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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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das Wurmloch«, sagte Louise, »konnte man sowohl vorwärts als auch rückwärts durch die Zeit reisen. Damit hatte Poole durch die Anwendung der Wurmloch-Technologie eine Brücke über fünfzehn Jahrhunderte gespannt, in die Zukunft.«
    Mark zupfte sich an den Lippen. »Wir alle wissen, was aus dieser großartigen Zeitbrücke geworden ist. Aber – was ich nie verstanden habe – warum hat Poole sie überhaupt errichtet?«
    Der Virtuelle begann zu sprechen, mit müder und kraftloser Stimme – so vertraut, daß es Louise bis ins Herz berührte. »Es war ein Experiment«, erklärte Michael Poole. »Mir ging es mehr um die technische Durchführbarkeit – die Konzeption – als um die eigentliche Nutzanwendung. Aber…«
    »Ja, Michael?« hakte Louise nach.
    »Ich hatte eine Vision – vielleicht einen Traum – von der Errichtung großer Wurmloch-Highways durch Raum und Zeit. Wenn es technologisch möglich ist, warum nicht? Welche Macht die Menschen durch die Eröffnung solcher Informationskanäle gewinnen könnten!«
    »Aber die Zukunft war von diesem großen Traum nicht so angetan«, folgerte Uvarov trocken.
    »Nein, war sie nicht«, bestätigte Virtuell-Poole.
    Der Boden der Lebenskuppel der Hermit Crab wurde transparent; die Dunkelheit des Alls überschwemmte ihn mit einer plötzlichen Flut, die Milpitas ein vernehmliches Keuchen entrang.
    Louise stand da und schaute nach unten. Die Leere des Raums erstreckte sich unter ihren Füßen; die Augen sagten ihr, daß sie über einem riesigen Tropfen schwebte, und sie mußte ihre ganze Willenskraft aufbieten, um nicht in einem Schwächeanfall zurück zu ihrem Platz zu stolpern…
    Und dann, mit etlicher Verzögerung, verstand sie auch, was sie sah: Das, was sich unter der Lebenskuppel befand und sich Hunderte von Metern in alle Richtungen erstreckte, war der Boden einer durchbrochenen, unregelmäßigen, blutigen Substanz – ein Boden aus (was wohl so aussah, es aber unmöglich sein konnte) Fleisch.

    Louise drehte sich langsam um und versuchte die Geometrie dessen zu bestimmen, was sie da sah.
    Die in das trübe Licht des Jupiter getauchte fleischige Oberfläche zog sich von ihrem Standort bogenförmig in alle Richtungen; der ›Boden‹ war eigentlich die Oberfläche einer Kugel – als ob die Crab in einem unglaublichen Mond aus Fleisch mit einem Durchmesser von anderthalb Kilometern eingebettet gewesen wäre. Wenn der Triebwerkssektor der Crab überhaupt noch existierte, dann war er irgendwo tief im Innern dieses riesigen Kadavers vergraben. Die klaren metallischen Konturen des Auslegers des GUT-Schiffes – der Lebenskuppel und Antrieb miteinander verband – steckten in einer klaffenden Wunde in diesem Boden aus Fleisch.
    Abgesehen von dieser durch die Crab verursachten großen Wunde in dem fleischigen Boden (eine Wunde, in der sich etwas angesammelt hatte, das bedenklich nach Blut aussah), gab es noch eine Reihe von Pockennarben, die metallisch glitzerten – Waffenstände? –, und andere… Augen, große, trübe Äquivalente zu ihren eigenen Augäpfeln.
    Die Szenerie atmete Leiden, dachte sie: Unglaubliche Schmerzen – die Agonie eines verwundeten Gottes.
    Sie inspizierte die nächste Pockennarbe jetzt gründlicher und versuchte, die Natur des darin eingeschlossenen Objekts zu eruieren. Aber das Bild blieb verschwommen – die Andeutung einer schimmernden, verchromten Form.
    Virtuell-Poole stand zusammen mit Mark, Uvarov und Milpitas bei ihr. Nüchtern musterte der Virtuelle die Fleischlandschaft. »Die Wurmloch-Route in die Zukunft wurde zu einem Einfallstor für Invasoren – die Qax, eine extrasolare Spezies, die das Sonnensystem zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Brücke bereits okkupiert hatten. Sie sehen hier eine Rekonstruktion eines der beiden Qax-Kriegsschiffe, die durch das Wurmloch zurückkamen. Es handelt sich hierbei um Spline – lebendige Wesen, vielleicht sogar intelligent –, eine Technologie, die der unseren weit überlegen ist.«
    Uvarov deutete auf die verschwommene Oberfläche des Spline. »Allzu beeindruckend ist Ihre Rekonstruktion aber nicht.«
    Virtuell-Poole wirkte jetzt gefaßter, dachte Louise – mehr Virtuell, weniger Poole. Sie fühlte sich besser bei dieser Erkenntnis. »Wir wissen nur wenig von den Spline«, führte er aus, »außer ihrer Bezeichnung und der äußeren Form. Ich – Poole – habe mit Hilfe der menschlichen Rebellen aus der Besatzungszukunft die eingedrungenen Spline-Schiffe zerstört.« Er schaute zum

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