Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
Albträume bereitet. Brazells übliche Ratgeber waren nicht anwesend. Ich fragte mich, warum er Mogkan mitgebracht hatte.
Der Commander saß an der Spitze des ovalen Besprechungstisches. Seine Uniform war schlicht und elegant. Auf seinen Kragen waren echte Diamanten gestickt. Die Generäle nahmen, flankiert von ihren Ratgebern, auf den übrigen Stühlen Platz.
Valek saß rechts neben dem Commander, und mein Stuhl stand hinter ihnen allen an der einzigen fensterlosen Wand des Raumes. Ich wusste, dass das Treffen die ganze Nacht dauern würde und war froh, mich anlehnen zu können. Ein weiterer Vorteil meiner Position bestand darin, dass ich nicht unmittelbar in Brazells Blickfeld saß. So war ich den hasserfülltenBlicken, die er in meine Richtung schoss, entzogen. Mogkans anzüglichem Starren dagegen konnte ich leider nicht ausweichen.
Der Commander klopfte mit einem hölzernen Hammer auf den Tisch. Sofort trat Ruhe ein. „Ehe wir uns den vorgesehenen Themen widmen“, begann er mit einer Geste auf das detaillierte Tagesprogramm, das zuvor verteilt worden war, „muss ich eine wichtige Ankündigung machen. Ich habe einen neuen Nachfolger bestimmt.“
Ein Murmeln brandete durch die Versammlungs halle, während der Commander um den Tisch he rum ging und je dem General einen versiegelten Umschlag überreichte. In den Briefen befanden sich die acht Teile eines codierten Puzzles, das den Namen des neuen Nachfolgers ergab, wenn Valek es entschlüsselt hatte.
Die Anspannung im Raum übertrug sich auch auf mich und nahm mir beinahe die Luft zum Atmen. In den Mienen der Generäle spiegelten sich die unterschiedlichsten Emotionen: Überraschung, Ärger, Besorgnis und Nachdenklichkeit. General Rasmussen von MD-7 flüsterte seinem Berater etwas ins Ohr, wobei seine Wangen genauso rot wurden wie seine Haare und sein Schnurrbart. Ich beugte mich auf meinem Stuhl ein wenig vor und bemerkte, dass Brazell bemüht war, sich seine verstohlene Freude nicht anmerken zu lassen.
Da der Commander gar nicht auf das Raunen einging, verstummte es bald wieder, anstatt in eine erregte Diskussion zu münden. Angelegenheiten, die MD-1 betrafen, standen als erstes auf der Tagesordnung, gefolgt von einem Distrikt nach dem anderen. Als eine Flasche von General Kitvivans speziellem weißen Brandy die Runde machte, diskutierten die Generäle gerade über Schneekatzen und Schürfrechte.
„Lass gut sein, Kit. Wir haben genug von den Katzen gehört. Wirf ihnen ihr Futter aufs Packeis, wie wir das auch machen, und sie lassen euch in Ruhe“, sagte General Chenzo von MD-2 aufgebracht, wobei er sich mit einer mächtigen Hand durch sein schlohweißes Haar fuhr, das in starkem Kontrast zu seiner gebräunten Hautfarbe stand.
„Damit sie groß und stark werden und sich wie die Karnickel vermehren? Wir gehen bankrott, wenn wir das ganze Fleisch beschaffen müssen“, blaffte Kitvivan zurück.
Je nach dem Thema, das gerade besprochen wurde, hörte ich mal mit mehr, mal mit weniger Interesse der Diskussion zu. Nach einer Weile wurde mir ganz warm und leicht im Kopf, als die Wirkung des Brandys einsetzte, denn das Protokoll verlangte, dass ich die Getränke beim Vorkosten hinunterschlucken musste.
Die Generäle stimmten über verschiedene Themen ab, aber die endgültige Entscheidung lag beim Commander. In der Regel richtete er sich nach der Mehrheit, aber niemand wagte einen Widerspruch, wenn er anders entschied.
Commander Ambrose hatte in MD-3 gelebt. Am Fuß der Soul Mountains hatte er sich und seine Familie mehr schlecht als recht durchgebracht. Sein Haus, eingezwängt zwischen Bergen und Pack eis, stand auf einer ausgedehnten Diamantenmine. Nach ihrer Entdeckung hatte der König die Diamanten für sich beansprucht und dem Commander und seiner Familie „gestattet“, dort zu bleiben und in den Minen zu arbeiten. Durch Grubeneinstürze, das feuchte Klima und die schmutzige Umgebung verlor er zahlreiche Angehörige.
Wütend über die Ungerechtigkeiten der Monarchie, hatte Ambrose sich als junger Mann vieles selbst beigebracht und begonnen, Vorträge über Reformen zu halten. Seine Intelligenz,Offenheit und Hartnäckigkeit verschafften ihm zahlreiche loyale Anhänger.
Als die Belange von MD-5 zur Diskussion standen, erwachte mein Interesse erneut. General Brazell verursachte einen ziemlichen Wirbel. Anstatt seinen besten Brandy anzubieten, ließ er ein silbernes Tablett herumgehen, auf dem etwas lag, das wie kleine braune Steine aussah. Valek gab
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