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Yakuza Flowers

Yakuza Flowers

Titel: Yakuza Flowers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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Briefumschlag und verstaute es in seiner Innentasche. Takanawas Wunsch würde er so oder so erfüllen müssen und der Ort sollte ihm dabei einerlei sein. Allerdings konnte Jiro nicht abstreiten, dass ihm jeder andere Platz lieber gewesen wäre, als ausgerechnet dieses Theater.
     
    „Wusstest du, dass er hier im Garten auf mich warten würde?“
    „Nein, ich wusste es nicht. Ich habe damit gerechnet, dass er zuerst mit mir sprechen will“, antwortete Jiro wahrheitsgemäß, bevor er Gabriel die Tüte aus der Hand nahm und sie einfach ins Gras fallen ließ. „Wollte er etwas Bestimmtes von dir wissen?“ Während er auf die Antwort wartete, versuchte er in Gabriels Gesicht zu lesen, was ihn beunruhigt hatte. Doch Gabriel schüttelte mit gerunzelter Stirn den Kopf.
    „Wir haben uns erst über die Fische unterhalten. Dann erwähnte er, dass er dich lange kennen würde. Mehr sagte er nicht. Er drückte mir nur das Fischfutter in die Hand.“ Jiro sah an Gabriels Augen, dass er die Wahrheit sagte.
    „Und was wollte er von dir? Hat sich Hikaru über dich beschwert?“
    Jiro war schon fast dankbar, dass Gabriel, ohne es zu wissen, ihm gleich eine Ausrede mit seiner Frage lieferte. Denn die Wahrheit wollte er ihm keinesfalls beichten müssen.
    „Ja, aber Takanawa-san sah die Sache anders als er. Mach dir keine Gedanken darüber. Es ist alles in Ordnung, was das betrifft.“ Es war keine direkte Lüge, aber das änderte nichts daran, dass Jiro sich nicht sonderlich wohl dabei fühlte. So hätte es zwischen ihnen nicht laufen sollen, aber die Alternative wäre noch unattraktiver gewesen. Er hätte es niemals verantworten können, seinen Geliebten in seine Angelegenheiten hinein zu ziehen. Je weniger er wusste, desto besser.
    Tatsächlich reichte es Jiro, dass er in Gabriels Nähe er selbst sein konnte. Selbst wenn er ihm so einige Details aus seinem Leben nicht erzählt hatte. Vielleicht würde er ihm irgendwann die volle Wahrheit über die wichtigen Aspekte seiner Vergangenheit berichten können, aber noch war die Zeit nicht gekommen.
    „Jiro?“
    Wie es aussah, hatte Jiro wohl zu lange geschwiegen, denn in Gabriels Blick spiegelte sich leichte Sorge. Es war schön zu wissen, dass es jemanden gab, der sich wirklich um ihn sorgte.
    „Tut mir leid. Ich dachte gerade daran, dass es an der Zeit wird, dich auszuführen. Was, wenn wir uns ein Kabukistück ansehen?“ Die Idee war ihm spontan gekommen. Sobald er es ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, dass es nicht ganz so klug gewesen war. Aber der Themenwechsel ließ Gabriels Gesicht aufleuchten.
    „Das hört sich toll an. Nach den letzten zwei Tagen wäre mir durchaus nach etwas Ruhigerem zumute.“ Gabriels Erleichterung sprang ein wenig auf Jiro über, der seine Hand auf Gabriels Rücken legte und sich mit ihm zusammen vom Teich entfernte.
    „Das denke ich auch, und zufällig kenne ich ein ausgezeichnetes Theater“, fuhr er weiter fort, während sie zum Wagen zurückschlenderten. Das, was er vorhatte, war zwar verrückt, aber Jiro war sich klar, dass er keine Zeit verlieren durft e. Selbst wenn die Aussicht Kira wiederzusehen, ihn nicht lockte. Sein einziger Trost war, dass dieser ihn in der Dunkelheit der Vorstellung sicherlich nicht entdecken würde. Es war besser die unangenehmen Aufgaben so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Sonst würden am Ende noch irgendwelche ‚hässlichen Zufälle‘ Gabriel von seiner Seite reißen, und das war das Letzte, was er wollte.
     
    Die Fahrt nach Hause war um einiges entspannter. Gabriel war fast ausgelassen, was ihm Jiro nicht verübeln konnte. Was ihn selbst jedoch anging, so machte er sich einige Gedanken. Er war nie zimperlich gewesen, wenn es darum ging, seine Pflicht zu tun. Es gehörte einfach dazu, und er hatte sich ein dickes Fell zugelegt, um genau solche Dinge nicht an sich rankommen zu lassen. Was ihn in diesem Fall störte, war das Theater. Er dachte daran in Erfahrung zu bringen, wo der Ausländer sich sonst noch finden ließ, aber dabei würde er Zeit verlieren. Zeit, in der etwas durchsickern konnte, was Gabriel in Gefahr bringen könnte. Nein, es musste so schnell wie möglich geschehen,selbst wenn es dieses Theater sein musste. Mit etwas Glück würde er sich mit ihm an einem anderen Platz verabreden können, an dem es dann geschehen würde.
    Jiro verband mit dem Ort eine sentimentale Vergangenheit, an die er zwar nur selten zurückdachte, von der er sich aber auch nicht befreien konnte. Es waren

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