X-Wing 04 - Bacta-Piraten
hatte vor allem Leute befallen, die nie auch nur ihre Stimme für die Rebellen erhoben hatten. Daß sie den Virus freigesetzt hatte, bedeutete, daß sie zu allem fähig war, und das machte Sair Yonka angst.
Die Angst an sich überraschte ihn weniger als ihr Ausmaß. Er wußte, daß sie Agenten in seiner Crew hatte, und bezweifelte nicht, daß diese Leute sich gegen ihn wenden würden, wenn sie die entsprechenden Befehle erhielten. Eines Tages würde er sich ihr widersetzen müssen - das wußte er. Aber jetzt noch nicht. Konvois zu eskortieren ist weder für mich noch für die Habgier etwas Neues. Vielleicht werde ich mich wehren, wenn man mir einen Auftrag wie die Zerstörung von Halanit erteilt. Bis dahin hat eine Konfrontation keinen Sinn.
Er seufzte. Auf der einen Seite stand Ysanne Isard, auf der anderen Wedge Antilles. Ein imperialer Sternzerstörer vom Typ II wie die Habgier hatte von einer Kampfjägerstaffel wenig zu befürchten. Er mußte zugeben, daß ihre Protonentorpedos seinem Schiff tatsächlich Schaden zufügen konnten, aber seine eigenen Piloten waren sehr gut und seine Turbolaserschützen erfahren im Einsatz gegen feindliche Schiffe und Torpedos. Er hatte keinen Zweifel daran, daß sein Schiff gegen die Sonderstaffel bestehen konnte, aber plötzlich wurde ihm klar, daß er nicht wußte, ob er das überhaupt wollte.
Sie haben keine andere Wahl, sie müssen mich als Gefahr betrachten - als die größte Bedrohung, die die Isard gegen sie einsetzen kann. Er kannte die Berichte über die Virulenz, seit Lakwii Varrscha dort das Kommando übernommen hatte. Sie klangen alles andere als beeindruckend. Die Kampfjägerpiloten der Virulenz hätten keine Chance gegen die Sonderstaffel. Und obwohl auch sein Schiff noch keinen von ihnen abgeschossen hatte, konnten sie sie erheblich schneller vertreiben und verhindern, daß zweite oder gar dritte Torpedosalven gegen die Konvois abgeschossen wurden.
Wieder schüttelte er den Kopf und zwang sich, die Gedanken an die Sonderstaffel und Ysanne Isard wegzuschieben. Die Habgier war in einer Umlaufbahn am Nachthimmel zu sehen, als keilförmige Silhouette vor dem blutroten Mond. Da oben sind all meine Sorgen, und ich bin hier unten. Ich wollte mich hier entspannen, und das werde ich auch tun, obwohl viele andere diese Situation nicht gerade beruhigend fänden.
Der Imperiale Moff von Elshandruu Pica, Riit Jandi, hatte eine Frau geheiratet, die beinahe vierzig Jahre jünger war als er. Yonka hatte Aellyn Jandi schon Jahre zuvor auf Commenor kennengelernt. Sie waren zusammen aufgewachsen und hatten erst langsam ihre Anziehung füreinander begriffen, nachdem er von der Imperialen Flottenakademie angenommen worden war. Er hatte sie aus den Augen verloren, bis er Jahre später hier gelandet war, um dem Moff seine Aufwartung zu machen, nachdem er eine Piratenbande erledigt hatte, die im Asteroidengürtel des Systems auf der Lauer lag. Sobald er und Aellyn einander wiedergesehen hatten, flackerten ihre Gefühle erneut auf, und in den vergangenen fünf Jahren hatten sie eine sorgsam geheimgehaltene Affäre miteinander gehabt.
Kina Margath, Besitzerin des Hotels, in dem Yonka sich gerade aufhielt, hatte sich mit Aellyn Jandi angefreundet und sich bereit erklärt, ihr zu helfen, die Affäre vor dem Moff geheimzuhalten. Sie setzten Gerüchte in Umlauf, daß Yonka um Kinas Willen ins »Margath s« kam. Aellyn nutzte ihren Einfluß beim Moff, um für Kinas Casino- und Hotelbetrieb die besten Bedingungen auszuhandeln, und Yonka gelang es immer, einen guten Vorrat exotischer Liköre und anderer Getränke von den Planeten, die zu seinem Patrouillenbezirk gehörten, mit nach Elshandruu Pica zu bringen und damit den 27-Stunden-Club in die Lage zu versetzen, mit seinem reichhaltigen Repertoire an Getränken zu prahlen - angeblich hatte hier noch nie ein Gast etwas bestellt, was nicht zu liefern war.
Yonka wandte sich vom Geländer ab, schaute durch die Transparistahlfenster nach drinnen und sah zu, wie der Droide Staub von den beiden Anzügen bürstete, die er ihm gezeigt hatte. Ich kann meine Entscheidung nicht von meiner Laune bestimmen lassen. Ich sollte mich so kleiden, daß ich Eindruck mache. Aellyn wird beide Anzüge mögen, aber in ihrer Gegenwart werde ich ohnehin nicht lange angezogen bleiben, also ist ihr Geschmack unwesentlich. Er lächelte. Wichtig ist nur, was die anderen denken. Ihr Mann, zum Beispiel. Worin würde er mich am liebsten sehen?
»Poe.«
Der Droide drehte
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