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Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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einen Menschen bilden.
    Vielleicht hast du recht. Doch so bin ich nun einmal.«
    Muller nickte, nicht beleidigt, nicht aggressiv, nur ein ›Ich habe mein Bestes getan‹.
    Bet wischte sich die schmerzenden Hände an den Taschen ab und ging davon, so müde sie war, denn, verdammt noch mal, sie war da in etwas hineingeraten, und es beunruhigte sie, es beunruhigte sie sehr, wie der Mann sich benommen hatte, so, als sei er kurz vorm Überschnappen. Deshalb neigte sie zu der Ansicht, Muller habe recht.
    Vor allem beunruhigte es sie jedoch, daß eine ganze Crew einem Mann ein solches Etikett aufklebte, ihn einfach abschrieb, als sei er Müll.
    Vielleicht war er das. Vielleicht war er verrückt. Vielleicht kümmerte es sie überhaupt nur, weil sie vollkommen erschöpft war. Ihr tat alles weh, sie taumelte vor Müdigkeit, sie sollte vor allem für sich selbst sorgen, sich eine leere Koje suchen und hineinfallen und einen erwachsenen Mann seine Probleme allein lösen lassen.
    Sie glaubte jedoch zu wissen, wo sie ihn finden könne.

9. KAPITEL
    »Ramey?« Sie ließ die Tür zufallen. Ihr war mulmig zumute bei dem Gedanken, im Werkstatt-Abschnitt umherzuwandern, einem richtigen Kaninchenbau von einer Maschinenwerkstatt mit einem engen Mittelgang, einer Beleuchtung, die zu einem matten Schimmer gedämpft war, und eisig kalt. Bet faßte nicht nach den Lichtschaltern. Sie blieb stehen, wo sie war. Das war keine Angst, sie war nur vorsichtig. »Bist du hier, Mann?«
    Stille. Vielleicht irrte sie sich. Vielleicht redete sie wie ein Dummkopf mit einem leeren Raum. Vielleicht kam gleich einer von den Haupttagsleuten aus der Technischen Abteilung nebenan und fand sie hier außerhalb ihrer Dienstzeit, und dann erging es ihr schlecht.
    »Ramey?«
    Eine winzige Bewegung hinten in einem der Gänge zwischen Bohrmaschinen, Aufzügen und Pressen.
    Ja, er war da. Bet dachte an die Möglichkeit, daß er verrückt war – aber das hatte Muller eigentlich nicht gesagt.
    Kooperativ war Ramey jedoch auch nicht.
    »Na gut«, sagte Bet, »na gut, ich verstehe einen Wink mit dem Zaunpfahl. Ich gehe zu Bett, ich habe mich schon besser amüsiert, Ramey, aber jedenfalls danke für das Bier.«
    Sie hörte ihn, sie sah den Schatten am Ende des Gangs.
    Er ist tatsächlich verrückt, dachte sie. Vielleicht drogensüchtig.
    Und von mir ist es erst recht verrückt, daß ich hergekommen bin.
    Wenn ich jetzt zur Tür gehe, könnte ihn das ebenso wild machen wie irgend etwas anderes. Ich muß mit ihm
reden.
    »Sollen wir wieder in den Gemeinschaftsraum gehen, vielleicht noch ein Bier trinken?« fragte sie. »Ich kann nicht behaupten, daß ich noch zu scharfem Nachdenken fähig bin, aber ich bin dir das Bier schuldig. Nur mußt du es auf deine Nummer nehmen, weil ich noch keine Woche an Bord bin.«
    Der Schatten stand für einen Augenblick unbeweglich, machte schließlich eine abrupte wegwerfende Geste und schlenderte den Gang herauf ins Licht – ein Mann in einem verblaßten Jumpsuit. Die Beleuchtung machte Löcher aus seinen Augen, aus seinen Wangen. Er blieb stehen, stemmte die Hände in die Hüften. Dann ging er auf sie zu, kam näher und näher.
    Vorsichtig, Mann, dachte Bet. Du versuchst wohl, mir Angst einzujagen! Ich bin ein verdammter Dummkopf, daß ich hergekommen bin, aber dieser Dummkopf kann dir den Hals brechen, Mann.
    »Bist du auf Ärger aus?« fragte er.
    »Ich bin auf ein zweites Bier aus.« Bet stemmte ebenfalls die Hände in die Hüften und nahm sich vor, die ganze Sache kühl zu behandeln. Er sollte sich bloß nicht einbilden, er könne sie mit dieser Masche hereinlegen und sie während der Dienstzeit, wenn die Gefahr bestand, daß Bernstein sie meldete, in dunklen Ecken befummeln. »Auf was denn wohl sonst? Ich bin todmüde, Fitch hat mir das Leben schwergemacht, Bernstein hat mir das Leben schwergemacht, dann lädt mich einer zu einem Bier ein und schubst mich weg – im Augenblick habe ich gar nichts Besonderes im Sinn, nur war es dein Bett, das ich ansteuerte, und ich habe keine Ahnung, wo ich meinen Matchsack unterbringen kann, ohne jemanden aufzuwecken. Ich bin absolut nicht daran interessiert, in das falsche Bett zu geraten, daß da irgendein Hurensohn wild auf mich wird, und ebensowenig will ich ein Weibsbild neben mir haben, und ich bin nicht mehr wach genug, um richtig zu entscheiden. Deshalb möchte ich dahin« – sie wies mit dem Daumen auf die Tür – »zurückkehren und noch ein kaltes Bier trinken und dann duschen, und

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