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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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auf.
    Brazell wollte etwas erwidern, aber der Commander bedeutete ihm zu schweigen. „Das ist ein Befehl. Geht und baut Eure neue Fabrik. Eurem Ersuchen wurde stattgegeben.“ Es war der Versuch, Brazell zu ködern. War eine neue Fabrik mehr wert als mein Tod?
    Stille breitete sich aus, während alle auf Brazells Antwort warteten. Er warf mir einen letzten hasserfüllten Blick zu. Reyads Geist grinste spöttisch, und Brazells inzwischen triumphierender Miene war anzumerken, dass ihm diese Erlaubnis sehr viel bedeutete. Mehr, als er dem Commander gegenüber zugeben wollte. Die Wut und die Empörung darüber, dass ich meinen Kopf aus der Schlinge gezogen hatte, waren echt, aberjetzt konnte er erst einmal seine Fabrik bauen – und mich später töten. Er wusste ja, wo er mich finden würde.
    Ohne ein weiteres Wort verließ Brazell den Raum. Reyads Geist, der sich sehr zu amüsieren schien, formte mit den Lippen die Worte „Bis zum nächsten Mal“, ehe er seinem Vater folgte.
    Schweigend hörte sich der Commander die Proteste der anderen Generäle gegen die Baugenehmigung an. Da nun niemand mehr von mir Notiz nahm, betrachtete ich die beiden aufmerksam. Sie trugen, abgesehen von den schwarzen Jacketts mit goldenen Knöpfen, die gleiche Uniform wie der General. Statt echter Diamanten an den Krägen hatte jeder General fünf Imitate auf das linke Revers gestickt. Weder Orden noch Borten schmückten ihre Uniformen. Die Truppen des Commanders trugen nur das Notwendigste, damit man ihren Rang in Friedenszeiten wie im Kampf sofort erkennen konnte.
    Die Diamanten des Generals, der unmittelbar neben dem Commander saß, waren blau. Es war General Hazal, zuständig für den Militär-Distrikt 6, der im Westen an Brazells MD-5 grenzte. General Tessos Stickereien glänzten silbern. Er war verantwortlich für MD-4 nördlich von Brazells Territorium. Falls in einem Distrikt ein großes Projekt geplant war – beispielsweise der Bau einer Fabrik oder die Rodung von Boden für landwirtschaftliche Zwecke –, musste der Commander seine Einwilligung geben. Für kleinere Dinge wie den Einbau eines neuen Ofens in eine Bäckerei oder die Errichtung eines Hauses innerhalb eines Distrikts reichte die Erlaubnis vom jeweiligen General. Die meisten von ihnen beschäftigten einen Stab von Untergebenen, die sich um die notwendigen Formalitäten für derlei Bauvorhaben kümmerten.
    Die Einwände der Generäle ließen darauf schließen, dass das Genehmigungsverfahren für Brazells Projekt noch in der Anfangsphase steckte. Gespräche mit den angrenzenden Bezirken waren zwar schon geführt worden, aber die Mitarbeiter des Commanders hatten die Pläne für die Fabrik noch nicht geprüft oder beglaubigt. Normalerweise setzte der Commander seine Unterschrift erst unter ein Projekt, wenn sein Stab eine Empfehlung aussprach. Das Neue Gesetzbuch schrieb nur vor, dass die Genehmigung vor Baubeginn vorliegen musste, und falls der Commander die Formalitäten umgehen wollte, war er frei, das zu tun.
    Im Waisenhaus hatte das Neue Gesetzbuch zum Unterrichtsstoff gehört. Jeder musste die Paragrafen wortgetreu wiedergeben können, ehe er oder sie für würdig befunden wurde, Botengänge in die Stadt zu machen. Neben Lesen und Schreiben hatte Brazell mich Mathematik und die Geschichte von der Machtübernahme in Ixia durch den Commander gelehrt. Seit dem Putsch war Schulbildung für alle da und nicht länger ein Privileg für die männlichen Mitglieder der reichen Klasse.
    Mit meinem Unterricht nahm es jedoch ein böses Ende, als ich anfing, Brazell zu „helfen“. Die Erinnerung daran drohte, mich zu überwältigen. Auf einmal war mir ganz beklommen zumute. Zitternd versuchte ich, mich auf meine Umgebung zu konzentrieren. Die Generäle hatten es aufgegeben, den Commander umzustimmen. Valek kostete von den kalten Speisen und schob sie näher zum Commander hin.
    „Eure Bedenken habe ich zur Kenntnis genommen. Anmeinen Anweisungen ändert sich nichts“, sagte der Commander. Dann wandte er sich an Valek. „Sorg dafür, dass deine Vorkosterin die Erwartungen nicht enttäuscht. Ein Fehler,und du lernst ihren Nachfolger an, bevor du selbst degradiert wirst. Ihr könnt gehen.“
    Valek nahm meinen Arm und führte mich hinaus. Wir eilten den Gang hinunter, bis wir die Tür zum Besprechungszimmer hinter uns ins Schloss fallen hörten. Sofort blieb Valek stehen. Sein Gesicht war eine undurchdringliche Maske.
    „Yelena …“
    „Seid still. Hört auf, mir Angst zu

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