Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
mich. Trotz meiner Erschöpfung gelang mir ein triumphierendes Lächeln angesichts Goels Zwangslage. Auf dem Weg zur Tür dachte ich darüber nach, dass ich meine magischen Fähigkeiten vermutlich nicht entdeckt hätte, wenn ich mit Irys oder den anderen Zauberern zusammengearbeitet hätte. Aber was genau hatte ich eigentlich getan? Meine magische Energie übertragen? Meinen Willen? Meine Seele? Ich scheute vor diesen beunruhigenden Gedanken zurück. Die Kontrolle über den Körper eines anderen Menschen zu übernehmen und ihn zu zwingen, sich zu bewegen, musste eine Verletzung des Ehrenkodexes sein. Andererseits war Goel mit meiner Entführung zum Verbrecher geworden. Damit hatte er sich außerhalb der Regeln dieses Kodexes bewegt. Fast hätte ich laut losgelacht. Eigentlich musste ich Goel dankbar sein, dass er mich angegriffen hatte. Immerhin hatte ich dadurch einen weiteren magischen Trick kennengelernt.
Ari und Janco erwarteten mich auf dem von Unkraut überwucherten Feld, auf dem der Schuppen stand. Der verfallene Zaun und der verwitterte Schuppen ließen darauf schließen, dass er mich zu einem verlassenen Bauernhof außerhalb der Zitadelle verschleppt hatte. Valek und Cahil hatten nicht auf mich gewartet.
Ari grinste, als Janco ihm eine Silbermünze in seine Pranke drückte.
„Gab’s Probleme?“, erkundigte Ari sich.
„Jetzt nicht mehr. Ich habe ihn angekettet.“
„Warum hast du so lange gebraucht?“, fragte Janco vorwurfsvoll.
„Ich wollte beweisen, dass ich recht hatte. Wo sind V … äh … Ratgeber Ilom und Cahil?“
„Aha, du interessierst dich also für Ilom“, stellte Janco spöttisch fest. „Kein Wunder. Er verfügt in der Tat über verblüffende Fähigkeiten. Da taucht dieser alte Langweiler wie aus heiterem Himmel auf, spricht mit Valeks Stimme, dass er uns fast alle getäuscht hätte, und verschwindet wie durch Zauberei.“ Er grinste. „Der Mann ist ein Genie. Ich hätte wissen müssen, dass er mitkommt. Valek lässt sich wirklich keinen Spaß entgehen.“
Ari wurde ernst. „Sie werden Valek erwischen. Cahil ist wie von Furien gehetzt zur Zitadelle zurückgerannt. Wahrscheinlich berichtet er den Ratsmitgliedern gerade brühwarm von Valek.“
„Trotzdem eine tolle Verkleidung“, sagte Janco. „Er hat uns alle hinters Licht geführt.“
„Cahil hat bereits geahnt, dass Valek hier war“, sagte ich. Mich fröstelte in der kalten Morgenluft. Jetzt hatte er Gewissheit. „Ich bin sicher, dass Valek eine Lösung finden wird.“ Doch im Moment war ich zu müde, um mir darüber Gedanken zu machen.
Ari ging zum Schuppen hinüber und holte meinen Rucksack, der an einer Wand lehnte. „Den wirst du bestimmt gebrauchen können.“ Er drückte ihn mir in die Hand.
Ich zog meinen Umhang heraus, wickelte ihn um mich und wollte mir den Rucksack umschnallen, aber Ari nahm ihn mir aus der Hand.
„Gehen wir“, sagte er.
Er und Janco begleiteten mich durch die brachliegenden Felder. Auf unserem Weg kamen wir an einem verlassenen Bauernhof vorbei.
„Wo sind wir?“, fragte ich.
„Etwa zwei Meilen östlich von der Zitadelle“, antwortete Ari.
Allein beim Gedanken an die Strecke begannen meine Füße zu schmerzen. „Wie habt ihr mich eigentlich gefunden?“
„Vergangene Nacht haben wir uns an deine Bewacher geheftet, um sicher zu sein, dass sie ihre Aufgabe ordentlich erledigen. Als wir dann merkten, dass sie niedergeschlagen worden sind, warst du verschwunden“, gab Ari zur Antwort.
Janco grinste. „Die Zauberer waren außer sich. Sie schickten sofort Suchtrupps aus.“ Er schüttelte den Kopf, als sei er noch im Nachhinein verblüfft über den Aufruhr. „Wobei wir kaum damit rechneten, dass sie in der Dunkelheit überhaupt etwas finden, sondern eher sämtliche Spuren vernichten würden. Nach Sonnenaufgang haben wir die Fährte dann sofort gefunden. Goel hat einen Karren benutzt, um dich aus dem Bergfried und der Zitadelle zu transportieren.“
Ich dachte an den Leinensack im Karren. Wahrscheinlich hatte Goel mich in dem Sack versteckt.
„Und dann ist Cahil uns vermutlich gefolgt“, fuhr Janco fort. Während er seine Narbe kratzte, fügte er hinzu: „Schade, dass du unsere Hilfe nicht wolltest. Jetzt werde ich mit einem Soldaten kämpfen müssen, um mein angekratztes Selbstbewusstsein wiederherzustellen.“
Am Osttor der Zitadelle bemerkte ich einen Tumult in der Nähe des Wächterhauses. Ein freilaufendes Pferd machte den Wachen zu schaffen. Kiki.
Sie blieb stehen,
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