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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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ab, denn die Hauptsache war jetzt, dass Manuel und seine Mutter nun endlich in Sicherheit waren.
    Dolores schaute ihn dankbar an, und Yanko fragte sich, ob sie auch damals schon so hübsch gewesen war.
    In jenen Jahren hatte er mit seinem alten Kumpel Moon ein Tanzengagement in Mexico gehabt und dabei Dolores kennengelernt. Moon war kurze Zeit später an einer Überdosis Heroin gestorben. Es war schrecklich gewesen. Yanko hatte ihn tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden. Er hatte zwar geahnt, dass Moon süchtig war, aber er wusste nicht, wie schlimm es tatsächlich um ihn gestanden hatte, und außerdem war er damals nicht gerade derjenige gewesen, der anderen helfen konnte. Er war ja selbst dauernd betrunken gewesen, doch Heroin war für ihn nie in die Tüte gekommen, ihm war der Alkohol wesentlich lieber gewesen.
    Bei dem Gedanken an die gemeinsamen Wochen mit Dolores, in denen sie ständig mit Drogen und Alkohol vollgedröhnt waren, musste er unwillkürlich den Kopf schütteln. Er wusste wirklich nicht mehr viel von dieser Zeit, nur dass es ihm auch ziemlich egal war, als sie dann schwanger war. Damals war ihm sowieso so ziemlich alles egal gewesen. Und die Frauen konnten sich noch so anstrengen, er hatte sie nur zum Sex an sich herangelassen. Sein Herz war nur von Fam erfüllt gewesen, und seine Seele war seit ihrem Tod nicht mehr wirklich bei ihm.
    Er wäre ja damals in Mexico geblieben, aber Dolores hatte große Angst gehabt, dass sie aus der Familie ausgeschlossen werden könnte, wenn diese erfahren würde, dass ihr Kind von einem Amerikaner stammte. Ausnahmsweise war es in diesem Fall anscheinend nicht wichtig gewesen, dass er ein Zigeuner war. Allerdings wusste er auch gar nicht mehr, ob er ihr das damals überhaupt erzählt hatte. Für Dolores Familie war er nur ein amerikanischer, weißer Ausbeuter, der in Mexico nichts verloren hatte. Dolores hatte sogar sein Geld abgewiesen, wollte nicht mehr mit ihm sprechen und ihn schon gar nicht mehr sehen, und dann hatte er sie irgendwie vergessen.
    Yanko und Dolores standen auf und unterschrieben die Heiratsurkunde. Dann gaben sie nacheinander dem Standesbeamten die Hand und verließen anschließend das Gebäude. Draußen blieben sie kurz stehen und sahen sich an. Nein, er liebte sie nicht, und genau deswegen hatte er sie auch heiraten können, denn es bedeutete ihm nichts. Er wollte nur, dass sein Sohn Manuel bei ihm sein konnte und aus dem Drogenmilieu herauskam, und Dolores gehörte eben dazu. Aber er mochte sie, und irgendwie war er auch neugierig darauf, wer sie eigentlich überhaupt war.
    Yanko nahm sie in den Arm und küsste sie leicht auf die Stirn, und Dolores hatte plötzlich Tränen in den Augen. „Danke! Danke für alles! Ron, Mala und du, ihr habt eure Freiheit riskiert, als ihr Manuel und mich hier rübergeschmuggelt habt! Und jetzt hast du mich auch noch geheiratet!“, sagte sie leise auf Spanisch und kämpfte mit noch mehr Tränen. Sie fühlte sich seit Langem endlich befreit und wusste gar nicht wie ihr geschah. „Schon gut! Hab’ ich gerne gemacht! Jetzt könnt ihr wenigstens ungestört hier bleiben!“, hörte sie Yanko auf Spanisch antworten und wischte sich mit einem Taschentuch die Augen trocken.
    Da zog Manuel seinen Papa am Hemd, und Yanko löste sich aus der Umarmung. Manuel rannte lachend weg, und Yanko ihm hinterher. Alle anderen standen da und schauten ihnen amüsiert dabei zu wie sie sich gegenseitig über den Platz jagten.
    Dolores sah Yanko voller Gefühle nach. Hoffte sie jetzt etwa doch, dass er sich in sie verliebte? Oder war sie nur voller Dankbarkeit? Sie wusste nicht genau, was sie eigentlich fühlte, und doch konnte sie es vor sich selbst nicht ganz verheimlichen, dass er ihr gefiel. Vor allem seine Augen mochte sie ganz besonders gerne, sie hatten einen Ausdruck, der ihr Innerstes berührte. Sie fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich gesehen, und sie fragte sich, ob das tatsächlich der gleiche Mann war mit dem sie damals drei Monate durch die Gegend gezogen war. Aber er war es wirklich, und selbst wenn sie ihn nicht mehr erkannt hätte, das Tattoo an seinem Arm hätte sie unter Tausenden wiedererkannt, denn sie hatte es damals für ihn entworfen.

Y anko stand im beißenden Sonnenlicht vor Jennys Haus und hoffte, dass es schnell ginge, denn er hatte überhaupt keine Lust Jennys Mutter zu begegnen. Zum Glück öffnete jedoch Jenny die Haustür, und die beiden begrüßten sich mit einem Kuss auf die Wange. Dann

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