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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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hat, sagst du es ihr am besten selbst.“
    Ein ungemütliches Schweigen entstand, ehe die Clique sich zögernd in den Innenhof zurückzog. Dax blieb dicht neben mir stehen.
    „Danke“, sagte ich. Die Gruppe war eng zusammengerückt und warf wütende Blicke in meine Richtung, während sie aufgeregt miteinander tuschelten. „Da habe ich mir wohl keine Freunde gemacht.“
    „Drei Punkte sprechen gegen dich, fürchte ich. Erstens:“ Dax hielt einen langen schmalen Finger hoch. „Du bist neu hier. Zweitens: Die Vierte Magierin ist deine Lehrerin. Jeder Schüler, der von einem Meister-Magier ausgewählt wird, zieht den Neid der anderen auf sich. Wenn du neue Freunde suchst, wirst du dich wohl oder übel mit mir und Gelsi zufriedengeben müssen.“
    „Und was ist der dritte Punkt?“
    Er lächelte boshaft. „Gerüchte und Spekulationen. Die Schüler werden nichts unversucht lassen, alles über dich herauszufinden – und den Grund, warum du hier bist. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob das, was so erzählt wird, wahr ist oder nicht. Im Gegenteil: Je abwegiger die Geschichten aus deinem Leben sind, umso besser. Und nach allem, was ich bereits so gehört habe, glaube ich, dass sie ziemlich sensationell sind und den Klatsch erst richtig in Schwung bringen werden.“
    Aufmerksam betrachtete ich sein Gesicht. Mit seiner gerunzelten Stirn wirkte er ernsthaft besorgt, und seine Miene war offen und aufrichtig. „Was denn für Geschichten?“
    „Du bist Leifs verlorene Schwester, älter als alle anderen Schüler, und du hast sehr viel Energie.“
    Überrascht schaute ich ihn an. Ich und viel Energie?
    „Ich bin nicht hergekommen, um dir zu helfen. Sondern um sie zu schützen.“ Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die Gruppe im Innenhof.
    Ehe ich etwas erwidern konnte, zeigte Dax auf ein Zimmer, das fünf Türen von meinem entfernt war. „Du kannst jederzeit zu mir kommen, egal weshalb. Gelsi wohnt in der Frischlings-Barracke in der Nähe der Mauer nach Westen.“
    Dax winkte mir zum Abschied zu und ging in seine Wohnung. Die Feindseligkeit der Gruppe konzentrierte sich kurzzeitig auf seinen Rücken, ehe ich sie erneut spürte. Hastig schloss ich meine Tür.
    Na prima. Der erste Tag und schon die Außenseiterin. Na wenn schon. Ich war hier, um zu lernen, und nicht, um Freundschaften zu schließen. Wenn erst einmal der Unterricht begonnen hatte, würden sie ohnehin auf andere Gedanken kommen. Die Schüler hatten viel zu viel zu tun, um sich mit mir zu beschäftigen.
    Ich durchwühlte Zitoras Kleider und entschied mich für einen langen schwarzen Rock sowie eine rot-schwarze Bluse mit V-Ausschnitt. Die Bluse hatte zwei Lagen Stoff – zarte schwarze Spitze über roter Seide.
    Ich probierte die Sachen an. Da ich meinen Streitkolben nicht mit aufs Fest nehmen würde, ritzte ich eine der Taschen des Rocks auf, um mein Schnappmesser jederzeit griffbereit zu haben. Die Sandalen waren ein wenig zu groß, und ich bohrte ein zusätzliches Loch in die Schnalle.
    Erst als ich in den Spiegel sah, wurde mir bewusst, dass ich die Farben von Commander Ambrose trug. Genauso sah auch meine Uniform aus dem Norden aus. Ich überlegte, ob ich etwas anderes anziehen sollte und probierte verschiedene Stücke an, aber am wohlsten fühlte ich mich mit meiner ersten Wahl.
    Ich löste den Zopf und betrachtete verärgert meine unordentliche Frisur. Vor einem Jahr hatte ich die verfilzten und verknoteten Haare abgeschnitten, und inzwischen waren sie ziemlich unregelmäßig nachgewachsen. Mein schwarzes Haar reichte mir nun bis über die Schultern und konnte eine Wäsche vertragen. Außerdem musste ich sie mir ordentlich zurechtschneiden.
    Rasch schlüpfte ich zurück in meine Alltagskleidung und ging zu Topaz und Kiki, um ihnen die versprochenen Äpfel zu bringen. Die Unterhaltung auf dem Innenhof versiegte, als ich aus meiner Wohnung trat. Ohne die Gruppe eines Blickes zu würdigen, ging ich zum Stall und nahm mir vor, auf dem Rückweg der Badestube einen Besuch abzustatten.
    Der Abend und damit das Fest kam schneller als erwartet. Wieder stand ich in meinem Schlafzimmer vor dem Spiegel und musterte kritisch mein Aussehen. Eine vorwitzige Locke schob ich zur Seite.
    In der Badestube hatte sich eine Dienerin über meine unbeholfenen Versuche, mir selbst die Haare zu schneiden, furchtbar aufgeregt. Ehe ich protestieren konnte, hatte sie mir meine Schere abgenommen, die Haarspitzen abgeschnitten und mein Haar mit heißen Metallstäben

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