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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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verrotten. Dann wird es hier noch schlimmer stinken …“
    Dem Aufschnappen des Schlosses folgte das Kreischen von Metall, als die Kerkertür geöffnet wurde.
    So gut ich konnte, stellte ich mich tot, während der Wächter mich an den Füßen hinauszog. Der Lichtschein bewegte sich von meinen Körper fort, und ich riskierte einen Blick. Der Wächter mit der Laterne ging voraus, um den Weg zu beleuchten, sodass mein Oberkörper im Schatten lag. Als ich an Valeks Zelle vorbeigeschleift wurde, umklammerte ich die Eisenstäbe mit beiden Händen.
    „Eh, warte, sie steckt fest.“
    „Wo denn?“, fragte der mit der Laterne.
    „Keine Ahnung. Bring mal die verdammte Lampe her.“
    Ich lockerte meinen Griff und schob meinen Arm in die Zelle.
    „Sei vorsichtig“, sagte der Mann mit der Laterne warnend.
    Seine fleischige Hand zerrte an meinem Ellbogen. Dann fluchte er leise. Ich öffnete meine Augen und sah gerade noch, wie das Licht erlosch, als die Laterne auf den Boden fiel.
    „Pass doch auf!“, rief der andere Mann. Er trat einen Schritt von Valeks Zelle zurück, ohne meine Füße loszulassen.
    Ich beugte die Knie und zog mich ganz nahe an seine Stiefel heran. Überrascht schrie er auf, als ich seine Fußknöchel umklammerte. Er schwankte und fiel auf den Rücken.
    Ein hässliches Geräusch entstand, als Knochen auf Stein prallte. Damit hatte ich nicht gerechnet. Sein Körper wurde schlaff. Zitternd erhob ich mich.
    Als ich einen dumpfen Schlag und das Klirren eines Schlüsselbundes hörte, drehte ich mich um. Valek zündete gerade die Laterne wieder an. Der andere Wächter lehnte an den Eisenstangen, den Kopf in einem unnatürlichen Winkel zur Seite geneigt.
    Im schwachen Lichtschein betrachtete ich die Gestalt zu meinen Füßen. Der Soldat war mit dem Kopf auf die unterste Stufe der Treppe geschlagen. Eine dunkle Flüssigkeit sammelte sich um meine Stiefel. Soeben hatte ich einen weiteren Menschen getötet. Ich begann zu zittern. Ein vierter Mann war wegen mir ums Leben gekommen. Hatte mich der Verlust meiner Seele zu einer herzlosen Mörderin werden lassen? Empfand Valek Bedauern oder wurde er von Gewissensbissen geplagt, wenn er jemanden ermordete? Ich sah ihn nur noch wie durch einen blutigen Schleier.
    Vorausschau end wie immer, nahm Valek die Waffen der toten Männer an sich.
    „Warte hier“, befahl er. Er öffnete das Haupttor zum Kerker und stürzte in den Aufenthaltsraum der Wächter.
    Flüche, Schreie und das Geräusch, wenn Fleisch auf Fleischtrifft, drangen an meine Ohren, während ich auf den Stufen wartete. Rücksichtslos und ohne den geringsten Anflug von Gewissensbissen bekämpfte Valek seine Gegner.
    Als er mich zu sich winkte, bemerkte ich Blut auf seinem Gesicht, seiner Brust und seinen Armen. Drei Wächter lagen im Zimmer – entweder bewusstlos oder tot.
    Mein Rucksack stand auf einem Tisch. Der Inhalt war auf der Platte verstreut, und ich stopfte die Sachen hinein. Obwohl ich, abgesehen von dem Schmetterling und meinem Amulett, keine wertvollen Besitztümer hatte, wollte ich nicht auf meine wenigen Habseligkeiten verzichten. Kaum hatte ich die Kette um den Hals gelegt, wurde ich seltsamerweise wieder zuversichtlich. Unterdessen hatte Valek versucht, die letzte Tür zu öffnen, die zwischen uns und unserer Freiheit stand.
    „Verdammt“, fluchte Valek.
    „Was ist?“
    „Der Captain ist der Einzige, der einen Schlüssel zu dieser Tür hat. Er wird sie erst beim Wachwechsel öffnen.“
    „Versucht es mit diesen.“ Ich gab ihm meine Pickel.
    Er grinste.
    Während er sich mit dem Schloss ab mühte, entdeckte ich einen Krug mit Wasser und eine Waschschüssel. Mein Wunsch, Gesicht und Hände zu säubern, war stärker als die Angst, entdeckt zu werden. Das Bedürfnis, den Geruch von Erbrochenem und Blut loszuwerden, war geradezu unbezwingbar. Kurz darauf goss ich mir so lange Wasser über den Kopf, bis ich klatschnass war. Der Krug war bereits halb leer, ehe ich daran dachte, Valek etwas von dem Wasser anzubieten. Er hielt kurz inne, um zu trinken, und setzte dann seine Arbeit fort.
    Endlich sprang das Schloss auf. Vorsichtig schaute Valek auf den Gang hinaus. „Perfekt. Keine Wachen.“ Weit stieß erdie Tür auf. „Gehen wir.“
    Er nahm meine Hand und eine Laterne, drehte unserereinzigen Fluchtmöglichkeit den Rücken zu und führte mich zurück in den Kerker. Die Tür zu den Zellen ließ er weit offen stehen.
    „Seid Ihr wahnsinnig?“, flüsterte ich, als er mich zur letzten Zelle zog.

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