Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
Vom Netzwerk:
ausgezogen und durchleuchtet zu werden. Erst als ich zu Valek hinübersah, fiel mir das Atmen ein wenig leichter.
    „Nach dem, was Brazell über sie verbreitet hat, habe ich damit gerechnet, dass sie Gift und Galle spuckt“, sagte der Commander.
    Bei der Erwähnung von Brazells Namen erstarrte ich. Wenn er in Gegenwart des Commanders schlecht über mich geredet hatte, konnte ich damit rechnen, bald wieder auf der Liste derjenigen zu stehen, die aufgeknüpft wurden.
    „Brazell ist ein Narr“, erwiderte Valek. „Er bestand auf einer öffentlichen Hinrichtung für die Mörderin seines Sohnes. Ich persönlich hätte die Angelegenheit sofort und diskret erledigt. Damit hätte er sich durchaus im Rahmen des Rechts bewegt.“ Valek schlürfte den Tee des Commanders und schnupperte am süßen Gebäck.
    Bei seinen Worten krampfte sich mein Herz zusammen, und ich atmete tief durch.
    „Außerdem ist es eindeutig im Neuen Gesetzbuch festgeschrieben, dass wenn der Vorkoster stirbt derjenige, der als Nächster gehängt werden soll, die Stelle angeboten bekommt. Und Brazell gehörte immerhin zu den Verfassern des Gesetzes.“ Valek schnitt je ein Stückchen Kuchen aus der Mitte und von der Seite, steckte beide in den Mund und kaute langsam. „Bitte sehr.“ Er reichte dem Commander den Teller.
    „Es ist durchaus etwas dran an dem, was Brazell mitbestimmt hat“, sinnierte der Commander. Er nahm die Tasse in die Hand und starrte in den Tee. „Wann fängt sie an? Ich habe allmählich die Nase voll von kaltem Essen.“
    „In einigen Tagen.“
    „Gut“, sagte der Commander zu Valek. Dann wandte er sich an mich. „Du kommst, sobald mein Essen serviert wird, und beeilst dich mit deiner Arbeit. Ich möchte nicht nach dir suchen müssen. Hast du verstanden?“
    Mir wurde ein wenig leichter ums Herz, und ich antwortete: „Jawohl, Sir.“
    „Valek, du bist schuld, dass ich immer mehr Gewicht verliere. Das Mittagessen wird im Besprechungszimmer serviert. Verspäte dich nicht.“
    „Nein, Sir“, sagte Valek und ging zur Tür. Ich folgte ihm. Wieder suchten wir uns einen Weg durch das Gewirr derSchreibtische. Als Valek stehen blieb, um sich mit einem anderen Berater zu unterhalten, schaute ich mich um. Unter den Ratgebern des Commanders waren auch einige Frauen. Ich entdeckte einen weiblichen Captain und einen Colonel. Ihre neuen Aufgaben verdankten sie dem Regierungsumsturz. Der Commander vergab Positionen nämlich nach Kenntnissen und Begabung und nicht nach Geschlecht.
    Zu Zeiten der Monarchie waren Frauen am liebsten als Zimmermädchen, Küchenhilfen und Gattinnen gesehen worden. Der Commander dagegen ließ ihnen die Freiheit der Berufswahl. Einige Frauen blieben zwar bei ihren früheren Beschäftigungen; andere jedoch nutzten erfreut die Chancen, die sich ihnen boten.
    Als wir Valeks Arbeitszimmer betraten, wischte Margg gerade rund um die Papiere auf dem Schreibtisch Staub. Ich konnte mich den Eindrucks nicht erwehren, dass sie mehr Zeit da mit verbrachte, die Akten zu lesen anstatt sauber zu machen. Bemerkte Valek das nicht? Ich fragte mich, was Margg neben Staubwischen sonst noch für ihn tun mochte.
    Sie sah ihn freundlich an, doch sobald er ihr den Rücken kehrte, warf sie mir finstere Blicke zu. Vermutlich hat sie viel Geld verloren, als sie gegen mein Überleben wettete, überlegte ich und lächelte ihr zu. Es gelang ihr gerade noch, ihre grimmige Miene zu entspannen, als Valek vom Schreibtisch aufschaute und zu uns hinüberblickte.
    „Yelena, du siehst erschöpft aus. Allein bei deinem Anblick werde ich schon müde. Ruh dich ein wenig aus. Komm nach dem Mittagessen zurück; dann werden wir mit dem Unterricht fortfahren.“
    Eigentlich fühlte ich mich überhaupt nicht müde, aber Ausruhen war trotzdem eine gute Idee. Auf dem Korridor gingmir Valeks Bemerkung nicht aus dem Sinn. Unwillkürlich wurde ich immer langsamer, sodass ich schließlich im Schneckentempo zu meinem Zimmer schlich. So tief war ich in Gedanken versunken, dass ich zwei von Brazells Soldaten geradewegs in die Arme lief.
    „Na schau mal an, Wren. Da haben wir die Ratte ja gefunden“, rief einer von ihnen und packte mich beim Handgelenk. Erschrocken betrachtete ich die grünen Diamant-Imitate auf seiner Uniform.
    „Gut gemacht“, lobte Wren. „Zeigen wir deinen Fang doch General Brazell.“
    „Der General mag keine lebenden Ratten. Besonders diese hier nicht.“
    Der Soldat schüttelte mich heftig. Ein jäher Schmerz schoss durch meinen Arm

Weitere Kostenlose Bücher