Yakuza-Rache
irgendwoher das gellende und donnernde Lachen des Dämons Shimada hörte…
***
Lange hatte ich versucht, die Adresse der Japanerin herauszufinden. Es war mir nicht gelungen.
Ich kannte nur ihren Vornamen, und der war in keinem Telefon - oder Adreßbuch verzeichnet.
Leider…
Was blieb mir anderes übrig, als zu warten. Den Vormittag, auch den Nachmittag, den ich in meiner Wohnung verbrachte, weil ich nicht wie ein Tiger im Büro auf und ab laufen wollte.
Immer wieder hatte ich auf die Uhr geschaut und festgestellt, wie quälend langsam die Zeit verrann.
Natürlich drehten sich meine Gedanken um Suko, und nicht allein um ihn. Wenn Shimada mit im Spiel war, dann mußte eigentlich auch Shao eingreifen.
Sukos verschwundene Partnerin und die letzte in der Ahnenreihe der Sonnengöttin Amaterasu gehörte zu den Personen, die auch Shimada den Kampf angesagt hatten. Er und die Sonnengöttin waren so verschieden wie der Tag und die Nacht.
Nur wenn Amaterasu aus dem Dunklen Reich befreit wurde, konnte die Macht des Dämons gebrochen werden.
Das war bisher nicht geschehen. Amaterasu war nach wie vor eine Gefangene, und es bestand auch keine Aussicht, daß sie schnell befreit wurde, auch durch Shao nicht.
Ich räusperte mich, weil ich wieder einmal in der Kehle den Frosch spürte. Oft genug hatte ich das Telefon angeschaut, weil ich auf einen Anruf der Japanerin wartete. Sie mußte sich doch melden! Am Morgen hatte sie es auch getan. Wenn sie im Büro anrief, würde ihr Glenda sagen, wo ich zu finden war.
Da schellte das Telefon. Mit einem Sprung war ich da, riß den Hörer an mich und meldete mich nur mit der ersten Silbe meines Namens, denn ich hörte bereits die Stimme der Japanerin.
»John, du bist okay?«
»Nein, verdammt, ich bin nicht okay. Erstens wegen Suko und zweitens deinetwegen.«
»Oh — was habe ich damit zu tun?«
»Verflixt, ich sitze hier auf heißen Kohlen. Ich möchte gern Einzelheiten wissen.«
»Die bekommst du früh genug. Noch ist es nicht soweit, John. Wir haben Zeit. Es hat keinen Sinn, zu früh an der Bar zu sein. Du gehörst nicht zum Personal. Man würde dich nicht einlassen, glaube es mir. Deshalb bleibt es bei dem Treffpunkt davor.«
»Und weiter?«
»Nichts, ich hole dich ab.«
»Wie schön.«
»John«, sie sprach jetzt mit einer fast mütterlichen Stimme. »Das ist eine fremde Welt, eine andere Kultur. Du kannst dich in ihr nicht benehmen wie der Elefant im Porzellanladen. Auch wenn du die Bar betreten hast, mußt du die normalen Etablissements vergessen. Dort ist eben alles anders, japanisch.«
»Okay, akzeptiert. Eine andere Frage. Welche Rolle spielst du dort genau?«
»Ich bin so etwas wie eine Geschäftsführerin. Ich tanze auch, wenn es sein muß.«
»Strip…?«
Sie lachte in den Hörer. »Nein, unsere alten traditionellen Tänze. Es gibt natürlich Mädchen in der Bar, keine Geishas, sondern andere. Aber das wirst du selbst erleben.«
»Kennen wir uns?«
»Zunächst nur flüchtig. Überlasse alles andere mir. Wir treffen uns nur vor dem Haus.«
»Alles klar.«
Ich legte auf und atmete tief durch. Der Druck im Magen wollte nicht weichen, weil ich den Gedanken an meinen Freund Suko einfach nicht los wurde.
Er war derjenige, um den es letztendlich ging. Er befand sich in der verdammten Welt des Shimada, an die ich so schlimme Erinnerungen hatte. Löschen ließen sich diese nicht.
Ich dachte über meine Bewaffnung nach. Den Dunklen Gral wollte ich auf keinen Fall mitnehmen, er hätte mir gegen die japanische Magie nicht geholfen.
Was blieb noch?
Der silberne Bumerang, die magische Banane — ja, sie konnte sehr wertvoll sein. Auch gegen untote Samurai, denn wenn ihre Köpfe abgeschlagen wurden, glaubte ich nicht daran, daß sie noch weiterkämpfen würden.
Ich steckte die Waffe ein, verließ die Wohnung und stieg in der Tiefgarage in meinen Wagen.
Das große Tor der Ausfahrt stand offen. Ich rollte hindurch und hatte plötzlich das Gefühl, von etwas Fremdem gestreift zu werden, das sich durch meine Gedankenwelt schob.
Es war nur für einen Moment und kaum meßbar, aber deutlich zu merken. Ich wollte zuerst auf die Bremse treten, fuhr jedoch weiter, weil die Zeit drängte.
Dennoch dachte ich über dieses Phänomen nach, wobei ich sogar zu einem Ergebnis kam.
Jemand mußte mich unter Beobachtung halten. Irgendwo am Haus lauerte etwas Fremdes…
Ich schaute in den Rückspiegel, entdeckte aber nichts, was mich hätte mißtrauisch werden lassen.
Alles war
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