Yakuza-Rache
Abgase mit, die die vorbeifahrenden Wagen hinterließen. Sie strömten aus den Auspuffrohren und krochen wie Nebel über den Asphalt.
Suko bewegte sich am Rand des mächtigen Geländers entlang. Er schaute sich dabei des öfteren um und kam sich vor wie jemand mit schlechtem Gewissen.
Kein Wagen hielt.
Sie alle fuhren vorbei, schoben ihre Lichtstreifen vor sich her, die auch Suko streiften.
Noch zwei Minuten bis zur Tageswende. Wenn dieser Jack Osiku pünktlich war, mußte er sich jetzt schon auf einer der Zufahrtsstraßen befinden.
Etwa auf der Brückenmitte blieb Suko stehen. Sein Rücken zeigte zum Wasser. Der Wagen kam.
Er rollte flüsternd heran, bis der Fahrer das Fernlicht einschaltete. Der Inspektor war es nicht gewohnt, derartig geblendet zu werden, er tauchte nicht weg, denn im letzten Augenblick hatte er erkannt, daß es sich um einen Streifenwagen handelte, der herangefahren war. Die uniformierten Kollegen stiegen aus. Ihnen war der einsame Wanderer auf der Tower Bridge suspekt gewesen. Einer blieb am Wagen, der andere verlangte Sukos Ausweis.
Natürlich ärgerte sich der Inspektor über die Kontrolle um diese Zeit und hoffte nur, daß sie so schnell wie möglich vorbei war. Die Männer bekamen starre Gesichter.
»Reicht Ihnen das?« fragte Suko.
»Natürlich. Wir wußten nicht, daß Sie im Dienst sind und…«
»Fahren Sie bitte.«
»Falls wir Ihnen behilflich sein können, dann…«
»Bitte, fahren Sie!« drängte der Inspektor. »Sie sind mir behilflich, wenn ich Sienichtsehe. Verstehen Sie?«
»Natürlich, Sir.«
Suko war egal, was die Männer von ihm hielten. Er hatte einfach unhöflich sein müssen.
So schaute er den Heckleuchten des Fahrzeugs hinterher und konnte auch auf seine Uhr sehen.
Mitternacht war vorbei!
Es ärgerte ihn, daß er aufgehalten worden war. Wenn ihn der Unbekannte beobachtet hatte, würde er sicherlich das Falsche denken. Dabei hatte Suko überhaupt nicht vorgehabt, ihm eine Falle zu stellen. Er ging einige Yards weiter, hielt wieder an und schaute auf das Wasser. Er wußte nicht, ob es Zufall war, jedenfalls entdeckte er wieder ein Polizeiboot.
»John«, flüsterte er, »Wenn du hier angefangen hast, ein Netz der Überwachung zu spannen, kündige ich dir die Freundschaft.« Er hatte die letzte Silbe kaum ausgesprochen, als ihn abermals der Schleier des Fernlichts umhüllte. Allerdings nur kurz, dann leuchtete das Licht wieder normal.
Für Suko war es eine Botschaft. Er wußte, daß es der Mann war, den er treffen sollte, und hob kurz die Hand.
Ein Wagen rollte näher. Es war ein Mercedes der oberen Preisklasse. Dicht neben Suko stoppte das Fahrzeug. Die Fondtür schwang auf, es wurde nicht hell im Innenraum.
Aus dem Dunkel drang die etwas kratzige Stimme, die Suko als die des Anrufers identifizierte. »Steigen Sie ein, Suko.«
»Wo fahren wir hin?«
»Steigen Sie ein, schnell.«
»Gut.« Er nahm das Risiko an und drückte sich in den Fond. Die Tür hatte er kaum zugezogen, als der Wagen wieder anfuhr. Selbst das Nummernschild hatte Suko vor dem Einsteigen nicht erkennen können. Er warf einen Blick nach rechts. Der Mann, der dort hockte, mußte Jack Osiku sein. Ein gedrungen wirkender Japaner mit einem kleinen Kopf, auf dem nur wenige graue Haare wuchsen. An den kurzen Fingern schimmerten einige Ringe.
Bis zum anderen Ende der Brücke fuhr der Wagen, verließ etwas später die Fahrbahn, schlug einen Bogen und fuhr wieder zurück, allerdings auf eine freie Fläche dicht am Flußufer, die auch als Parkplatz benutzt werden konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Mann kein Wort gesprochen! Erst als das Fahrzeug stand, ergriff er das Wort. »Ich freue mich, daß Sie gekommen sind, Suko.«
»Sie vielleicht, ich weniger.«
»Warten Sie es ab.«
Suko hatte gesehen, daß sich zwischen dem Fahrer und dem Fond eine Trennscheibe befand. Der Mann vorn konnte nicht hören, was die beiden sprachen. So ganz koscher kam Suko dieser Jack Osiku nicht vor. Er hielt ihn für einen Gangster der oberen Sorte, für einen Mann, der die Fäden in der Hand hielt.
»Wollen Sie rauchen?« fragte Osiku.
»Nein.«
»Darf ich?«
»Bitte.«
Mit etwas umständlichen Bewegungen holte Osiku ein ledernes Etui aus der Innentasche. Sorgfältig wählte er unter den drei Zigarren aus und nahm die mit der hellsten Farbe. Gleichzeitig schaltete er eine Sauganlage ein, damit der Rauch nicht zu stark störte. Einige Züge paffte er und nickte zufrieden.
Suko schaute nach draußen. Der
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