Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
geschenkt hast, eine Kollektion fürdich gekauft.“ Er reichte mir ein mit schwarzem Stoff überzogenes Kästchen.
„Aber das Geld war für dich.“
„Ach, es ist noch viel übrig. Sogar nachdem ich auch das für dich gekauft habe.“ Er zog einen mahagonifarbenen Stab, etwa so lang wie meine Hand, hervor, der einen silberglänzenden Knopf hatte und an der Seite mit silbernen Symbolen verziert war.
„Was ist das denn?“, fragte ich.
„Drück auf den Knopf“, forderte er mich fröhlich auf.
Ich tat, wie mir geheißen, und erschrak, als eine lange glänzende Klinge hervor schoss. Es war ein Schnappmesser.
Verdattert betrachtete ich meine Geschenke. „Danke, Janco. Aber warum hast du das für mich gekauft?“
„Schuldgefühle, nehme ich an.“
„Schuldgefühle?“ Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet.
„Ich habe dich eine Verbrecherin genannt. Dabei war ich selbst mal ein Gauner, aber die Zeiten sind vorbei, und niemand hat sie mir mehr vorgehalten. Außerdem habe ich so eine dumpfe Ahnung, dass du die Sachen gebrauchen könntest.General Brazells Soldaten haben bei der Kaserne herumgelungert und sich damit gebrüstet, Reyads Mörderin ‚auszuschalten‘. Sie haben eine lebhafte Fantasie, und ich musste Ari ein paar Mal davon abhalten, die Meute zum Kampf herauszufordern. Zehn gegen einen – das verspricht nicht besonders erfolgreich zu werden, selbst für Ari und mich nicht.“
„Dann werde ich ihnen aus dem Weg gehen“, sagte ich.
„Tu das. Ich muss jetzt mal los. Ich habe nämlich eine Nachtschicht erwischt. Aber zuerst bringe ich dich noch zu deinem Zimmer.“
„Das ist nicht nötig.“
„Ari würde mich umbringen, wenn ich es nicht täte.“
Zusammen gingen wir zu Valeks Wohnung. Ehe wir in den Korridor einbogen, der zu der großen Doppeltür führte, blieb Janco stehen, sodass uns die Wachen nicht sehen konnten.
„Das hätte ich fast vergessen“, sagte er, griff in die Tasche seiner Uniform und zog eine Scheide für das Schnappmesser hervor. „Die kannst du um deinen rechten Oberschenkel binden. Vergiss nicht, ein großes Loch in deine Hosentasche zu schneiden, sodass sich das Messer nicht im Stoff verfängt, wenn du es herausziehst.“
Damit wollte er gehen, doch ich hielt ihn zurück. „Janco, was bedeuten diese Zeichen?“ Ich zeigte auf die silbernen Gravuren am Messergriff.
Janco lächelte. „Das sind alte Kampfsymbole. Der König hat sie im Krieg benutzt, wenn er Bot schaften und Befehle verschickte. Es machte nichts, wenn der Gegner sie sah, denn er hätte sie ohnehin nicht entziffern können. Einige der Soldaten benutzen sie übrigens immer noch. Für militärische Übungen sind sie sehr gut zu gebrauchen.“
„Und was bedeuten sie?“
Sein Lächeln wurde breiter. „Es ist ganz einfach, Yelena. Ich bin sicher, dass du es herausfinden wirst … irgendwann einmal.“ Er lachte vor Vergnügen. Janco war und blieb ein Spaßvogel.
„Komm näher“, befahl ich ihm, „damit ich dich schlagen kann.“
„Gern würde ich Euren Wunsch erfüllen, Herzallerliebste.“ Er trat ein paar Schritte zurück. „Aber ich bin schon spät dran.“
23. KAPITEL
N achdem ich Jancos Geschenke tief in den Taschen meiner Uniform vergraben hatte, betrat ich Valeks Wohnung. Er saß an seinem Schreibtisch und arbeitete. Sobald ich eintrat, schaute er hoch. Es sah aus, als habe er auf mich gewartet.
„Wo warst du?“, fragte er.
„Bei Janco“, erwiderte ich vorsichtig. Normalerweise erkundigte Valek sich nicht danach, was ich in meiner Freizeit machte, solange ich pünktlich zu den Mahlzeiten erschien.
Er stand auf und stützte die Hände in die Hüften. „Was habt ihr gemacht?“, bohrte er weiter.
Das groteske Bild eines eifersüchtigen Ehemanns kam mir in den Sinn, und ich unterdrückte ein Lächeln. „Wir haben über Kampftechniken gesprochen.“
„Ach so.“ Valek stand locker und ließ unbeholfen die Arme sinken, als ob er den Eindruck, übertrieben reagiert zu haben, vertuschen wollte. „Das ist in Ordnung. Aber von heute an muss ich immer wissen, wo du dich aufhältst. Ich schlage vor, du bleibst vorläufig in der Burg und lässt dich so wenig wie möglich blicken. General Brazells Wächter haben ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt.“
„Ein Kopfgeld?“ Vor Angst begann mein Puls zu rasen.
„Vielleicht ist es auch nur ein Gerücht oder das Geschwätz von betrunkenen Soldaten. Doch bis zur ihrer Abreise möchte ich dich in Sicherheit wissen.“ Valeks Ton
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