Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
Commander waren das Gegenteil von dem, was ich von einem Militärdiktator erwartet hatte. Er zog andere Ansichten in Betracht, stand zu seinem Wort, war kompetent und fair. Seine Macht war offensichtlich; jedemseiner Befehle wurde sofort Folge geleistet. Er war das beste Beispiel für die einfache Lebensweise, die er anderen abverlangte. Seine Berater und hohen Offiziere hatten keine Angst vor ihm; sie standen in unverbrüchlicher Loyalität zu ihm und erwiesen ihm ihren uneingeschränkten Respekt. Die einzige schreckliche Geschichte, die sich seit der Machtübernahme ereignet und die ich über ihn gehört hatte, betraf Rands Mutter. Und dann waren da natürlich noch die abscheulichen Morde, die vor dem Regierungsumsturz geschehen waren.
Valek blieb stehen und holte tief Luft. „Ich habe ein bisschen Criollo beiseite geschafft und in unsere Wohnung geschmuggelt. Ich möchte, dass du jedes Mal ein Stück isst, wenn er es tut. Aber du darfst niemandem etwas davon erzählen – nicht einmal dem Commander.“
„Jawohl, Sir“, erwiderte ich automatisch, doch meine Gedanken kreisten noch um seine Worte. Er hatte „unsere Wohnung“ gesagt. Hatte ich wirklich richtig gehört?
„Triff dich heute Abend mit Margg. Ich werde da sein.“ „Sollte ich Marggs Kontaktperson von der Delegation aus dem Süden erzählen?“
„Nein. Sag nur, dass der Commander einen neuen Nachfolger bestimmt hat. Die Gerüchte machen ohnehin schon die Runde. Du wirst es also nur bestätigen.“
Damit niemand, der zufällig unseren Übungsraum entdeckte, Verdacht schöpfte, versteckte ich die Waffen und beseitigte alle Spuren, die uns verraten konnten, und verschloss die Tür. Auf dem Weg zu den Baderäumen kreisten meine Gedanken um unser abendliches Treffen. Eine offen stehende Tür erregte meine Aufmerksamkeit. Seltsam. In diesem Teil der Burg waren die meisten Türen verschlossen, weil sich dahinter Lagerräume befanden.
Aus den Augenwinkeln nahm ich links eine Bewegung wahr. Im selben Moment packte jemand meinen Arm und zerrte mich in den Raum. Die Tür fiel ins Schloss. Es war stockfinster. Mein Gesicht wurde gegen die Mauer gedrückt. Mir stockte der Atem. Ich drehte mich um. Mit dem Rücken an der Wand schnappte ich nach Luft.
„Keine Bewegung“, befahl eine männliche Stimme.
Heftig trat ich in die Richtung, aus der die Stimme kam, doch mein Fuß traf auf keinen Wider stand. Ein höhnisches Lachen erklang. Aus dem Dunkel tauchte der schwache Schein einer Kerze auf. Im schummrigen Licht blitzte die lange Klinge eines Messers auf. Entsetzt wanderte mein Blick von der Klinge zur Hand und von dort über den Arm bis hinauf zum Gesicht. Nix.
21. KAPITEL
W arum?“ Nix stellte die Kerze auf die von Spinnweben bedeckte Tischplatte. „Warum behalte ich am Ende immer Recht?“ Er kam näher. Wieder stieß ich mit dem Fuß zu, doch mühelos blockte er den Tritt ab.
„Warum habe ich es nicht geschafft, dich ins Bockshorn zu jagen?“ Im Schein der Kerze trat er noch einen Schritt auf mich zu. Sein Messer schnitt mir in den Hals. „Muss ich noch deutlicher werden?“
Der Geruch von gekochtem Kohl und Schweiß stieg mir in die Nase. Ohne mich zu bewegen, fragte ich so gelassen wie möglich: „Was ist dein Problem?“
„Mein Problem ist, dass niemand in dir eine Bedrohung sieht. Aber ich bin cleverer als Ari, Janco und Maren. Ich bin sogar cleverer als Valek. Oder?“ Als ich die Antwort schuldig blieb, verstärkte Nix den Druck des Messers. „Oder nicht?“
Ich spürte einen brennenden Schmerz an meinem Hals. „Ja“, erwiderte ich. Aus den Staubwolken hinter Nix’ Rücken tauchte Reyads Geist auf und grinste höhnisch.
„Mein Herr möchte, dass du mit dem Trainieren aufhörst. Leider darf ich dich nicht töten.“ Mit seiner freien Hand streichelte Nix mir übers Gesicht. „Ich bin nur gekommen, um dich zu warnen.“
„Warum sollte Parfett etwas dagegen haben?“ Ich musste ihn unbedingt ablenken. Fieberhaft versuchte ich, mich an die Tricks beim Messerkampf zu erinnern, die Ari mir in den wenigen Übungsstunden beigebracht hatte. Warum zum Teufel hast du nicht besser aufgepasst?, schalt ich mich.
„Dem ist das egal. Das Einzige, worauf es diesem Trottelankommt, ist eine Beförderung. Aber General Brazell interessiert sich sehr für dein neues Steckenpferd.“ Mit der freien Hand fuhr Nix mir zwischen die Beine und drückte seinen Körper gegen meinen.
Ich erstarrte. Vor lauter Panik vergaß ich sämtliche Techniken
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