Yakuza-Rache
hinein in eine fremde Welt, in derer sich vom ersten Augenblick nicht zurechtfand. Er hörte jedoch einen ihm bekannten Lärm. Zunächst mußte er darüber nachdenken, dann aber wurde ihm klar, um was es sich handelte.
Das waren Verkehrsgeräusche…
Suko zwinkerte mit den Augen, schüttelte den Kopf, strich über sein Gesicht, das einen staunenden Ausdruck bekommen hatte. Es wollte ihm nicht in den Sinn, er fand dafür keine Erklärung und tat das, was am wichtigsten war.
Er schaute sich zunächst einmal um…
Diesmal sah er etwas. Inmitten einer geheimnisvollen Welt aus grauem Licht stand er eingebettet in ein Netz aus dünnen Spinnweben, umgeben von einer warmen, schleierhaften Luft oder dünnem Glas, das ihm zusätzlich einen Blick freigab auf das, was sich genau vor ihm abspielte. Nein, nicht nur dort, um ihn herum!
Suko ging, blieb stehen, schaute, wischte über seine Augen und schaute erneut.
Das konnte nicht wahr sein. Der Verkehrslärm, die Bewegungen, die Lichter - das war… das war — London!
Er befand sich in London!
Suko, ein Mensch, der sich fast immer in der Gewalt hatte, konnte nicht anders. Er mußte einfach lachen.
Und er lachte laut und deutlich, während er den Kopf schüttelte. Er brauchte nur wenige Schritte zu gehen und stand inmitten der Stadt. Konnte er das wirklich?
Suko dachte nach, als die Euphorie der ersten Überraschung vorbei war. Nein, da täuschte man ihn. Er befand sich zwar in London, er konnte die Stadt sehen, doch er glaubte nicht daran, daß ihn die Menschen auch entdeckten.
Das graue Licht…
Wie Nebel lag es in dieser Welt. Er besaß keine sichtbaren Quellen, es war einfach, als gehörte es dazu. Dieses Licht füllte den Raum aus, in dem er sich befand.
Eben in der Festung, und die, zum Henker, gehört nun mal dem Dämon Shimada.
Innerhalb des Lichts befand sich nichts. Nur eben der ebenfalls graue Boden oder Untergrund, auf dem sich Suko bewegte und so weit gehen konnte, wie er wollte, ohne vor ein Hindernis zu laufen. Die Welt außen blieb.
Auch als er zehn und mehr Schritte gegangen war, veränderte sie sich nicht.
Er sah Häuser, er sah die Straßen, die Menschen. Sie und die Fahrzeuge kamen auf ihn zu, und sie huschten hindurch, ohne daß sie ihn auch nur gestreift hätten.
Da war nicht einmal ein Luftzug zu spüren. Sie glitten durch die Welt, als wäre sie nicht vorhanden.
Das stimmte im Prinzip. Nur für Suko war sie existent. Die anderen sahen sie nicht. Da hatten sich Dimensionen überlappt. Es war zu einer Verschiebung gekommen, Shimadas Magie machte es möglich. Nicht umsonst war er ein Reisender in Sachen Tod und Verderben. Ein raffinierter Plan und eine seelische Folter, die man Suko angedeihen ließ.
Die Szenerie draußen wechselte, denn die Festung nahm ihre Wanderschaft wieder auf.
Für Suko wirkte es, als würde jemand außen Bilder vorbeischieben. Geisterhaft huschte das Panorama der Stadt vorbei, ähnlich einer Touristenführung, auf die Suko allerdings gern verzichten konnte. Zwei hohe Häuser fielen ihm auf. Er kannte sie gut, den in einem wohnte er selbst.
Unwillkürlich hielt der Inspektor den Atem an. Nicht grundlos zeigte ihm Shimada dieses Panorama, seinen direkten Wohnort, der zum Greifen nahe lag, aber denoch Lichtjahre weit entfernt war. Suko unternahm den Versuch trotzdem. Er lief auf die beiden Häuser zu, erreichte sie nie, denn sie wichen immer weiter zurück, oder es war die Welt, die sich hier ausdehnte.
Die Äußerlichkeiten erinnerten Suko daran, als wären sie von einer Kamera eingefangen worden, die jetzt eine bestimmte Szene herauspickte und vorschob.
Etwas glitt in Nahaufnahme gegen Shimadas Welt. Es war die Zufahrt zur Tiefgarage.
Suko ahnte, was dies sollte. Die Folter erreichte allmählich ihren Höhepunkt.
Er glotzte in die viereckige Tunnelöffnung und konnte sogar die Umrisse der in der Nähe stehenden Fahrzeuge erkennen. Ein Wagen rollte mit eingeschalteten Scheinwerfer im Halbbogen durch die Garage, um die Ausfahrt zu erreichen.
Es war ein Rover!
Der Inspektor wußte genau, was folgte. Dennoch überkam ihn eine starke Nervosität. Es war einfach auch die Hilflosigkeit, die an ihm zerrte. Der Rover schob sich aus der Einfahrt, er nahm die Schräge, und Suko erkannte den Mann hinter dem Lenkrad.
Es war sein Freund John Sinclair!
Und er fuhr durch diese Welt des Shimada, als hätte es sie nie gegeben. Wenigstens nicht für ihn.
Suko schloß die Augen. Er öffnete sie auch nicht, als er von
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