Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
seitdem Commander Ambrose an der Macht ist. Valek ist ganz vernarrt in seine Gifte. Er hat viele Feinde des Commanders getötet, und er möchte nicht aus der Übung kommen. Du weißt schon – hin und wieder stellt er die Vorkoster auf die Probe, um sicher zu gehen, dass sie nicht nachlässig werden.“
Die Worte des Kochs verursachten mir eine Gänsehaut. Mir kam es vor, als habe sich mein Körper verflüssigt und sei in eine gigantische Rührschüssel geflossen. Ich war nur eine Mischung aus Zutaten, die gerührt und geschlagen und benutzt wurden. Als der Koch den Teig in die glühende Pfanne goss, schien mein Blut ebenso heiß zu werden wie die süßen Pfannkuchen.
„Der arme Oscove. Valek hat ihn nie leiden können. Hat ihm dauernd Fallen gestellt, bis er den Druck nicht mehr aushalten konnte. Offiziell heißt es, er habe Selbstmord begangen, aber ich glaube, Valek hat ihn umgebracht.“
Bestürzt sah ich ihm zu, wie er mit geschickten Bewegungen die Pfannkuchen wendete. Mir war plötzlich genauso heiß,wie es die Kuchen auf dem Ofen sein mussten.
Da machte ich mir Sorgen über Brazell, wo doch ein Fehltritt bei Valek mein Ende sein konnte. Vermutlich hatte er ein paar Giftsorten in der Hinterhand für den Fall, dass er sich entschied, den Vorkoster zu ersetzen. Unwillkürlich warf ich einen Blick über meine Schulter, um mich zu vergewissern, dass er nicht heimlich in die Küche gekommen war, um mein Frühstück zu vergiften. Nicht einmal mit dem schwatzhaften Koch konnte ich mich unbeschwert unterhalten, ohne ständig daran erinnert zu werden, dass vergiftetes Essen vermutlich nicht die einzige Gefahr darstellte, der ich bei meiner neuen Arbeit ausgesetzt war.
Der Koch reichte mir einen Teller, beladen mit süßen Pfannkuchen, nahm drei weitere Brotlaibe aus dem Ofen und füllte die Brotformen mit neuem Teig. Die warmen süßen Pfannkuchen schmeck ten so aus gezeichnet, dass ich sie gierig hinunterschlang, ohne auf meinen strapazierten Magen Rücksicht zu nehmen.
„Oscove war mein Freund. Der beste Vorkoster, den der Commander jemals hatte. Jeden Morgen nach dem Frühstück kam er in meine Küche und half mir beim Erfinden neuer Rezepte. Ich muss dem Herrn andauernd etwas Neues bieten; sonst sucht er sich einen anderen Koch. Du verstehst, was ich meine?“
Ich nickte und wischte Butter von meinem Kinn.
Er reichte mir seine Hand. „Ich heiße übrigens Rand.“
Ich schüttelte sie. „Yelena.“
Auf dem Weg zu Valeks Arbeitszimmer blieb ich an einem offenen Fenster stehen. Gerade ging die Sonne über den Soul Mountains auf der Ostseite der Burg auf. Die Farben am Himmelerinnerten mich an ein verwischtes Gemälde – als habe ein kleines Kind Wasser über die Leinwand gegossen. Begierig nahm ich dieses Bild blühenden Lebens in mir auf und atmete tief ein. Ringsumher war alles in voller Blüte, und bald würde sich die kühle Morgen luft angenehm er wärmen. Die heiße Jahreszeit stand kurz bevor. Nicht mehr lange, und die Tage der drückenden Hitze und die Nächte von ermüdender, feuchter Schwüle würden beginnen. Seit vierzehn Tagen unterrichtete mich Valek bereits, und ich fragte mich, wie lange ‚My Love‘ mich wohl in Tiefschlaf versetzt hatte.
Ich riss mich von dem Anblick los und ging weiter zu Valeks Arbeitszimmer. Ich traf ihn an der Tür. Er wollte gerade hinausgehen. „Yelena! Du hast es tatsächlich geschafft!“ Er lächelte. „Drei Tage warst du bewusstlos. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“
Ein Blick in sein Gesicht sagte mir, dass er sich tatsächlich darüber freute, mich zu sehen.
„Wo ist Margg?“, fragte er.
„Ich habe sie nicht gesehen“, antwortete ich, wofür ich meinem Schicksal im Stillen dankte.
„Dann brauchst du dein Gegenmittel“, sagte Valek und eilte zu seinem Schrank.
Nachdem ich die Flüssigkeit geschluckt hatte, machte er erneut Anstalten, das Zimmer zu verlassen. Mit einer Handbewegung bedeutete er mir, ihm zu folgen.
„Ich muss das Frühstück des Commanders testen“, erklärte er, während er vorauseilte.
Atemlos lief ich hinter ihm her.
„Es wird Zeit, dass du ihn kennen lernst und siehst, wie das Vorkosten vonstatten gehen soll.“
Wir betraten die Haupthalle der Burg, ohne dass Valekauch nur einmal innehielt, während ich, immer noch ein wenig geschwächt, mehrmals stolperte und einmal fast gestürzt wäre. Die berühmten Wandteppiche, die noch aus der Regierungszeit des Königs stammten, waren zerrissen und mit schwarzer Farbe
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