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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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jeden Moment mit den Flügeln flattern und davonfliegen. Die anderen Figuren – naturgetreu geschaffene Tiere, Insekten und Blumen – waren mit der gleichen bewundernswerten Sorgfalt geschnitzt und auf dem Tisch aufgereiht. Offensichtlich war die Natur das Lieblingsthema des Künstlers.
    Verblüfft erkannte ich, dass Valek dieser Künstler sein musste. Eine solche Seite hätte ich bei ihm niemals vermutet. Ich hatte das Gefühl, auf sein persönlichstes Geheimnis gestoßen zu sein – als hätte ich eine Ehefrau und Kinder aufgespürt, die hier oben unbehelligt vom Rest der Welt mit ihrem Hund ein zufriedenes und glückliches Leben führten.
    Natürlich waren mir die Figurinen auf Valeks Schreibtisch aufgefallen, und mindestens einmal täglich betrachtete ich verstohlen die Schneekatze im Arbeitszimmer des Commanders. Jetzt verstand ich auch, warum er ausgerechnet diese Statue als Zimmerdekoration ausgewählt hatte: Valek hatte sie eigens für ihn geschnitzt.
    Schritte ließen mich jäh herumfahren. Ich sah einen Schatten auf mich stürzen. Das Messer wurde mir aus der Hand gerissen und gegen meinen Hals gepresst. Vor lauter Angst glaubte ich ersticken zu müssen. Schlagartig erinnerte ich mich an jenen Moment, als mich die Soldaten von Reyads Leiche weggezogen hatten. Doch Valek sah nicht zornig aus. Amüsiert blickte er mich an.
    „Ein bisschen herumgeschnüffelt?“, fragte er und trat einen Schritt zurück.
    Nachdem ich meinen Schrecken überwunden hatte, holte ich tief Luft. „Ich habe ein Geräusch gehört. Deshalb wollte ich …“
    „Mal nachsehen“, beendete Valek den Satz für mich. „Aber es ist eine Sache, nach einem Einbrecher zu suchen, und eine andere, Statuetten anzuschauen.“ Mit dem Messer deutete er auf den Schmetterling, den ich in der Hand umklammert hielt. „Du hast herumgeschnüffelt!“
    „Ja.“
    „Gut. Neugier ist eine lobenswerte Eigenschaft. Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bist du hier heraufkommst. Gefällt dir etwas davon?“
    Ich hielt den Schmetterling hoch. „Er ist wunderschön.“
    Achtlos zuckte er mit den Schultern. „Beim Schnitzen kann ich meine Gedanken sortieren.“
    Ich stellte die Figur auf den Tisch zurück und hielt noch eine Weile meine Hand darüber. Gerne hätte ich den Schmetterling im Sonnenlicht betrachtet. Ich umklammerte die Laterne, als ich Valek aus dem Zimmer folgte.
    „Ich habe wirklich ein Geräusch gehört“, beharrte ich.
    „Ich weiß. Ich habe ein Buch fallengelassen, um zu sehen, wie du reagierst. Mit einem Messer hatte ich allerdings nichtgerechnet. Ist es das, was in der Küche vermisst wird?“
    „Hat Rand es gemeldet?“ Ich fühlte mich verraten. Warum hatte er mich nicht einfach gebeten, es zurückzugeben?
    „Nein. Aber es empfiehlt sich, über den Aufenthaltsort von großen Küchenmessern Bescheid zu wissen. Wenn eines vermisst wird, ist man wenigstens nicht überrascht, wenn man damit angegriffen wird.“ Valek gab mir das Messer zurück. „Du bringst es besser zurück. Messer helfen dir nicht bei der Sorte von Leuten, die hinter dir her sind.“
    Wir stiegen die Treppe hinunter, und ich nahm das Botanikbuch vom Sofa.
    „Was hält der Commander von den Schoten?“, wollte Valek wissen.
    „Er glaubt, sie stammen aus Sitia. Er hat sie mir zurückgegeben, damit ich sie untersuche.“ Ich zeigte Valek das Buch. „Deshalb habe ich ein wenig in der Bibliothek nachgeforscht.“
    Er nahm es und blätterte es durch. „Schon etwas gefunden?“
    „Noch nicht.“
    „Die Art, wie du dich als Flüchtling geschlagen hast, muss dem Commander sehr imponiert haben. Normalerweise würde er einen der wissenschaftlichen Berater mit dieser Aufgabe betrauen.“
    Valeks Worte beunruhigten mich. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Herkunft der Schoten und Bohnen herausfinden konnte. Der Ge danke, die Er wartungen des Commanders enttäuschen zu müssen, verursachte mir ein mulmiges Gefühl im Magen. Ich wechselte das Thema. „Wohin ist die Karawane gezogen?“
    Valek zögerte mit der Antwort. Schließlich sagte er: „ZuBrazells neuer Fabrik.“ Falls ihn seine Entdeckung überrascht hatte, so ließ er es sich nicht anmerken.
    Obwohl ich so viele Gespräche über die Baugenehmigung mitbekommen hatte, wusste ich immer noch nicht, was Brazell eigentlich vorhatte. „Und was stellt er dort her?“
    „Es soll eine Futterfabrik werden.“ Valek gab mir das Buch zurück. „Und ich habe keine Ahnung, was er mit den Schoten und

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