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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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meiner Seite wäre ich besser dran? Mit Rand, dem Koch, dessen Speisen ich täglich essen würde, oder mit Valek, dem Mörder, der die unangenehme Angewohnheit hatte, mein Essen zu vergiften?
    „Berufsbedingtes Misstrauen“, versuchte ich ihn schnell zu beruhigen.
    Noch immer pikiert, grummelte er etwas Unverständliches vor sich hin. Ich biss ein großes Stück vom Kuchen ab.
    „Köstlich“, sagte ich, um seinem Ego zu schmeicheln und mir eine zweite Chance zu geben.
    Rands Miene wurde versöhnlich. „Gut, nicht wahr? Mein neuestes Rezept. Ich rolle ein Stück Teig aus, bestreue es mitZimt, forme daraus eine Kugel und backe sie. Anschließend gieße ich Zuckerguss darüber, solange der Kuchen noch warm ist. Ich weiß nur noch nicht, wie ich ihn nennen soll. Zimtkuchen? Zimtkugel? Strudel?“ Rand unterbrach sich, um einen Stuhl heranzuziehen. Wegen seines steifen Beins dauerte es eine Weile, ehe er eine bequeme Sitzposition eingenommen hatte.
    Ich ließ mir den Kuchen schmecken, und Rand fuhr fort: „Verrate der Frau Doktor aber nicht, dass ich ihn dir gebracht habe. Sie mag es nicht, wenn ihre Patienten etwas anderes als dünnen Haferschleim essen. Sie behauptet, er beschleunige den Heilungsprozess. Nun, er hat auch tatsächlich seine Wirkung.“ Er hob die Arme, sodass mehrere Brandwunden auf den Handgelenken sichtbar wurden. „Er schmeckt so entsetzlich, dass jeder so schnell wie möglich gesund werden will, um wieder etwas Ordentliches zu essen zu bekommen.“
    Seine ungestüme Bewegung lockte die Blicke der anderen Patienten auf uns. Rand rückte näher zu mir und fragte leise: „Und wie geht es dir, Yelena?“ Er schaute mich an, als beurteilte er ein Stück Fleisch danach, welcher Teil wohl den besten Braten abgeben würde.
    Ich wurde misstrauisch. Was kümmerte ihn mein Befinden? „Geht’s wieder um eine Wette?“, fragte ich.
    Er lehnte sich zurück. „Wir wetten andauernd. Wetten und Tratschen ist alles, was wir Dienstboten tun. Was bleibt uns denn sonst? Du hättest hören sollen, wie sich alle das Maul zerrissen und gewettet haben, als herauskam, dass Brazells Mörder hinter dir her waren.“
    Entsetzt sagte ich: „Niemand hat mir geholfen. Die Korridore waren menschenleer.“
    „Natürlich. Sonst hätten wir uns ja in etwas eingemischt,das uns nicht persönlich betrifft. Das Personal tut so etwas niemals. Wir sind wie Kakerlaken, die im Dunkeln umherhuschen.“ Rand wackelte mit seinen schlanken Fingern. „Geht ein Licht an – wusch, sind wir verschwunden.“ Mit einer Handbewegung unterstrich er seine Worte.
    Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Auch ich kam mir vor wie eine glücklose Kakerlake, die vom Licht überrascht worden war, auf der Flucht vor dem unheilvollen Schatten des Stiefels, der immer näher kommt und sie zu zerquetschen droht.
    „Jedenfalls sah es beim Wetten nicht gut für dich aus. Die meisten haben große Einsätze gemacht, aber nur einige wenige …“, Rand machte eine dramatische Pause, „… haben richtig abgesahnt.“
    „Da du hier bist, nehme ich an, dass du zu den Absahnern gehörst.“
    Er grinste. „Yelena, ich werde immer auf dich setzen. Du bist wie die Terrier des Commanders: kleine kläffende Köter, an die man keinen zweiten Blick verschwendet. Doch wenn sie dich erst mal am Hosenbein gepackt haben, lassen sie dich nicht mehr los.“
    „Vergifte das Essen der Hunde, und sie ärgern dich nicht länger.“
    Rands Grinsen erstarb, als er meinen verbitterten Ton hörte. „Probleme?“
    Es überraschte mich, dass die Klatschtanten in der Burg noch keine Wetten über Valeks Test abgeschlossen hatten. Deshalb zögerte ich. Rand tratschte nämlich gern, und er konnte mich womöglich in Schwierigkeiten bringen. „Nein. Es ist nur, weil ich die neue Vorkosterin bin und so …“ Ich hoffte, ihn mit dieser ausweichenden Antwort zufrieden zu stellen.
    Rand nickte verständnisvoll. Den Rest des Nachmittags schwelgte er in Erinnerungen an Oscove und Berichten über neue Rezepte, die er erfunden hatte. Als Valek auftauchte, verstummte er sofort und wurde blass. Er murmelte etwas über das Abendessen, um das er sich kümmern müsse, erhob sich umständlich von seinem Stuhl und wäre fast hingefallen, als er Hals über Kopf aus dem Zimmer stürzte. Valek sah ihm nach, während er davoneilte.
    „Was wollte er hier?“
    Valeks Miene blieb gleichgültig, doch weil er sich so kühl verhielt, fragte ich mich, ob er möglicherweise verärgert war. Deshalb

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