Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
nicht in Sicht. Außerdem spiele ich bald einen Einzelgänger, und da kann es nicht schaden, ein bisschen alleine unterwegs zu sein.«
Julian nickte. Lena wandte sich ab und ging zur Bar, um die Getränke zu holen. Die Rolle mit dem Einzelgänger glaubte sie nicht eine Sekunde! Allerdings bewunderte sie, wie schnell Marcel eine glaubhafte Ausrede dafür gefunden hatte, alleine im Restaurant aufzutauchen. Er hätte auch problemlos im Maricel essen können, denn die Hotelküche musste nach Niklas` Aussage fantastisch sein. Wenn auch nicht so gut, wie Annas Braten, wobei Anna wegen seines Kompliments die Augen verdreht und geschimpft hatte, er solle sich schämen, beim Lügen nicht einmal mehr zu erröten.
»Schon wieder hoher Besuch«, flüsterte Theo ihr ins Ohr, als sie die Gläser auf ihr Tablett stellte. »Und ich dachte, er zeigt sich nur mit langbeinigen Blondinen in der Öffentlichkeit.«
»Vielleicht hat er alle Blondinen auf Mallorca schon durch und keine will mehr was mit ihm zu tun haben«, spottete Lena und zwinkerte Theo zu.
»So habe ich es noch gar nicht betrachtet. Die paar Klapperschnepfen aus Portals hat er mit Sicherheit schnell durch. Tja, darum darf nun Julian den Alleinunterhalter spielen.« Theo trat beiseite, um Lena den Weg freizugeben.
Auch wenn Marcel sie aufmerksam ansah, kam kein anzüglicher Kommentar. Vielleicht lag es auch daran, dass Julian den Abend mit ihm verbrachte. Die beiden lachten viel und saßen auch nach zwei Stunden noch bei einer Tasse Kaffee beisammen.
Das Lokal war an diesem Abend nur mäßig besetzt und sie unterhielt sich in der freien Zeit mit Theo. Er schien tatsächlich einen falschen Eindruck erweckt zu haben, denn er erwies sich als sehr unterhaltsam und witzig, wobei sich Lena teilweise zusammenreißen musste, um nicht laut loszulachen. Einen Lachanfall des Personals hätte Julian mit Sicherheit nicht gutgeheißen. Und nachdem er sie beobachtete, wie sie die Teller servierte und wieder abräumte, wollte sie sich keinen Patzer leisten. Auch wenn sich Marcel locker gab, so spürte sie doch oftmals seinen Blick. Mehrmals hatte sie sich umgedreht und direkt in seine Augen geblickt.
Der Abend verlief trotzdem angenehmer, als sie befürchtet hatte. Julian schien ein guter Bremsklotz zu sein, denn Marcel zeigte sich höflich, und als er bezahlte, bedankte er sich mit einem verschmitzten Lächeln für den aufmerksamen Service und wünschte ihr einen schönen Abend.
Zum ersten Mal kamen Lena Zweifel, ob Marcel es wirklich darauf anlegte, diese Wette zu gewinnen, denn nichts hatte an diesem Abend den Anschein erweckt.
Nachdem die Gäste verschwunden waren und auch die Abrechnung erfolgt war, bemerkte sie, dass Marcel zwar ein großzügiges Trinkgeld hinterlassen hatte, es aber weder übertrieben hoch, noch ein Zettel beigefügt war. Lena steckte den Umschlag mit dem Trinkgeld ein und grübelte darüber nach, wie sie nun weiter vorgehen sollte.
Plötzlich tauchte Theo neben ihr auf. »Hast du noch Lust auf einen Absacker?«
Nachdem sie schon vor zwanzig Minuten Carina abgesagt hatte und sie wirklich nur nachdenken wollte, was sie nun tun sollte, vertröstete sie auch ihn auf einen anderen Abend.
Theo beugte sich zu ihr hinab, küsste sie auf die Wange und nickte. »Dann schlaf dich aus.«
»Danke. Und ein andermal komme ich bestimmt mit.«
Theo zwinkerte ihr zu. »Und ob du das tun wirst. So leicht werde ich es dir nicht immer machen.«
Fünfzehn Minuten später stand sie vor ihrem Fahrrad und starrte es nachdenklich an. Eigentlich wäre es besser, zu Fuß zu gehen. Vielleicht lungerte Marcel ja doch noch in der Gegend herum. Sie bückte sich hinunter, ließ die Luft aus dem Hinterreifen, steckte die Luftpumpe in ihre Handtasche und machte sich auf den Heimweg. Sollte er wirklich irgendwo auf sie stoßen, wollte sie wenigstens eine gute Ausrede parat haben, warum sie das Rad nicht genommen hatte.
Sie schlenderte die Parallelstraße zur Uferpromenade entlang, bevor sie links die steil ansteigende Straße hochging, die zur Hauptstraße führte. Theo schien ganz nett zu sein und sie überlegte, ob sie nicht doch besser mit ihm hätte etwas trinken gehen sollen. Denn wenn sich Marcel noch im Hafen befände, wäre sie ihm eventuell in einer der Bars über den Weg gelaufen. Aber was hätte sie dann getan? Sie schüttelte den Kopf und ärgerte sich, dass sie sich immer noch keinen Plan zurechtgelegt hatte.
Die milde Nachtluft streichelte ihre nackten Arme und
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