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Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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danach wird mir nicht mehr nach tiefschürfender Philosophie zumute sein. Hast du Lust?«
    Er stand jetzt ganz dicht vor ihr, mit finsterer Miene, versuchte, ihr Angst einzujagen. Aber vielleicht spürte er auch, daß sie ihm Ärger machen konnte. Er wich gegen eine Werkzeugmaschine zurück, lehnte sich mit gekreuzten Armen dagegen und richtete den Blick zu Boden.
    »Geh hier weg!«
    Wahrscheinlich war das ein guter Rat. Bet wollte ihn schon befolgen, ihre Beine waren bereit, sich in Bewegung zu setzpn.
    Aber er starrte weiter zu Boden, und die Muskeln an seinem Unterkiefer spannten sich. Deshalb blieb sie, schlug die Arme ebenfalls übereinander, betrachtete ihn, und er hob den Kopf und maß sie mit einem giftigen Blick.
    »Geh!« sagte er.
    »Teufel«, sagte Bet, »langsam dämmert es mir, warum du nicht allzu beliebt bist.«
    Ruckartig wandte er sich der Tür zu und ging hinaus. Bet überquerte denselben Raum mit ebenso vielen Schritten und folgte ihm den Korridor hinunter. Er ging so schnell, wie er konnte, als sei er ein Kind mit einem Wutanfall. Bet blieb zurück, denn seine Beine waren soviel länger, und um ihn einzuholen, hätte sie in Laufschritt fallen müssen, und das wollte sie nicht.
    Zwei Leute von der Mannschaft begegneten ihnen, und vielleicht folgten ihnen die Blicke aus zwei Augenpaaren. Bet sah sich nicht um. Er sah sich nicht um. Als er ihnen aus dem Sichtbereich war, blieb er stehen und sah Bet finster entgegen.
    Sie waren im Abschnitt der allgemeinen Laderäume angekommen. »Du bist verdammt hartnäckig.«
    Sie funkelte zurück. »Du auch. Du hast dich an mich herangemacht. Es war nicht meine Idee. Und wenn ich einen Verrückten in meiner Schicht habe, möchte ich Bescheid wissen, Mister.«
    Er warf ihr einen beinahe mörderischen Blick zu. Das ›Beinahe‹ wurde zu einem vernünftigeren, nachdenklicheren Ausdruck. »Mein Name ist NG. NDG.«
    Bet hielt ihm die Hand hin. »Meiner ist Bet.«
    Er sah sie an, als spinne sie. Sie hielt die Hand immer noch ausgestreckt.
    »Was willst du?«
    »Ein Bier! Vielleicht zwei. Ist das eine so große Sache?
    Kommt mir nicht so vor.«
    Er holte zittrig Atem, nahm die Hand, aber schüttelte sie nicht. Er hakte seine kalten Finger über ihre und schloß sie – als ziehe er jemanden aus einem Abgrund, dachte Bet.
Abgekühlt
, dachte sie,
völlig aus der Stimmung gekommen. Der will eine ganze Weile nicht mehr.
    Aber er ließ ihre Finger auch nicht los. Er zog Bet an sich, Körper gegen Körper, was sie nicht erwartet hätte, drückte sie mit dem Rücken gegen die Innenwand und starrte sie an, und die ganze Zeit dachte sie daran, wie weh ihr die Knie taten und ihre Arme und wie weh ihr der Hintern tat und der Rücken und wie alle Geräusche in ihrem Schädel widerhallten. Sie war so müde.
    Ein Verrückter, dachte sie. Soll ich mich wehren? Was wird er dann tun? Was wird Fitch tun, was wird die Crew tun, wenn ich ihm den Arm breche?
    Und NG sagte an ihrem Ohr: »Wie wäre es in der umgekehrten Reihenfolge? Wir gehen nicht in den Gemeinschaftsraum zurück, wir gehen in die Werkstatt, und dann bekommst du ein Bier, wenn du möchtest. Sag, möchtest du?«
    Sie war kaum noch fähig, etwas zu empfinden. Aber das, was sie empfand, war richtig. Er war nicht übel, dachte sie, gar nicht übel, oh, wirklich nicht übel! Das war eine Erleichterung für sie, sie war sich nicht sicher gewesen, ob ihr nach Thule noch Gefühle übriggeblieben waren. Und der Teil ihres Gehirns, der noch funktionierte, sagte ihr, ein Verrückter wolle sie an einen Ort locken, wo es keine Zeugen gab, gefährlich, höllisch gefährlich, er konnte sehr wohl gewaltigen Ärger bedeuten, er konnte Macken haben, von denen Gott allein wußte.
    »Der Schrankraum hier ist richtig privat.« Er atmete gegen ihren Hals und hatte die Hand unter ihrem Kragen.
    Ich bin ein Dummkopf! dachte Bet. Ich will mich nicht mit einem verdammten Fall von Raumkrankheit einlassen, ich will nicht mit diesem Mann schlafen, ich will nicht einmal sein verdammtes Bier, und ganz bestimmt will ich nicht mit ihm in irgendeinen Schrank kriechen.
    Aber ich will auch keinen Ärger mit ihm. Ich kann für mich selbst sorgen. Ich habe schon schlimmere Verrückte gesehen.
    Auf der
Afrika.
    Er öffnete den Laderaum neben ihnen, schob Bet hinein und zog die Tür zu. Danach war es stockfinster. Bet hoffte inbrünstig, er sei nicht
so
dumm oder nicht so durcheinander, daß er die Tür einschnappen ließ. Darüber machte sie sich immer noch

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