Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
Haar verfilzt. Seine zerrissene Kleidung starrte vor Dreck, und er roch nach Pferdedung. Doch als ich in seine durchdringenden saphirblauen Augen sah, erkannte ich ihn.
„Habt Ihr keine Kupfermünze für den Mann, der gerade Euer Leben gerettet hat?“, fragte Valek.
„Ich bin pleite. Das Ablenkungsmanöver hat mich all mein Geld gekostet. Diese Kinder sind nicht billig. Was …“
„In einer Viertelstunde am Einheitsbrunnen.“ Valek machte auf dem Absatz kehrt und gesellte sich wieder zu den anderen Bettlern.
Ich setzte meinen Weg zum Bergfried fort. Doch kaum hatte ich die Versammlungshalle hinter mir gelassen, bog ich in eine Seitenstraße ein und eilte zum Einheitsbrunnen. Die Jadekugel mit ihren Löchern und den kleineren Kugeln in ihrem Inneren glitzerte im Sonnenlicht. Die Fontänen aus den kreisrund angeordneten Düsen verteilten ihre Gischt in die kühle Luft. In die Erleichterung darüber, dass Valek unverletzt war, mischte sich Besorgnis darüber, dass er sich immer noch in der Zitadelle aufhielt.
Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung in einem dunklen Hauseingang wahr. Rasch schlüpfte ich in den düsteren Flur, in dem Valek sich versteckt hielt, und umarmte ihn heftig.
„Danke, dass du mir mit Ferde geholfen hast“, sagte ich, als ich ihn wieder losließ. „Aber jetzt geh nach Hause, ehe man dich erwischt.“
Valek lächelte. „Soll ich etwa auf den ganzen Spaß verzichten? Kommt nicht in Frage, Liebes. Ich begleite dich auf deinem Botengang.“
Ich war überrascht. Zwischen mir und Valek gab es keine mentale Verbindung, wie ich sie mit Irys hatte; dennoch kannte er meine Gedanken. Und wenn ich seine Hilfe benötigte, war er stets zur Stelle gewesen.
„Kann ich dich wirklich nicht dazu überreden, nach Ixia zurückzugehen?“ Die frische Energie, die ich bei Valeks Anblick empfunden hatte, verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
„Nein.“
„Nun gut. Aber wenn sie dich erwischen, wirf mir bitte nicht vor, ich hätte dich nicht gewarnt.“ Ich versuchte, streng zu klingen, aber meine geschundene und erschöpfte Seele war so glücklich über Valeks Angebot, dass meine Worte nicht besonders überzeugend klangen.
„Versprochen!“ Valeks Augen leuchteten auf. Er konnte die Herausforderung kaum erwarten.
34. KAPITEL
S chnell kamen Valek und ich überein, wie wir am besten vorgehen sollten. Wir beschlossen, uns am Rande der Avibian-Ebene zu treffen. Im Bergfried angekommen, ging ich sofort in meine Wohnung, um zu packen. Während ich noch überlegte, was ich mitnehmen sollte, klopfte es an meiner Tür. Aus alter Gewohnheit suchte ich nach meinem Streitkolben, bis mir einfiel, dass Leif ihn zerbrochen hatte. Also griff ich nach meinem Schnappmesser.
Erleichtert stellte ich fest, dass Irys vor der Tür stand. Sofort trat ich beiseite und bat sie herein. Zögernd folgte sie meiner Aufforderung.
„Ich habe Neuigkeiten“, begann sie. Als ich sie nur schweigend ansah, fuhr sie fort: „Ferde ist im Kerker des Bergfrieds, und die Ratsversammlung hat deinen Schulverweis zurückgenommen. Sie möchten, dass du bleibst, damit du deine magischen Fähigkeiten voll entwickeln kannst.“
„Und wer würde mich unterrichten?“
Irys schaute zu Boden. „Das kannst du dir aussuchen.“
„Ich werde darüber nachdenken.“
Irys nickte und wollte gehen. Dann drehte sie sich noch einmal um. „Es tut mir leid, Yelena. Ich hatte kein Vertrauen in deine Fähigkeiten. Dabei hast du erreicht, was vier Meister-Magier nicht zustandegebracht haben.“
Zwischen uns existierte immer noch eine schwache Verbindung, denn ich konnte Irys’ Unsicherheit und ihre Verlegenheit spüren. Sie dachte darüber nach, ob sie in Zukunft derlei schwierigen Situationen gewachsen sein würde. Ihr Selbstvertrauen war erschüttert, seitdem ihr klar geworden war, dass sie nicht den Schlüssel zur Lösung aller Probleme in der Hand hatte.
„In diesem besonderen Fall war Zauberei nicht die richtige Lösung“, erklärte ich ihr. „Es war der Mangel an Magie, der es mir erlaubte, Ferde zu besiegen. Und ohne Valek hätte ich es erst recht nicht geschafft.“
Nachdem sie eine Weile über meine Worte nachgedacht hatte, machte sie mir einen Vorschlag.
„Was hältst du von einer Partnerschaft?“, fragte sie.
„Eine Partnerschaft?“ Verdutzt sah ich sie an.
„Ich glaube, du brauchst keinen Lehrer mehr, sondern einen gleichwertigen Partner, der dir dabei hilft, deine Fähigkeiten als Seelenfinderin zu erforschen
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