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Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Kameraden gewesen waren. Sie wünschte, sie wüßte, was in NG’s Kopf vor sich ging, und sie wünschte, sie hätte Musa hier, der, wenn schon sonst nichts, mit NG hätte reden können. Oder Bernstein. Bernie konnte zu ihm durchkommen. Sie war sich nicht sicher, ob es ihr gelingen würde, sie war sich nicht sicher, ob sie das Thema überhaupt anschneiden wollte.
    Verdammter
Dussad. Hughes hatte sich herausgehalten, Hughes hatte alles mitangehört und bestimmt etwas sagen wollen – und zweifellos würde er etwas sagen, fünf Tage lang, in den Bars und von einem Ende der Dockanlagen zum anderen, und soviel Schaden anrichten, wie er nur konnte, Bemerkungen in Ohren träufeln, von denen er wußte, daß sie dafür empfänglich waren. Und während eines Urlaubs mischten sich die Schichten bis zum letzten Tag.
    Verdammt,
sie wünschte sich, da draußen zu sein. Vor allem wünschte sie, NG sei da draußen unter Musas Obhut, nicht auf dem Schiff, wo er soviel Gelegenheit zum Grübeln hatte, wenn er allein arbeitete, während seine Partnerin ihm nicht sagen konnte, was sie die ganze Zeit über tat.
    Sie mußte NG früher oder später sagen, was vor sich ging, und wenn sie beide allein die Schichttag-Wache hatten, wäre die beste Gelegenheit dazu gewesen. Doch jetzt, nachdem Dussad und diese blöde Frau vom Haupttag den Mund aufgerissen hatten – Thomas hieß sie wohl, Ann Thomas, Navigationscomputer,
Hughes’
Gegenstück. Alle Navigatoren, ob nun Schichttag oder Haupttag, waren ein Schmerz im Arsch, entschied Bet – das mußte eine besondere Veranlagung sein. Dussad von der Frachtabteilung war ein kaltschnäuziger Hurensohn, aber allzusehr wollte sie ihm das nicht verübeln – sie wollte ihm nur den verdammten dicken Schädel einschlagen, das war auch schon alles.
    »Achtung!« rief NG von oben. »Zerbrechlich!«
    Sie waren nicht die einzigen, denen der Urlaub entging. Park und Merrill arbeiteten haupttags in der Technik, und Dussad und Hassan waren eigentlich auch im Dienst, sie mußten die Lieferanten aufsuchen und für das Schiff einkaufen, und wenn sie es geschickt anstellten, blieb ihnen ein bißchen Freizeit übrig. Wayland und Williams durften nur drei Tage wegbleiben, dann mußten sie zurückkommen und das Einladen der Vorräte beaufsichtigen, und eine Handvoll Pechvögel unter der Brükken-Crew, die das Schiff nur zum Schlafen verließen und an Erholung dazwischenquetschten, was sie konnten, waren verantwortlich für das Auftanken, was zumeist auf das Betrachten der Anzeige hinauslief, und die Kommunikation mit der Thule-Zentrale. Bei dieser Arbeit hätte Bet sich ausgekannt, denn die Komplikationen mit Kabeln und Schläuchen, die Namen der Leitungen und die möglichen Gefahren waren ihr vertraut. Sie hatte es gelernt, weil man sich im Krieg immer Sorgen wegen Sabotage machen mußte, und wenn die
Afrika
im Dock lag, war die Kampfeinheit in voller Ausrüstung draußen, überprüfte die Verbindungen, stand Wache…
    Verdammt.
    Andauernd stiegen Erinnerungen in ihr auf. Sie wollte das gar nicht. Oben waren diese toten Panzer, warteten auf sie wie Geister…
    Und NG würde Fragen stellen, NG hatte jedes Recht, sie zu fragen, wohin sie jeden Tag gehe und warum.
    Wenigstens hatten sie die Nacht. »Ich schlafe nicht mit dir in einer Hängematte«, sagte Bet zu NG, nachdem sie Park und Merrill über den Com konsultiert hatte, was abwechselnd die Unterkunft für vier Personen im Hauptladeraum werden solle.
    Also legten sie nur zwei Hängematten der Polsterung wegen auf den Boden. Walters und noch ein paar kamen, um sich für das Herunterholen ihres Gepäcks erkenntlich zu zeigen, und so waren sie mit einer brandneuen Flasche Wodka versehen.
    Walters hielt sich lange genug auf, um ihnen zu versichern:
    »Ihr verpaßt nicht viel. Der Ort ist
tot,
die Läden sind geschlossen, nur zwei Bars und ein schäbiges Hotel haben noch offen, das ist alles. Da draußen lebt nichts mehr außer das Echo…«
    Aus irgendeinem seltsamen Grund machte sie das traurig, vielleicht nur, weil es ein Stück aus ihrem Leben war, wenn auch ein jämmerliches, vielleicht weil es sie unheimlich berührte, daß hier ein Stück Menschheit starb. Die Dunkelheit kam, wie es geheißen hatte, und nahm sich die ersten Basen, die die Menschen sich nach dem Verlassen des Sonnensystems geschaffen hatten.
    Wie jene Namen in der Toilette, die gerade übermalt wurden.
    Polaris
und
Golden Hind.
Gott, Musa konnte sich wahrscheinlich an Thule in seiner Glanzzeit

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