Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
Vom Netzwerk:
Rand wissen.
    Ehe ich et was erwidern konnte, machte er eine abwehrende Geste. „Nein, sag nichts. Ich möchte selbst darauf kommen.“
    Ich lächelte. „Dann versuch’s mal.“
    „Lass mich kurz überlegen. Klein, schlank und zierlich. Tänzerin?“
    „Rate noch mal.“
    „Hm. Du erinnerst mich an einen schönen Vogel, der so lange auf dem Fenstersims sitzen bleibt, bis jemand näher kommt. Dann fliegt er sofort los. Ein Singvogel. Bist du vielleicht Sängerin?“
    „Du hast mich offenbar noch nie singen gehört. Rätst du etwa nur ins Blaue, um mehr über mich und meinen Charakter zu erfahren?“, fragte ich.
    „Unsinn. Und jetzt sei still. Ich versuche nachzudenken.“
    Die Lichter vom Fest wurden heller. Schon von weitem hörte man Musik, Tiergebrüll und Stimmengewirr.
    „Lange, schmale Finger. Etwa Mitglied einer Spinn-Gruppe?“
    „Was ist denn eine Spinn-Gruppe?“
    „Nun, dazu gehören ein Schafscherer, ein Wollkämmer, ein Spinner und ein Weber. Du weißt schon – vom Schaf zum Schultertuch. Die Gruppen wetteifern mit einan der, wer zu erstein Schaf geschoren und aus der Wolle ein Kleidungsstück gewoben hat. Ist ziemlich spannend anzusehen.“ Rand betrachtete mich nachdenklich. Ob ihm wohl die Ideen ausgegangen waren?
    „Eine Reiterin?“
    „Glaubst du im Ernst, ich könnte mir ein Rennpferd leisten?“, fragte ich verblüfft. Nur sehr reiche Bürger besaßen Pferde für den Rennsport. Beim Militär benutzten hochrangige Offiziere und Berater Pferde als Transportmittel. Alle anderen gingen zu Fuß.
    „Nicht alle, die Rennpferde besitzen, reiten selber. Sie mieten Reiter. Immerhin hast du die perfekte Größe dafür, also schau mich bitte nicht so an, als sei ich nicht ganz richtig im Kopf.“
    Unser Gespräch versiegte, als wir das erste große, farbenprächtige Zelt erreichten. Sofort ließen wir uns von der Hektik und dem bunten Treiben gefangen nehmen. Als ich jünger war, liebte ich es, mitten im Getümmel zu stehen und mich am Trubel des Feuerfests zu erfreuen. Ich konnte mir keinen besseren Namen dafür vorstellen – nicht nur, weil das Fest in der heißen Jahreszeit stattfand, sondern auch, weil der Lärm und die Gerüche wie Hitzewellen über mir zusammenschlugen, meinen Körper erwärmten und mein Blut in Wallung brachten. Jetzt, nachdem ich fast ein Jahr im Kerker verbracht hatte, spürte ich diese gebündelte Energie wie eine ungeheure Kraft, die eine Mauer zum Einstürzen bringen konnte. Genauso fühlte ich mich – eine Mauer, die unter dem Ansturm der Eindrücke und Emotionen drohte zusammen zu brechen.
    Laternen leuchteten und Freudenfeuer loderten. Sie machten die Nacht zum Tag. Die Zelte, in denen die Vorstellungen und Wett kämpfe stattfanden, waren über den ganzen Fest platzverteilt. Vor ihnen und an ihrer Seite befanden sich kleine offene Verkaufsstände, die sich wie Kinder am Rock der Mutter festklammerten. Von exotischen Edelsteinen bis zu Fliegenklatschen boten Kaufleute eine Vielzahl von Dingen an. Über zahlreichen offenen Feuern wurde köstlich duftendes Fleisch gegrillt und mein Magen begann zu knurren. Jetzt bereute ich es, dass ich das Abendessen hatte ausfallen lassen, weil ich so schnell wie möglich hierher kommen wollte.
    Gaukler, Artisten, Wettkampfteilnehmer, Zuschauer und lachende Kinder zogen an uns vorbei. Bald wurden wir von der Menge mitgerissen, dann wieder kamen wir im Gedränge keinen Schritt vorwärts. Längst hatten wir die anderen in diesem Getümmel aus den Augen verloren. Wenn Rand mich nicht untergehakt hätte, wären wir ebenfalls längst getrennt worden. Es gab so viel zu sehen und zu hören. Ich wäre gern den Klängen der munteren Musik gefolgt oder stehen geblieben, um einem Jongleur zuzuschauen, aber Rand brannte darauf, das Ergebnis des Backwettbewerbs zu erfahren.
    Beim Weiterschlendern schaute ich prüfend in das eine oder andere Gesicht in der Menge und hielt Ausschau nach den grünschwarzen Uniformen, obwohl Valek mir versichert hatte, dass Brazell keine Bedrohung für mich darstellte. Dennoch hielt ich es für sicherer, ihm und seinen Soldaten aus dem Weg zu gehen. Da ich nicht wusste, nach wem ich eigentlich suchte, achtete ich besonders auf ungewohnte Gesichter. Natürlich war dies die falsche Methode, um einen Verfolger zu entdecken. Valek hatte mich gelehrt, dass die besten Beschatter vollkommen unauffällig waren und keinerlei Aufmerksamkeit auf sich zogen. Aber die Chance, einen geschickten Verfolger zu enttarnen, stufte

Weitere Kostenlose Bücher