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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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ohne Albträume, obwohl ich das Gefühl hatte, mein Kopf sei mit Watte ausgestopft, und ein widerwärtiger Geschmack in meinem Mund ließ ebenfalls nichts Gutes für den Morgen erwarten.
    Die Ärztin prüfte meinen Verband, murmelte etwas Nichtssagendes und teilte mir mit, dass es mit meinem Frühstück noch ein wenig dauern würde.
    Während ich wartete, ließ ich meinen Blick prüfend durchdie Krankenstation wandern. In dem rechteckigen Raum standen zwölf Betten, sechs auf jeder Seite. Sie waren symmetrisch angeordnet. Die Laken auf den leeren Betten spannten sich straff über die Matratze. Mich störte die Überkorrektheit der Einrichtung. Ich dagegen fühlte mich wie zerknautschtes Bettzeug – ohne Kontrolle über meine Seele, meinen Körper oder meine Welt. Die penible Ordnung, die mich umgab, empfand ich als Provokation, und plötzlich überkam mich das brennende Verlangen, auf die gemachten Betten zu springen und die millimetergenau ausgerichteten Reihen durcheinander zu bringen.
    Mein Bett stand am weitesten von der Tür entfernt. Zwei leere Betten trennten mich von den anderen drei Patienten auf meiner Seite. Sie schliefen noch, sodass ich niemanden hatte, mit dem ich mich unterhalten konnte. Die Steinwände waren kahl. Im Vergleich dazu hatten die Mauern meines Verlieses viel interessantere Dekorationen zu bieten. Wenigstens roch es hier besser. Ich holte tief Luft. Der reine, stechende Geruch nach Alkohol, gemischt mit Desinfektionsmitteln, stieg mir in die Nase – ganz anders als der faulige Gestank in meinem Kerker. Sehr viel angenehmer – oder? Eine weitere Duftnote schwang in dem Krankenhausgeruch mit. Schnuppernd erkannte ich, dass ich den sauren Geruch von alter Furcht ausdünstete.
    Unter normalen Umständen hätte ich den vorhergehenden Tag nicht überlebt. Brazells Soldaten hatten mich in die Enge getrieben. Es gab kein Entkommen. Dennoch war ich von einem seltsamen Summen gerettet worden, das ungestüm und unkontrollierbar aus meiner Kehle gedrungen war. Ein urtümlicher Überlebensinstinkt, ein fernes Echo aus meinen Albträumen.
    Ich wollte nicht über dieses Summen nachdenken, weil es mir so vertraut war, aber die Erinnerung ließ mich nicht los. Ich ließ die vergangenen drei Jahre an meinem inneren Auge vorüberziehen und versuchte mir ins Gedächtnis zu rufen, wann und in welchem Zusammenhang das Summen zum ersten Mal aufgetaucht war, wobei ich die damit verbundenen Gefühle tunlichst außer Acht ließ.
    In den ersten Monaten hatten Brazells Experimente darin bestanden, meine Reflexe zu testen. Er wollte ausprobieren, wie schnell ich einem Ball oder einem schwingenden Stock ausweichen konnte. Es waren harmlose Versuche – bis aus dem Ball ein Messer und aus dem Stock ein Schwert wurde.
    Mein Herz begann zu hämmern. Mit schweißfeuchter Hand betastete ich eine Narbe in meinem Nacken. Keine Gefühle, befahl ich mir streng und wedelte mit den Händen durch die Luft, als könnte ich damit die Furcht vertreiben. Tu so, als seiest du die Ärztin, dachte ich, die fragt, um Informationen zu erhalten. Ich stellte mir vor, ganz in Weiß gekleidet zu sein und neben einer Patientin zu sitzen, die im Fieberwahn vor sich hin plapperte.
    Was kam dann?, fragte ich die Patientin. Tests, in denen Stärke und Ausdauer geprüft wurden, antwortete sie. Einfache Aufgaben wie das Heben von Gewichten waren durch Versuche ersetzt worden, bei denen sie schwere Steine minutenlang und später stundenlang über dem Kopf halten musste. Ließ sie den Stein fallen, ehe die vorgeschriebene Zeit verstrichen war, wurde sie ausgepeitscht. Man befahl ihr, Ketten, die von der Decke hingen, zu er greifen, sodass sie nur wenige Zentimeter über dem Boden baumelte, bis Brazell oder Reyad die Erlaubnis zum Loslassen gaben.
    Wann hast du das Summen zum ersten Mal gehört?, fragteich die Patientin. Sie hatte die Ketten zu oft zu früh losgelassen, und Reyad wurde wütend. Deshalb zwang er sie, sich mit den Händen am Außensims eines Fensters fünf Stockwerke über der Erde festzuhalten.
    „Versuchen wir’s noch einmal“, sagte Reyad. „Jetzt, wo wir den Einsatz erhöht haben, schaffst du vielleicht die ganze Stunde.“
    Die Patientin verstummte. Erzähl weiter, drängte ich sie. Ihre Arme waren kraftlos geworden, weil sie die meiste Zeit des Tages an den Ketten gehangen hatte. Ihre Finger waren schweißnass, und ihre Muskeln zitterten vor Erschöpfung. Sie war fast wahnsinnig vor Angst. Als ihre Hände vom Sims rutschten,

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