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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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in Parz«, bestätigte sie. »Ihr Menschlichen Wesen seid offenbar viel zu intelligent, um euch mit so etwas zu belasten.«
    »Das stimmt«, sagte Farr milde. »Deshalb wurden wir auch verbannt.«
    »Und nun seid ihr zurückgekommen«, sagte Bzya. »In die unterste Schicht, in die Basis der Stadt… Oberstadt, Unterstadt, oben, unten – wußtest du schon, daß all diese Oben-Unten-Konzepte Relikte der Ur-Menschen-Mentalität sind? – Wir Bewohner der Unterstadt sind in den Augen der anderen Dummköpfe. In der Vergangenheit haben die Leute darauf reagiert.« Ein trauriger Ausdruck lag auf seinem Gesicht. »Wenn man Menschen wie Tiere behandelt, dann passiert es auch, daß sie sich so verhalten. Vor einigen Generationen war dieser Teil der Unterstadt ein Slum. Ein Dschungel.«
    »Teilweise gilt das heute noch«, sagte Jool.
    »Aber wir haben uns am eigenen Schopf aus diesem Sumpf gezogen«, sagte Bzya lächelnd. »Mit den bescheidenen Mitteln, die uns zur Verfügung standen, haben wir uns gebildet. Geschichte, Lesen, Schreiben und Rechnen.« Er biß in den Bierkuchen. »Das Komitee tut verdammt nichts für diesen Teil der Stadt, und der Hafen noch weniger, obwohl die meisten von uns dort arbeiten. Aber wir sind durchaus imstande, uns selbst zu helfen.«
    Fasziniert lauschte Farr Bzyas Worten. Diese Leute waren sozusagen Verbannte in ihrer eigenen Stadt. Wie Menschliche Wesen, die in diesem Wald aus Holz und Kernstoff verloren waren. Er berichtete ihnen von der Bildung der Menschlichen Wesen – mündliche Überlieferungen des Stammes und der Menschheit von jenseits des Sterns, die im Netz aus Feldlinien von den Erwachsenen an die Kinder weitergegeben wurden. Bzya und Jool hörten aufmerksam zu.
    Nach dem Essen ruhten sie für eine Weile. Dann rückten Bzya und Jool anscheinend unbewußt zusammen und senkten die Köpfe, bis die Augenbrauen sich fast berührten. Sie beugten sich nach vorne und berührten den Rand des Rads, woraufhin sie mit leiser und feierlicher Stimme eine Litanei von Namen rezitierten, die Farr allesamt unbekannt waren. Er schaute schweigend zu.
    Nachdem sie vielleicht hundert Namen aufgesagt hatten, lächelte Bzya Farr mit großen Augen an. »Ein wenig Geschichtsunterricht, mein Freund.«
    Jools Gesicht hatte wieder den früheren, verschmitzten Ausdruck angenommen. Sie beugte sich über den Rad-Tisch und berührte Farrs Ärmel. »Weißt du jetzt, welche Arbeit ich mache?«
    »Hör doch auf, den Jungen auf die Rolle zu nehmen«, sagte Bzya laut. »Ich sag’s dir. Sie sammelt Blütenblätter in den Gärten der Oberstadt und liefert sie an die um Parz verstreuten Schweine-Farmen, wo die Schweine, welche die städtischen Luft-Wagen ziehen, gehalten werden.«
    »Das mußt du dir mal vorstellen«, sagte Jool. »In den Straßen der Stadt ist es eh schon heiß, und dann sind sie noch mit all diesen Wagen und Schweinen verstopft…«
    »Die Blütenblätter werden zermahlen und ins Schweinefutter gemischt«, sagte Bzya.
    »Weshalb?« fragte Farr stirnrunzelnd.
    »Damit das Leben mit ihnen erträglicher wird.« Jool beugte sich vor, neigte den Beinstumpf, spreizte die dicken Hinterbacken und ließ einen laut knatternden Wind entweichen.
    Bzya lachte.
    Unsicher schaute Farr von einem zum andern.
    Dann nebelte die Wolke ihn ein. Der Wind roch nach Blumen.
    Seufzend schüttelte Bzya den Kopf. »Beachte sie gar nicht; sonst ermutigst du sie nur. Möchtest du noch ein Stück Bierkuchen?«

16

    DER FAHRER DES WAGENS aus Parz City war Deni Maxx, die Assistenzärztin, die Adda behandelt hatte. Dura eilte zu ihr, um sich nach Farr und Adda zu erkundigen. Die Menschlichen Wesen – alle zwanzig, einschließlich der fünf Kinder – tauchten aus dem schützenden Wald auf und folgten Dura. Deni Maxx schaute aus der offenen Luke und blickte an ihr vorbei auf den Ring aus abgemagerten Menschlichen Wesen. »Ich bin froh, daß ich Sie gefunden habe.«
    »Es wundert mich, daß Sie mich überhaupt gefunden haben. Der Oberlauf ist schließlich ein großes Gebiet.«
    Deni zuckte die Achseln. Sie machte einen gereizten und ungeduldigen Eindruck. »So schwierig war es gar nicht. Toba Mixxax hat mir die Route von seiner Decken-Farm bis zu der Stelle beschrieben, an der er euch damals aufgelesen hatte. Und dann mußte ich nur noch in diesem Sektor kreuzen und auf eine Reaktion von Ihnen warten.«
    Philas schloß zu Dura auf, und dann legte die Witwe den Mund an ihr Ohr; Dura roch Philas’ nach Blättern und Rinde stinkenden Atem.

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