterschied. Jedenfalls nicht für den Moment. Hier und jetzt kam es nur darauf an, seine Freunde zu ihm zu führen. Und sie war sich vollkommen sicher, dass ihr das gelingen würde. Denn sie hatte eines auf ihrer Seite, über das keine noch so gut ausgerüstete Rettungsmannschaft verfügte: den Glauben, dass nun endlich das geschehen würde, worauf sie ihr ganzes Leben gewartet hatte.
    Â»Ich erkläre euch das alles gerne lang und breit, wenn wir das hier hinter uns gebracht haben«, sagte sie dann mit einiger Verspätung. »Doch jetzt muss ich mich darauf konzentrieren, dass wir uns nicht wirklich noch verlaufen. Denn hier unten gibt es nicht nur das Tunnelsystem unserer U-Bahn, sondern auch noch mittelalterliche Fluchtwege und Höhlen, die schon vor Jahrtausenden bewohnt waren …«
    Â»Davon habe ich ja noch nie was gehört«, meldete sich Nico misstrauisch, und Jana fügte im gleichen Tonfall hinzu: »Woher willst du denn von all dem wissen?«
    Â»Das solltet ihr inzwischen doch mitbekommen haben«, antwortete Alina mürrisch. »Ich wohne praktisch im Untergrund. Und dabei entdeckt man halt den einen oder anderen verborgenen Übergang zwischen den verschiedenen unterirdischen Welten.«
    Â»Dann kennst du mit Sicherheit auch den alten U-Bahnhof, der uns fast begraben hätte?«, hakte Jana nach.
    Â»Ja. Das ist ein Riesending, vollkommen überdimensioniert – aber wegen irgendwelcher absurden Vorfälle ist der nie in Betrieb gegangen.«
    Â»Davon haben wir noch nie was gehört«, meinte Jana.
    Â»Da kannste mal sehen«, sagte Alina. »Immer mal wieder gelingt es eben den Behörden, etwas zu verschleiern.«
    Â»Und was genau wollten sie hierbei verschleiern?«
    Alina zuckte mit den Achseln und bückte sich unter einem Teil der Decke hinweg, der hier abgesackt war und dabei Betonstaub

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