Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
»Mama, ich melde mich bald wieder, okay?«
»Wann immer du magst. Die Uhrzeit spielt keine Rolle, hörst du?« Ihre Mutter schickte ihr ein Küsschen durch das Telefon. »Ich hab dich lieb. Pass auf dich auf.«
»Ich hab dich auch lieb. Und liebe Grüße an Paps.«
»Ach, da fällt mir ein ...« Ihre Mutter brach mitten im Satz ab. »Ach nein, besser ich erzähle es dir erst nächste Woche.«
»Jetzt hast du schon angefangen, also spuck´s schon aus.«
»Nein, es ist ein unpassender Moment«, erwiderte ihre Mutter.
»So schlimm wird es schon nicht sein. Ist mit Papa alles Okay?«, hakte Lena nach.
»Ja, ja, der sitzt vor dem Fernseher.«
Lena vernahm einen Seufzer.
»Heute kam die Einladung zu Sabinas Hochzeit. In vier Wochen soll sie stattfinden, und ich sollte frühstmöglich Bescheid geben, ob sie mit uns allen rechnen können.«
Sabina war nicht nur ihre Cousine, sie waren auch gut miteinander befreundet, und Sabina würde enttäuscht sein, wenn Lena nicht käme, nur weil sie und Ron nicht mehr zusammen waren. »Kommt Alex auch?«
»Ich denke schon.«
Es wäre schön die beiden nach so langer Zeit wiederzusehen. Wenn es nur nicht gerade auf einer Hochzeit sein müsste. Doch in vier Wochen würde sie hoffentlich ihre eigene Beziehungspleite verkraftet haben. Und wenn sie bedachte, wie Sabina und Simón zusammengefunden hatten, war das auch alles andere als einfach gewesen.
»Es tut mir leid, dass ich heute damit angefangen habe«, entschuldigte sich ihre Mutter.
»Bis dahin habe ich mich wieder gefangen. Außerdem werden ja noch andere aus unserer Verwandtschaft da sein.«
»Dann sag ich also zu?«
Lena nickte. »Ja. Erinnere mich aber daran, damit ich einen passenden Flug buche, okay?«
»Ich schicke dir eine E-Mail mit dem genauen Datum.«
Lena bedankte sich und beendete das Gespräch. Anschließend saß sie auf ihrem Bett und beschloss, die Nachrichten von Ron und Jörg einfach zu löschen. Beiden schrieb sie eine SMS, dass sie sich die Nachrichten sparen konnten, denn sie würde weder mit dem Einen, noch mit dem Anderen sprechen. Danach schaltete sie das Handy aus und legte sich schlafen.
4
Obwohl Lena gedacht hatte, sie würde die halbe Nacht wach liegen, musste sie umgehend eingeschlafen sein. Die ins Zimmer scheinende Sonne lockte sie aus dem Bett, und ein Blick auf die Uhr zeigte ihr an, dass es noch vor acht Uhr war. Sie hatte gut und gerne zehn Stunden geschlafen und fühlte sich fit. Nachdem sie sich herzhaft gestreckt hatte, schlurfte sie zur Eingangstür, öffnete sie und blinzelte in die Sonne. Der stahlblaue Himmel kündigte tatsächlich einen wundervollen Sonnentag an. Für einen Moment genoss sie den Blick über die Poolebene und das vor ihr liegende Meer, das in der Sonne glitzerte. Doch dann holten sie die Gedanken an Ron wieder ein, und der kurze Anflug von guter Laune verflog augenblicklich.
Sie schloss die Tür, ging ins Bad, zwirbelte sich einen Pferdeschwanz zurecht und machte sich fertig. Die Idee, noch vor der Yogastunde Schwimmen zu gehen, verwarf sie gleich wieder, da sie sich eigentlich nicht mal zu dieser Yogastunde aufraffen konnte. Aber sie hatte es Maureen versprochen.
Mit einer kurzen Hose und einem T-Shirt bekleidet, verließ sie das Haus und setzte sich auf einen Liegestuhl am Pool. Ron geisterte durch ihre Gedanken, und auch wenn sie ihn nicht mehr sehen wollte, konnte sie ihn trotzdem nicht aus dem Kopf bekommen. Als sie sich deswegen über sich selbst ärgerte, tauchte ein neuer Gedanke auf. Ob es in der Wohnung schon langsam nach Fisch roch? Lena hoffte es. Die Vorstellung, wie Ron in der Wohnung nach der Ursache suchte und die Quelle nicht finden konnte, entlockte ihr ein Lächeln. Erst würde er den Müll rausbringen und durchlüften, später würde er die Rohrleitungen mit irgendeinem seiner Zaubermittel bearbeiten, doch es würde nichts nützen. Vielleicht würde er das eine oder andere Versteck finden, aber er würde lange suchen müssen, und sie dabei verfluchen. Lenas Lächeln wurde noch breiter. Sollte er sie doch verfluchen! Denn sie verteufelte ihn nicht weniger für das, was er ihr angetan hatte.
»Was ist denn das für ein merkwürdiges Lächeln am frühen Morgen?«, begrüßte Maureen sie. Maureen trug eine Dreiviertelhose und ein ärmelfreies Sportoberteil in dezentem Grau.
»Guten Morgen«, erwiderte Lena und bemerkte, dass sie tatsächlich immer noch vor sich hin grinste. »Ich habe mir gerade bildlich vorgestellt, wie Ron den
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