Yeager
nicht einmal, sich deswegen Sorgen zu machen.
Also ging sie an die Arbeit, kletterte mühsam die in die Wand eingelassenen Sprossen hoch, um eine 200-Kilo-Expansionsschiene zwischen zwei Schrankpfosten anzubringen, hakte einen Flaschenzug ein, befestigte ein Kabel und zwei Haken in den Arbeitsringen des besseren der beiden Panzer und hievte das Ding hoch, so daß sie daran arbeiten konnte, ohne mit ihm kämpfen zu müssen.
Man konnte sich vorstellen, wie Walid gestorben war – wenn man in Betracht zog, daß der Panzer keine auffällige Beschädigung hatte, keinen Durchschlag, der Walid hätte töten müssen –, aber Leute, die in den Raum hinausgeblasen worden waren, hatten auf der Liste der Rettungsaktionen ganz unten gestanden.
Niemand von denen, die auf Pell etwas zu sagen gehabt hatten, war an dem Überleben von Soldaten der Flotte besonders interessiert gewesen, und die Luft in dem Panzer reichte nur für sechs Stunden.
Sechs Stunden, die man in der Dunkelheit des Raums oder dem höllischen Licht von Pells Stern dahintrieb.
Die Arme reichten nicht weit genug, um die Knebelverschlüsse zu erreichen. Man konnte nicht einmal Selbstmord begehen. Der Panzer hatte einen Stoß abbekommen – vielleicht, als er aus Pells klaffenden Wunden ins Vakuum hinausgeblasen wurde. Das hatte er überlebt, aber der Stoß hatte genügt, Spiel in jedes seiner Gelenke zu bringen…
… und einen Zirkulationsverschluß im rechten Handgelenk und einen Druckverschluß in der rechten Schulter zu sprengen.
Das verkürzte die sechs Stunden. Man konnte einen Handgelenkverschluß verlieren und ohne die eine Hand weiterleben, aber wenn man einen Verschluß am Körper verlor, hoffte man nur noch, schnell zu erfrieren statt langsam gekocht zu werden – und was von beidem geschah, hing davon ab, wie stark man der nahen Sonne ausgesetzt war.
»Eine höllische Art zu sterben.« Mit einem Klaps auf die leere Hülle. »Du hättest in Deckung gehen sollen.«
Ein lausiger Sinn für Humor, Bet…
Walids Stimme. Das Klirren von Flaschenzügen, entlang den Gängen stiegen die Leute in die Anzüge und meckerten, der Geruch nach diesem scheußlichen Zeug, mit dem die Innenseiten eingesprüht wurden…
Ein Hauch davon wehte ihr entgegen, als sie sich die Verschlüsse ansah. Nachdem ein Mann in dem verdammten Ding gestorben war, nachdem der Panzer Monate und Jahre in einem tiefgekühlten Laderaum gestanden hatte, roch das Innere immer noch wie Waschraumseife.
Bet machte Inventur bei dem Europa-Panzer, und hier sprang einem die Todesursache ins Auge, ein lausig großes Loch gleich unter dem Leistenverschluß. Ein großer Mann, der Name war W. Graham, er hatte zum B-Team der Kampfeinheit auf der
Europa
gehört – Willie wurde er gerufen, erinnerte Bet sich, stark wie zwei, aber gegen einen Druck oder Stoß, der genügt hatte, vierfaches Flexyn aufzureißen, hatte er keine Chance gehabt.
Gott.
Nun ließ sich der Zustand der einzelnen Teile am einfachsten so feststellen, daß man sich auszog und den Panzer Stück für Stück um sich aufbaute. Dabei fror man sich nicht nur den Arsch ab, sondern auch noch verschiedene andere empfindliche Stellen, denn die Innenheizung funktionierte nicht, bevor man die Energie einschaltete, und das war nicht zu empfehlen, solange man die Spannung regulierte. Man fummelte mit lausig kleinen Schraubenschlüsseln und Schraubenziehern von Nadelgröße herum und versuchte, nicht mit den Zähnen zu klappern, wenn man den Schraubenschlüssel oder den Schraubenzieher in kaum sichtbare kleine Löcher einführte, von denen drei bis fünf ein Gelenk ausmachten, und man probierte die Spannung in diesem und jenem Gelenk aus, bis es sich richtig anfühlte.
Und die ganze Zeit lief einem dabei die Nase.
Aber es wurde einem mit jedem Stück wärmer. Eins nach dem anderen, angefangen mit den Stiefeln, schloß sich der Anzug um einen und fügte sich zusammen, Glied mit Glied und Kontakt mit Kontakt, schwer wie die Sünde, und so gut wie alles, was man tun konnte, war, ein Knie zu heben und die Flexibilität zu prüfen.
Spanngurte zwischen zwei Keramik-Schichten, jede mit ihren eigenen kleinen Zugangskappen und dazu diesen ekligen kleinen Einstellschrauben, vier oder fünf pro Segment, die die Sensor-Kontakte gegen die nackte Haut zogen, Kontakte, die dafür bestimmt waren, Signale zu den Hydrauliken zu übermitteln.
Sie mußten sämtlich zu- oder aufgedreht werden, damit sie sich alle im richtigen Maß lockerten, wenn man den
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