Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
links davon standen zwei merkwürdige Gebilde aus Eisen, die wie Laternen aussahen und am oberen Ende mit Ringen versehen waren. Weitere seltsame, glänzende Objekte waren sorgfältig auf Regalen und Tischen angeordnet. Einige hingen sogar von der Decke und bewegten sich durch den Luftzug, den unser Eintreffen erzeugte.
Die scharfnasige Frau bot uns keinen Platz an. Deshalb blieben Margg und ich vor ihrem Schreibtisch stehen. Den größten Teil ihres roten Haares hatte sie zu einem Knoten gebunden,aber ein paar krause Locken hatten sich gelöst.
„Die Vorkosterin“, stellte sie mit einem zufriedenen Ton in der Stimme fest und spitzte die Lippen. „Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis du für mich arbeitest.“
„Wer bist du?“ Meine direkte Frage sollte ihr zu verstehen geben, dass ich keine Lust auf Spielchen hatte.
„Du kannst mich Captain Star nennen.“
Ich betrachtete ihre Schankwirtin-Uniform.
„Ich gehöre nicht zur Truppe von Ambrose. Ich habe meine eigene. Hat Margg dir erzählt, wie ich arbeite?“
„Ja.“
„Gut. Dann wird das ein schnelles Gespräch. Das ist schließlich keine Abendgesellschaft. Ich möchte keinen Klatsch und keine Gerüchte hören. Und stelle keine Fragen nach mir oder meinem Geschäft. Du brauchst nur meinen Namen zu kennen. Klar?“
„Klar.“ Da ich ihr Vertrauen gewinnen wollte, akzeptierte ich ihre Anweisungen widerspruchslos. Jedenfalls fürs Erste.
„Gut. Was hast du für mich?“ Ihre Nase kam mir entgegen, als sie sich auf ihrem Stuhl vorbeugte.
„Der Commander hat einen neuen Nachfolger bestimmt“, antwortete ich.
Ohne eine Regung nahm Star den Brocken auf, den ich ihr anbot. Ich warf Margg einen Blick zu. Sie wirkte ebenso schockiert wie verärgert, weil ich mit einer solch interessanten Neuigkeit aufwarten konnte.
„Woher weißt du das?“, wollte Star wissen.
„Ich habe ein Gespräch zwischen dem Commander und Valek belauscht.“
„Ach ja, Valek.“ Stars Nasenspitze zeigte auf mich. „Warum wohnst du bei ihm?“
„Das geht dich nichts an“, erwiderte ich mit fester Stimme.
„Warum sollte ich dir dann vertrauen?“
„Weil Valek mich umbringen würde, wenn er wüsste, dass ich hier bin. Das weißt du genauso gut wie ich. Wie viel ist dir die Information wert?“
Star öffnete eine schwarze Samtbörse und holte eine goldene Münze heraus. Sie warf sie mir zu wie einem Hund einen Knochen. Ich fing sie in der Luft auf und wäre fast zusammengezuckt, als die Schnitte in meiner Hand zu pochen begannen.
„Deine fünfzehn Prozent.“ Eine Silber- und eine Kupfermünze flogen zu Margg. Sie kannte Stars Gepflogenheiten und schnappte das Geld geschickt auf. „Sonst noch etwas?“, fragte Star mich.
„Diesmal nicht.“
„Wenn du wieder etwas für mich hast, sag Margg Bescheid. Sie wird dann ein Treffen arrangieren.“
Damit waren wir entlassen, und ich folgte der schweigenden Margg aus dem Haus und die Straße hinunter. Gerade als sie mich in eine dunkle Gasse führte, tauchte Valek aus dem Schatten auf. Ehe ich mich versah, hatte er mich durch eine Tür in einen dunklen Raum gezerrt.
Sein plötzliches Auftauchen überraschte und verwirrte mich, denn ich hatte geglaubt, er würde sich eine Weile Zeit lassen, bis er Margg festnahm. Sie folgte mir in den Raum und grinste höhnisch übers ganze Gesicht. Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. So zufrieden, ja geradezu vergnügt hatte ich sie noch nie erlebt. Fragend schaute ich Valek an und hoffte, von ihm eine Erklärung zu bekommen.
„Valek, ich hatte Recht. Sie hat den Commander für eine Goldmünze verkauft. Schaut in ihrer Tasche nach.“
„Yelena ist bereits vor dem Treffen zu mir gekommen. Sieglaubte, dich zu entlarven“, entgegnete Valek kühl.
Das hämische Grinsen verschwand. „Warum habt Ihr mir nichts davon erzählt?“, fragte sie empört.
„Keine Zeit.“
„Margg ist nicht die undichte Stelle?“, fragte ich, immer noch verwirrt.
„Nein. Margg arbeitet für mich. Wir haben Star mit ein paar exklusiven Neuigkeiten versorgt und herauszufinden gehofft, wer ihre anderen Kunden sind. Star hat Margg bekniet, dich mit hineinzuziehen, und ich dachte, es sei eine gute Gelegenheit, deine Loyalität zu testen.“
Auf einmal verstand ich Valeks schlechte Laune. Er hatte damit gerechnet, dass ich ihn und den Commander verraten würde. Wir konnte er so etwas nur annehmen?, überlegte ich. Kannte er mich so wenig? Wut, Enttäuschung und Erleichterung
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