Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
einer speziellen Lösung aus Alkohol und Hefe bis zu einer bestimmten Temperatur erhitzt, werden sie giftig. Die wenigsten Köche sind dazu in der Lage – von ihren Gehilfen ganz zu schweigen.“ Valek klang, als bewundere er Rands Fähigkeit als Giftmischer.
Die Tatsache, dass Rand versucht hatte, mich zu vergiften, traf mich wie ein Schlag in den Magen, und Übelkeit stieg in mir hoch. Torkelnd lief ich an den Straßenrand und übergab mich ins Gebüsch. Erst als die Krämpfe in meinem Körper nachließen, merkte ich, dass Valek mich festhielt. Einen Arm hatte er um meine Taille gelegt, und eine kühle Handfläche drückte gegen meine Stirn.
„Danke“, sagte ich, während ich mir das Kinn mit einer Handvoll Blätter abwischte. Meine Beine zitterten, als Valek mich zur Burg führte. Wäre er nicht bei mir gewesen, hätte ich mich nur noch auf die Erde fallen lassen und wäre so fort ein geschlafen.
„Es gibt noch mehr zu berichten. Möchtest du es hören?“, fragte Valek.
„Nein.“ Ich meinte es ernst, aber als wir uns der äußeren Burganlage näherten, kam mir ein abscheulicher Gedanke. „Hat Rand mir auf dem Feuerfest die Falle gestellt?“
„In gewisser Weise.“
„Das ist keine Antwort.“
„Die Schläger, die dich überfallen haben, warteten in der Nähe des Backzelts auf dich. Deshalb verdächtigte ich Rand, Star erzählt zu haben, dass du dort sein würdest. Aber dann hätte er dich wohl kaum aus den Augen gelassen. Es schien eher so, als ob er dich schützen wollte. Erinnerst du dich noch, wie aufgeregt er war, als er dich nicht finden konnte? Und wieerleichtert, als er sah, dass dir nichts geschehen war?“
„Ich habe gedacht, er sei betrunken“, sagte ich.
„Ich glaube, Rand macht nicht freiwillig mit. Als er beim Gift test mit half, kannte er dich ja überhauptnicht, aber als eure Freundschaft enger wurde, steckte er auf einmal in der Zwickmühle. Er will dir keinen Schaden zufügen, aber er muss seine Wettschulden abzahlen. Star verfügt über ein weitverzweigtes Netz mit genügend Totschlägern, um diejenigen zu ersetzen, die ich aus dem Verkehr gezogen habe. Mörder, die für ihre Herrin über Leichen gehen. Fühlst du dich jetzt besser?“
„Nein.“ Meine Reaktion auf Rands Verrat schien selbst mir übertrieben, aber gegen meine Gefühle kam ich nun einmal nicht an. Es war nicht das erste Mal, dass jemand ein falsches Spiel mit mir gespielt hatte, und es würde nicht das letzte Mal sein. Brazell hatte mich enttäuscht. Ich hatte ihn geliebt wie einen Vater und war ihm treu ergeben. Erst nachdem ich seine Experimente ein Jahr lang erduldet hatte, kehrten sich meine Ge fühle für ihn ins Gegenteil um, und ich sah ihn, wie er wirklich war. Aber ich hatte immer gewusst, dass meine jugendliche Zuneigung einseitig war. Und da er mir niemals einen Grund zu der Annahme geliefert hatte, dass er mich mochte, waren seine Taten auch leichter zu ertragen.
Rands Freundschaft dagegen war mir aufrichtig erschienen. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, als habe jemand aus der Mauer, die ich um mich herum errichtet hatte, einen kleinen Stein herausgebrochen. Das Loch war groß genug für mich, um hindurchzuschlüpfen und einem anderen unbefangen gegenüberzutreten. Doch jetzt stürzte die Mauer über mir zusammen, und Steine und Mörtel begruben mich. Wie konnte ich jemals wieder einem Menschen vertrauen?
„Gibt es sonst noch etwas, das Ihr mir sagen wollt?“, fragteich Valek, als wir den Südeingang der Burg fast erreicht hatten. „Haben Ari und Janco mich auf Nix’ Überfall vorbereitet? Habt Ihr eine weitere Prüfung auf Lager, um Euch meiner Loyalität zu vergewissern? Vielleicht versage ich beim nächsten Mal ja tat sächlich. Die Aus sicht er scheint mir wirklich sehr verlockend!“ Ich stieß Valeks Arm beiseite. „Als Ihr mir sagtet, dass Ihr mich hin und wieder prüfen wollt, hatte ich nur an vergiftetes Essen gedacht. Doch offensichtlich gibt es mehr als einen Weg, das Herz eines Menschen zu vergiften, und man braucht dazu nicht einmal eine Speise.“
„Jeder trifft immer wieder eine Wahl. Manche ist schlecht, manche gut. Das Ganze nennt man Leben, und wenn du nicht mehr mitmachen willst, dann geh. Aber mach keine halben Sachen. Versinke nicht in Selbstmitleid“, sagte Valek barsch. „Ich weiß nicht, durch welche Hölle du gegangen bist, ehe man dich in unseren Kerker gebracht hat. Ich könnte mir vorstellen, dass sie schlimmer war als das, was du heute Abend erfahren
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